TO KILL ACHILLES

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Eine richtige Band

Vor Jahren sah ich TO KILL ACHILLES zufällig als Support von I KILLED THE PROM QUEEN und schnappte mir CD und Sticker vom Merchtisch. Danach wurde es erst mal still um die Band aus Schottland. Nun ist das neue Album „Something To Remember Me By“ auf dem Weg. Ich spreche mit dem jetzigen Sänger Mark Tindal darüber, wie es sich anfühlt, nach langem wieder etwas zu veröffentlichen, und wie man als Band (zusammen-)wächst, obwohl Stillstand in der Musikindustrie herrscht.

Jahre sind seit eurem ersten Album „Existence“ vergangen. Ihr habt einen Vertrag mit Arising Empire unterschrieben, veröffentlicht neue Musik. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Wir haben in dieser Zeitspanne eine Menge Veränderungen durchgemacht. Ich war früher am Keyboard, jetzt übernehme ich den Hauptgesang. Wir wechselten auch den Schlagzeuger, Andy Ptolomy wurde durch Kieran Smith ersetzt. Diese beiden Schritte waren notwendig, damit wir wachsen konnten. Wir schlossen uns ein, schrieben eine Platte und sind wieder da, um zu beweisen, dass wir etwas zu sagen haben. Wir haben uns nie aufgelöst. Drei von uns leben zusammen, die anderen beiden wohnen zehn Minuten entfernt, wir sind nie ohne einander. Wir hatten das Gefühl, dass die Musik wichtiger ist, als weiterhin Shows zu spielen, also nahmen wir uns etwas Zeit, um wirklich zu uns selbst zu finden, herauszufinden, was wir erreichen wollten. Das Album war ein schwieriger Prozess. Wir hatten viel zu sagen und nur eine Stunde Zeit dafür, aber wir haben das Gefühl, dass wir uns währenddessen viel näher gekommen sind, was das Album für uns noch bedeutungsvoller macht.

Wie war die Kooperation mit Arising Empire? Ihr habt euer erstes Album ja ohne ein Label veröffentlicht.
Es war großartig, mit einem Label zu arbeiten, sie haben uns wirklich die Freiheit gegeben, uns kreativ auszuleben, und uns während des gesamten Prozesses unterstützt. Es ist eine tolle Sache, ein Team von Leuten hinter sich zu haben, die an unsere Botschaft glauben. Bei der ersten Platte waren wir nur Kids, die Musik auf Spotify gestellt haben, jetzt fühlt es sich an, als ob wir eine richtige Band wären.

Die Texte klingen, als hättet ihr eine Menge zu verarbeiten.
Die Texte als Hauptsänger zu schreiben, ohne sie von jemand anderem singen zu lassen, gab mir die Möglichkeit, alles auszudrücken, was ich fühlte, ohne Einschränkung. Es waren alles Dinge, die wir erlebt haben, Dinge, über die ich einfach nur schreien wollte, denn meistens kann man über diese Themen gar nicht reden. Ich fühle mich wirklich gesegnet, dass der Rest der Jungs mir vertraut. Es war eine ungeheure Erleichterung, die ich während der Arbeit an dieser Platte gespürt habe.

Der Opener namens „fourpercent“ handelt von Alkoholismus. Wie haben die Leute in deinem engsten Umfeld darauf reagiert? Macht es einen nervös, einen so persönlichen Song zu veröffentlichen?
Ganz und gar nicht. Wir haben alle mit Alkoholismus zu tun, wir denken immer, dass wir einfach gerne Party machen, wenn wir auf Tour sind, aber wenn man nach Hause kommt und die Party nicht aufhört, dann gibt es ein Problem. Das betrifft nicht eine einzelne Person in der Band, wir fühlen es alle. Das Wichtigste ist wohl, zuzugeben, dass man ein Alkoholproblem hat, sollte kein Stigma sein. Ich spielte den Song meiner Mutter vor und sie fragte mich, ob das, wovon ich sprach, wahr sei. Sie verbrachte viel Zeit damit, mit mir zu reden und sicherzustellen, dass es mir gut geht, und das liebe ich an diesem Song. Er hat mir geholfen, Gespräche zu führen, die ich mir sonst nie zugetraut hätte.

Ein weiteres Thema ist die Einsamkeit, die sich aus dem Umstand ergibt, dass ihr oft von zu Hause weg seid. In „Oh god, I‘ve never felt this low“ fasst ihr eure Dankbarkeit für diesen Lebensstil in Worte, aber auch den Tribut, den er fordert. In „On my mind“ geht es darum, wie es sich auf Beziehungen auswirkt.
Ja, „OGINFTL“ war eigentlich die Idee unseres Gitarristen Larry, er ist oft unser Fahrer auf Tour. Er erzählte uns eine Geschichte, wie wir alle hinten im Van schliefen und er merkte, dass er tausend Meilen von zu Hause entfernt war, tausend Meilen von seinen Liebsten, und selbst wenn er wollte, könnte er nicht weg, denn die Menschen, mit denen er unterwegs war, verließen sich auf ihn. In diesem Moment war die pechschwarze Straße sein Zuhause, ob es ihm gefiel oder nicht. Manchmal ist es einfach scheiße, das zu tun, was man liebt, und das ist okay. Darum geht es bei „OGINFTL“. Und in „On my mind“ sprechen wir über die Belastung, die man einem Partner zumutet, weil man seinen Träumen folgen will. Ich habe versucht, darüber zu schreiben, dass ich verstehe, wie schwer das ist. Was ich nicht wusste, war, dass ich über das Scheitern dieser Beziehung schrieb. Es ist schwer, beides zu vereinbaren, ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, aber bis jetzt habe ich es noch nicht erlebt.

Konntet ihr die Pandemie wenigstens etwas nutzen, um persönliche Probleme anzugehen, weil die Musikindustrie eine Pause einlegen musste?
Irgendwie nicht, haha. Zum Glück hatten wir die Platte fertig geschrieben, bevor die Pandemie in Großbritannien voll zuschlug, und wir haben diese Auszeit genutzt, um herauszufinden, wie wir das präsentieren wollten, was wir erschaffen hatten. Wir hatten schon immer eine DIY-Arbeitsethik, also nutzten wir die unglaubliche Begabung unseres Gitarristen Marc Sharp, um alle Videos und visuellen Inhalte für dieses Album zu produzieren, und unserer Meinung nach hat er hat er es absolut auf den Punkt gebracht. Er hat dieses Jahr wirklich hart für uns gearbeitet und wir sind total glücklich mit dem Ergebnis.