Warum eigentlich wieder TERRORGRUPPE? Warum war es 2005 aus und vorbei mit einer von Deutschlands charismatischsten Punkbands, und warum haben sich Jacho alias Johnny Bottrop und Archi alias MC Motherfucker sowie Zip Schlitzer Ende 2013 wieder zusammengerauft? Und warum eine neue Platte? „Tiergarten“ erscheint Mitte Januar 2016? Also ...
Warum eigentlich wieder TERRORGRUPPE?
MC: TERRORGRUPPE waren für mich Anfang 2005 an einem Endpunkt angekommen. Ich habe damals keine Möglichkeit mehr gesehen, die Band so zu verändern, dass ich wieder motiviert genug gewesen wäre, neue Sachen anzugehen.
Johnny: Archi hat seine Ambitionen eher auf dem Recording- und Produzenten-Sessel gesehen als in dem Aufnahmeraum daneben. Oder auf der Bühne. Er hatte auch ein paar Vorschläge, wie man in Zukunft alles anders machen könnte, aber es kam keine gemeinsame Linie zustande.
MC: Darum hab ich die Band verlassen ...
Johnny: ... und der Rest machte dann als die THE BOTTROPS weiter, aber Maschine ist noch vor dem Release der ersten Platte wieder ausgestiegen. Damit wurde die Band dann ganz was anderes und war nicht mehr mit TERRORGRUPPE vergleichbar. Archi und ich haben all die Jahre Platten zusammen gemacht, er hat aufgenommen und gemixt, ich habe die dann bei Destiny Records veröffentlicht: THE MOVEMENT, SCHEISSE MINNELLI, DIE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM, die INFERNO-Remasters oder auch mal was von TERRORGRUPPE, zum Beispiel so eine DVD namens „Sündige Säuglinge hinter Klostermauern zur Lust verdammt!“.
MC: Und genau diese DVD hat uns wieder zusammengebracht. Ich war all die Jahre immer konsequent gegen ein Comeback, doch irgendwann nach den dreißig Interviews zu „Sündige Säuglinge...“ wollte Herr Bottrop mit mir spazieren gehen und ich wusste genau, was er wollte. Der Mann ist für mich nach über 25 Jahren wie ein offenes Buch. Und ich bin mitgegangen. Ich glaube, ich wollte einfach mal wieder eigene Musik machen, die ich auch zu 100% feiere. Das war so ein ähnlicher Moment wie 1993, als wir uns gründeten, und es fühlte sich richtig an. Ich war mir aber bis nach den ersten paar Shows im Sommer 2014 nie so richtig sicher, ob es nicht die falsche Entscheidung war. Jetzt nach dem Mixen des Albums bin ich so langsam beruhigt.
Wie habt ihr Zip Schitzer überzeugt, wieder mitzumachen – und wer sind die beiden neuen, Kid Katze und Eros Razorblade?
Johnny: Wir haben uns alle drei zufällig in der Jail Bar getroffen, das heißt nee, ich kam erst 15 Minuten später dazu. Da war Zip schon fest in die Band wieder eingestiegen.
MC: Ich habe ihn überredet. In einer Bar, Mann, das ist so Klischee. Aber nüchtern hätte ich das wohl versemmelt. Zip war immer der wahre und einzige Bassist von TERRORGRUPPE, er hat den Style und außerdem hat er dann noch seinen Drummer-Freund Kid Katze in die Band gebracht und er hat uns Eros Razorblade vorgeschlagen, nachdem uns Hermann von Hinten als Multi-Instrumentalist abgesagt hatte.
Johnny: Ja, stimmt! Den hatten wir anfangs ja auch gefragt. Herr von Hinten ist zwar nicht wirklich ein Multi-Instrumentalmusiker, aber er hatte früher immer einen unglaublichen Instinkt für genau das richtige Stilmittel zur richtigen Zeit. Man hat ihm eine Mundharmonika in die Hand gedrückt und eine halbe Stunde später gab’s den Song „Voll geile Studio-Session mit Bo Diddley“. Er hat uns leider abgesagt. Deswegen können wir auch immer nur in die Infotexte schreiben: „Comeback in fast derselben Besetzung wie auf ,Musik für Arschlöcher‘.“ Aber dafür haben wir jetzt Eros Razorblade, den multi-instrumentalen Mann, der auch noch gut singen kann.
MC: Eros Razorblade heißt in echt anders und singt auch bei TUSQ und war der Frontmann von den D-SAILORS und kann entsetzlich viele Instrumente spielen. Kid Katze kam vor ein paar Jahren aus Tel Aviv nach Berlin und ist eigentlich ein gelernter Jazzdrummer.
Apropos Eros, seine Orgel prägt recht markant den Sound der „neuen“ TERRORGRUPPE. Warum das Soundpimpen mittels Tasteninstrument, das mir übrigens sehr gut gefällt?
MC: Gerade die Orgel passt zu Punk wie Arsch auf Eimer, da kannst du eigentlich nichts falsch machen. Ich wollte grundsätzlich weg von diesem typischen Neunziger-Jahre-Gitarrenbrett-Sound, der ja seine Ursprünge eigentlich im Achtziger-Jahre-Hardcore-Punk hatte. Die Siebziger haben sich für mich über die Zeit als die viel stärkere Punksound-Ära herausgeschält, und um nicht einfach nur stumpf retro zu klingen, war der Orgelsound eine simple Lösung.
Johnny: Ich dachte dabei schon ein bisschen an alte Punk- und Proto-Punk-Helden wie DICKIES, Elvis Costello, STRANGLERS und Sixties-Garagepunkers oder an DAMNED und TSOL ... und JOYKILLER. Aber nicht bloß einfach retro, sondern modern gespielt und aufgenommen.
MC: Du musst nicht mehr tausend langweilig verzerrte Gitarren übereinander aufnehmen und hast dank der Orgel trotzdem diese Sound-Dichte, die unsere Musik schon immer ausmachte.
Johnny: Diese fette Vielschichtigkeit, die einerseits ein wuchtiges Brett produziert, aber andererseits auch Platz für viele kleine Melodien und Harmonieverschiebungen lässt.
Sowieso klingt die „neue“ TERRORGRUPPE powerpoppiger als die alte, irgendwie „gereifter“ – mit englischen Texten wäre das eine ganz andere Band als früher. Was hat euch musikalisch in den letzten Jahren begeistert?
Johnny: Studioaufnahmen gehen bei uns ja eigentlich nie mit einer bestimmten Vorstellung los, das muss jetzt aber so und so klingen und nicht anders. Das wäre uns viel zu geplant und zu berechnend. Wir haben ja alles live eingespielt, alle fünf Musikinstrumentenbesitzer in einem Raum.
MC: Die Riffs und die Kompositionen unterscheiden sich gar nicht mal groß von unseren frühen Liedern. Wir haben vielleicht weniger Highspeed-Nummern, aber die Entscheidung, so eine typische konventionelle Punk-Wall-of-Guitar-Produktion zu vermeiden, bringt auch wesentlich mehr Durchsichtigkeit in die Aufnahmen. Daher wahrscheinlich deine Assoziation zu Powerpop.
Johnny: Man kann so was wie „Kritik“, „Widerspruch“ und „Dissenz“ auch anders darstellen als mit zehn übereinander gelegten Digitalspuren von tiefergelegten Metall-Klampfen.
MC: Begeistert haben mich tatsächlich in den letzten zehn Jahre kaum noch neue Punkbands. Ich habe eher wieder alte Bands wie POLICE, THE CARS, THE REPLACEMENTS, die STRANGLERS oder MC5 für mich entdeckt.
Johnny: Doch, mich begeistern noch neue Bands, aber eher etwas abseits des normalen Musikgeschehens, die Berliner Combos PISSE und PUFF zum Beispiel, oder THE NOT AMUSED, die TONYA HARDINGS oder DIÄT, wobei die ja auch schon wieder mehr so „retro“ sind.
Ihr seid typische zugereiste „Ur-Kreuzberger“ und in den Achtzigern aus dem Westen kommend dort gelandet. Wie hat sich euer „Biotop“ verändert? Mitte der Neunziger und auch noch vor zehn Jahren war das ein anderes Pflaster als das Hipster-Paradies mit immer teureren luxussanierten Wohnungen, das es heute ist. Wie passt die alte neue TERRORGRUPPE da rein? „Der Maximilian“ scheint sich ja auch darum zu drehen.
Johnny: Der Maximilan ist eine echte real existierende Person. Reiche Kinder von reichen Eltern strömen von überall her nach Kreuzberg, weil es da so toll und bunt ist, und kaufen Etagen und Lofts oder ganze Häuser auf, engagieren widerwärtigste Hausverwaltungen und angebliche „Sanierungs-Architekturbüros“ und Baufirmen, um die alten Mieter rauszujagen, die eigentliche Bevölkerung von Kreuzberg oder Gewerbemieter von Bars, Projekten, Kinderläden, alteingesessene Geschäfte und Lebensmittelläden.
MC: Der Dritte Weltkrieg namens „Reich gegen Arm“ ist in Kreuzberg und Neukölln angekommen. Das unbeschwerte, subkulturelle Inselleben, in dem wir uns noch in den Achtzigern und Neunzigern suhlen konnten, geht langsam aber sicher zu Ende, das ist traurig. „Der Maximilian“ hat einen leicht traurigen, nicht wirklich aggressiven oder wütenden, aber sehr ehrlichen Refrain. Das gefällt mir sehr gut an dem Lied. Viele Leute haben schon aufgegeben und sind in billigere Außenbezirke gezogen.
Johnny: Auch die wirklich guten und spektakulären Clubs ziehen langsam ab in Richtung jenseits vom S-Bahn-Gürtel. Mal schauen, wie lange die TERRORGRUPPE noch Mitten in Downtown Kreuzberg-Friedrichshain am Flussufer ihren Proberaum behalten kann. Dreimal wurden wir schon weggentrifiziert.
MC: Weil ich es immer gewohnt war, billigen Raum zum frei agieren zur Verfügung zu haben, werde ich wahrscheinlich auch bald diesen Bezirk verlassen müssen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ein eigenes Studio kann ich mir – bei meiner eher legeren Arbeitsweise – jetzt schon nicht mehr leisten. Ich produziere gerade Musik in meinem Wohnzimmer.
Johnny: Das besonders Zynische an diesem Krieg „Reich gegen Arm“, der da jetzt in Kreuzberg und Nord-Neukölln tobt, sind ja die Entwicklungen, die diesen Krieg überhaupt erst befeuert haben. Weil der Kapitalismus als solcher überhaupt gar nicht mehr zu funktionieren scheint und alle Märkte und Mächte sich nur noch von einer Krise zur nächsten hangeln, parken immer mehr reiche Menschen ihr ganzes Vermögen in Immobilien. Das ist oftmals Geld, das sie selber zum Beispiel in Südeuropa oder im Nahen Osten zu Lasten der dortigen Bevölkerung ergaunert haben. Die Berliner Gebäude sind eben immer noch etwas preiswerter als die in London, New York oder Madrid. Jetzt trifft diese große Geldflucht der Superreichen mit voller Härte genau die Menschen, die in den späten Siebziger und frühen Achtziger Jahren unter Tränengas- und Knüppelorgien den Bezirk Kreuzberg überhaupt erst vor dem totale Beton- und Autobahnkreuz-Kahlschlag gerettet haben, und deren Kinder.
Euer Cover ist ein Selfie, das ein Schopfmakake im indonesischen Regenwald mit der Kamera des Fotografen David Slater selbst gemacht hat und um das es einen Rechtsstreit gab: Slater stritt sich mit Wikipedia darüber, wer die Rechte am Bild hat – er oder der Affe? Die US-Copyright-Behörde sagt: Kein Copyright bei Affen-Selfies. Warum also dieses Cover?
MC: Das Foto sieht einfach nur gut aus! Ich bekomme gute Laune beim Betrachten des Affen und es nutzt sich nicht ab. Perfekt für das Cover eines Albums namens „Tiergarten“ von einer Band namens TERRORGRUPPE. Und es war eine freie Wikimedia-Commons-Lizenz. Ich frage mich eher, warum noch keine andere Band auf die Idee kam, das als Coverartwork zu nutzen.
Johnny: Wir spekulieren jetzt eigentlich nur darauf, dass der Affe uns irgendwann wegen Urheberrechtsverletzung verklagt. Wir wären dann die weltweit erste Musikgruppe, die von einem Affen verklagt wird. Das hat noch nicht mal Michael Jackson geschafft.
MC: Dann reiße ich dem geldgierigen Affen, der auf diese Urheberrechte besteht, die ich eh nicht verstehe – scheiß GEMA an der Stelle –, höchstpersönlich den rosaroten Arsch auf.
Ihr habt bis heute so ein gewisses Kiddie-Punk-Image, seid aber doch schon eher in der Altersklasse Ü40. Wie – und wieso? – bewahrt man sich seinen jugendlichen Humor? Stößt so was nicht manchmal bei „normalen“ Altersgenossen auf Verwunderung?
Johnny: Unsere Herzen sind jung.
MC: Ich hasse meine Generation, oder 95% davon. Die tun verwundert, während sie ihr erwachsenes, langweiliges, bürgerliches Leben führen oder sich in der Kneipe tot saufen, während sie Joe Strummer lobpreisen. Das ist traurig und absurd. Ich habe das Glück, oft mit viel jüngeren Künstlern zu arbeiten. Das hält mich irgendwie davon ab, meine Zeit mit gleichaltrigen Zombies zu verbringen, die mich beißen und anstecken könnten.
Johnny: Ich habe oft Probleme mit gleichaltrigen Freunden und der Family, muss mir oft solche Vorwürfe anhören wie „Du und dein Punk, willst du nicht langsam mal erwachsen werden?“. Im Frühjahr hat mich meine liebe Frau verlassen mit den Worten: „Du bleibst immer gleich, du denkst wohl, du musst dich nie ändern!“ Nöö, muss ich auch nicht. Punkt. Das war jetzt meine dritte große Liebe, die so geendet ist. Die Menschen um mich herum fallen reihenweise um und werden plötzlich doch noch erwachsen und last-minute-bürgerlich und meinen dann allen Ernstes, sie wären jetzt „reifer“ oder so was. Ich komme mir vor wie der Highlander, bleibe immer auf derselben jugendlichen Entwicklungsstufe und alle in der Außenwelt altern und verkrusten.
In dem Song „Neulich Nacht“ von 1998 thematisiert ihr Homosexualität. Wie steht ihr zu dem Stück 17 Jahre später?
Johnny: Ich mag es total gerne live spielen.
MC: Ja, ich auch. Ich sehe dann immer sehr genau, wer im Publikum schwul ist. Da fangen die Augen an zu leuchten, wenn das Lied kommt, und sie singen die Nummer so inbrünstig mit wie keiner um sie herum.
Johnny: Auch die Mädchen. Und die, die bi sind.
MC: Ich glaube, die Nummer war ein Glücksgriff. Anscheinend beschreibt der Text genau die entscheidende Phase in der Entwicklung eines jungen Pubertierenden, wenn er ganz unbewusst das erste Mal merkt, dass da was sexuell in Richtung desselben Geschlechts läuft. Das haben mir als Hetero schon mehrere Schwule bestätigt. Instinktiv alles richtig gemacht, sage ich mal. Ich habe damals nicht lange über den Text nachgedacht. Er schrub sich von schnell in ganz alleine.
Und wie hat sich die Punk-Szene in ihrem Umgang mit Homosexualität und Homophobie verändert? „Küsse töten“ vom neuen Album greift das Thema aus anderer Sicht wieder auf.
MC: Damals wurden wir ja noch von Fans angefeindet, so in der Art: Seid ihr bekloppt, was macht ihr da für Lieder, jetzt werde ich in der Schule als Schwuchtel beschimpft. Ich denke, die Zeiten sind vorbei, aber das Thema Homophobie ist noch lange nicht erledigt, darum der Song.
Johnny: Ich meine zu erkennen – jedenfalls nach dem, was ich auf Konzerten in Berlin mitkriege –, dass so was wie Homophobie in der Szene mittlerweile absolut verpönt ist, auch im ganz harten „Testosteron-Hardcore“. Völlig inakzeptabel. Nicht nur in der Punk- und Hardcore-Szene ist Berlin ja so was wie eine glückliche Insel, auch in fast allen anderen Styles und Musikkulturen ... aber leider umgeben von einem riesengroßen Meer von Dummheit und Intoleranz, besonders in Osteuropa, aber auch im Süden. Deswegen wollen ja so viele junge Menschen aus Ost, West, Nord und Süd hier hin.
MC: Kommt alle nach Berlin, hier könnt ihr frei von Phobie und Intoleranz alles ficken, was einen Herzschlag hat! Yeah! Oder auch Bäume! Ich habe letztens einen MDMAler im Görli beobachtet, wie er mit runtergelassenen Hosen einen Baum ficken wollte.
Johnny: Wie heißt eigentlich das wissenschaftliche Fachwort, das die sexuelle Präferenz für Pflanzen und Bäume beschreibt?
MC: Na, Botanimismus, also Botasexualität und die Gegner sind botaphob und die Praktizierenden werden liebevoll Botaniker genannt. Und in Baden-Württemberg demonstrieren dann besorgte Bürger, weil überall Sperma an den Apfelbäumen klebt. Iiihhhhh!
Ihr habt „Tiergarten“ im Studio Wong in Berlin mit Andi Bückle aufgenommen. Wieso da und mit dem, was kann der gut?
MC: Das Studio war perfekt für unseren Plan. Die richtige technische Peripherie für eine Live-Aufnahme ohne Kopfhörer, ein trockener, aber nicht tot oder gedrungen klingender Aufnahmeraum. Und mit Andi Bückle hatten wir einen Engineer, der sein Studio in allen akustischen Details kennt und seine Technik blind beherrscht. Ich habe ja gespielt und gleichzeitig produziert, da brauche ich in der Regie jemanden, auf den ich mich zu 100% verlassen kann, sonst platzt einem da der Kopf.
Johnny: Andy bleibt immer ruhig und easy und drängt sich nicht in den Vordergrund. Er macht immer alles genauso, wie wir es wollen, und gibt ab und zu ein paar wertvolle Tipps.
Helft mir zum Schluss doch bitte, drei Songs des „Tiergarten“-Albums zu entschlüsseln. Was hat es auf sich mit „Mitfahrzentrale in’s Glück“?
MC: Das ist ein typischer Drogensong im Stil der Siebziger oder frühen Achtziger, „Golden brown“, „China girl“, „Waiting for my man“ oder so was. Nicht pro oder anti, er beschreibt lediglich subtil die Situation, in der du dich befindest. Du reflektierst deine aktuellen oder vergangenen Süchte mit solchen Liedern, um dahinterzukommen, was du da tust und warum du das eigentlich tust. Der Weg in diesen Glücksrausch ist oft langsam und beschwerlich wie Reisen mit der Mitfahrgelegenheit, Geld beschaffen, Droge besorgen, Droge nehmen, Glück. Dann plötzlich lässt die Droge ganz schnell nach und schnell wie in einer Rakete wirst du wieder in die scheiß Realität zurückbefördert. Ekelhaft.
„Winnetou“
Johnny: Die Komplettierung unserer Reihe „Amerika“ und „What is wrong with the Americans?“ zu einer echten Trilogie. Wir müssen mal eine EP daraus machen, Titel: „Es war einmal in Amerika“. Teil drei schüttet beißenden Spott über die amerikanischen Eliten aus, die Ökonomie, die Prüderie, Paranoia und Überwachung, die verlorenen „War on Drugs“ und „War on Terror“, aber wir beenden das Ganze dann plötzlich mit der „dritten Strophe“ unseres Amerikaliedes, mit einem Blick auf das tolerante Sachsen, das Heimatland von Karl May. Alle unsere kalifornischen Freunde schimpfen übrigens noch viel mehr über die USA und ihre Mächtigen, als uns jemals einfallen würde.
MC: Ich bin bestimmt kein großer „Antiamerikaner“, aber ich fand schon immer, dass man mit kritischen Liedern über die USA die gesellschaftspolitischen Zustände hierzulande besonders subtil und ironisch beschreiben kann. Du führst die Hörer ganz perfide aufs Glatteis. Sie lachen über die doofen degenerierten Amis und merken gar nicht, dass sie selber schon in einem eins zu eins kopierten System leben.
„Blutbürger“
MC: Bottrop ist ein verdammter Hellseher. Diese Woche erst stolperte ich im Internet über eine News-Meldung, da haben sich wohl Leute in einer Aldi-Filiale um irgendsoein Thermokochinstrument gefetzt und geprügelt. Die zweite Zeile in dem Lied lautet: „Im Einkaufsland ein Schützenfest, wenn man sie von der Leine lässt“ – das unreflektierte Konsumverhalten der sogenannten „richtigen“ Deutschen. Jetzt wurde der Text plötzlich Wort für Wort Realität.
Johnny: In einer Aldi-Filiale!
MC: Und dann keifen die Blutbürger laut auf, wenn sich ab und zu mal ein paar gestresste Bürgerkriegsopfer in überfüllten Flüchtlingsheimen keilen. Das ist grotesk. Auch die Wortkreation „Gutwürger“ feiere ich enorm.
Johnny: Natürlich ist das Oberthema des Liedes dieser ganze PEGIDA-HoGeSa-AfD-Rechtsbürger-Reichsmob – Subjekte, die alle tatsächlich so etwas wie eine „reine wahre deutsche Kulturnation“ herbei halluzinieren, ohne zu merken, dass diese Kulturnation längst tot ist, schon seit mehr als achtzig Jahren, umgebracht im Jahr 1933 von den Nazis.
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