Bei Birmingham fällt mir zuerst der SEX PISTOLS-Song „Bodies“ ein, der mit der Textzeile „She was a girl from Birmingham“ beginnt und dann nicht mehr so lustig weiter geht. Mit dem Punkrock der Pistols haben TEMPLETON PEK freilich musikalisch wenig zu tun, das Trio, bestehend aus Kev Green (guitars, vox), Neal Mitchell (vox, bass) und Simon Bradford (drums), verbindet eher wie RISE AGAINST aggressiven Punkrock mit sehr melodiösem Gesang. Neal beantwortete meine Fragen zu seiner Band – und zu Birmingham.
Neal, wie immer die harten Fakts zu Beginn.
Wir sind TEMPLETON PEK und unser erstes Album erschien 2007 zuerst in Japan, ein Jahr später dann in Großbritannien, und 2009 in Deutschland. Im Februar kommt unsere neue Platte „Scratches & Scars“, auch wieder auf Long Beach Records. Wir kommen aus Birmingham, der Heimat von Metal, Curry, Kanälen und eines komischen Dialekts. Gegründet haben wir uns ganz einfach deshalb, weil wir Bock auf eine Band hatten, gerne auf Tour sind und es Spaß macht, als Band überall Freibier geboten zu bekommen. Klar, ist es hart für eine Band, aber wir spielen so viele Shows wie möglich und es gibt ein paar Leute, die an uns glauben.
Birmingham – manche Leute denken da sofort an die großen Metal-Bands dieser Stadt.
Ich denke, es gehört zu Allgemeinbildung zu wissen, dass BLACK SABBATH und JUDAS PRIEST aus Birmingham kommen, aber auch G.B.H. sollte man nicht vergessen. Das heißt aber nicht, dass wir von denen beeinflusst wären. Auch heute noch gibt es eine aktive Musikszene in Birminham, aber ehrlich gesagt haben wir mit der nicht so viel zu tun, weil wir versuchen, so viel wie möglich unterwegs zu sein und weniger in Birmingham zu spielen. Andere Bands sind damit zu frieden, möglichst viele Shows in ihrer Stadt zu spielen, aber ich denke, damit schränkt man sich zu sehr ein. Klar, spielen wir gerne in Birmingham, aber es macht auch viel Spaß in anderen Ländern und Städten aufzutreten und immer wieder vor neuen Leuten zu spielen.
Man hört auch immer wieder, dass Großbritannien ein schwieriges Pflaster geworden sei für Punk- und Hardcore-Bands, weil das Geschäft immer stärker kommerzialisiert wurde.
Für einheimische Bands ist es schwer geworden, gerade weil die Bands, die am meisten Leute ziehen, jene sind, die einem bestimmten Modebild entsprechen – und was Mode ist, kontrollieren die großen Musikmagazine und Konzertagenturen. Wir sind stolz darauf, nicht Teil irgendeiner Mode zu sein. Aber auch eine Band wie RISE AGAINST ist erfolgreich, das ist eher unser Ding, und wir haben in letzter Zeit auch schon mit PENNYWISE und BAD RELIGION gespielt, die immer noch viele Fans haben. Das sind aber auch alles etablierte Bands, und für kleinere Bands ist es echt schwer zu überleben und eine Nische zu finden. Ich finde es aber auch cool, dass britische Metalbands wie BULLET FOR MY VALENTINE oder BRING ME THE HORIZON es geschafft haben, sich einen Namen zu machen.
Wenn wir schon beim Namedropping sind: Auf welche Bands, welche Alben könnt ihr euch denn in der Band einigen?
Ich glaube, unseren Sound hat mehr das permanente Touren seit der Veröffentlichung unseres Debüts „No Association“ geprägt als konkrete Platten oder Bands. Wir sind einfach bessere Livemusiker und Songschreiber geworden durch die ständige Übung, und das hat unsere Songs besser gemacht. Im Vorfeld unseres neuen Albums haben wir uns viele Platten angehört, um herauszufinden, wie andere Bands aufnehmen und produzieren und daraus zu lernen, denn wir haben unsere Album selbst produziert und aufgenommen. Unser Ziel war es, mit einem kleinen Budget ein Album aufzunehmen, das mit Platten mithalten kann, für die viel, viel mehr ausgegeben wurde.
Eurer Thankslist kann man entnehmen, dass ihr die Platte über einen Zeitraum von sechs Monaten im Haus der Freundin von Si aufgenommen habt. Die hasst euch doch jetzt, oder?
Haha, das musst du sie fragen. Wir haben ihr zur Entschädigung ein Wellness-Wochenende geschenkt. Wie gesagt, wir haben das Album im Alleingang aufgenommen, vom Schlagzeug mal abgesehen. Dafür waren wir im Februar 2010 eine Woche in einem Studio in der Nähe. Danach bauten wir im Haus von Sis Freundin ein Ministudio auf, um den Rest einzuspielen und zu mixen. Das sollte kein halbes Jahr dauern, aber dann kamen Touren mit STORY OF THE YEAR und GOLDBLADE dazwischen. Ich bin letztlich froh, dass wir die Aufnahmen selbst gemacht haben, man lernt dabei so viel, und außerdem würde die Platte sonst nicht so gut klingen. Wir sind echt verdammt stolz auf das Album, weil wir es zu 100% selbst auf die Beine gestellt haben, ohne fremden Einfluss, und das können nicht viele Bands von sich behaupten.
Aber wie schafft ihr das, und das ständige Touren?
Wir haben ein paar Sponsoren ein cooles Label, einen guten Booker und einen großartigen Roadie, und mit deren Hilfe schaffen wir das, aber es ist immer noch schwer. Mit dem fortschreitenden Niedergang der Musikwirtschaft und der verzweifelten Suche nach einem neuen Geschäftsmodell, das es Bands ermöglicht finanziell zu überleben, ist in einer Band zu sein derzeit wie ein Ritt durch eine stürmische, regnerische Nacht.
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