SUNDRESSED

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Sensible Motherfuckers

Die Musiker aus Arizona balancieren wieder mal auf der Linie zwischen Leichtigkeit und dem kräftezehrenden Kampf mit sich selbst und der Welt – und das ist 2020 wahrhaftig nicht einfacher geworden. Gut, dass Sänger Trevor Hedges mit „Home Remedy“ bereits 2019 den Soundtrack für 2020 geschrieben hat.

Was macht in deinen Augen einen guten Song aus? Welches Geheimnis steckt hinter einem guten Album?

Das sind in erster Linie Ehrlichkeit und die Fähigkeit, nicht alles kaputt zu denken. Alles, was einem zur Verfügung steht, sind das eigene Gehirn und Erfahrungen. Wenn es mit Hilfe dieser Basis gelingt, den Hörer für sich einzunehmen, hat man gewonnen.

„I’m just a sensitive motherfucker / I’m just a sensitive man“. Die Zeile kommt leicht rüber, mit dem Inhalt scheinst du es aber ernster zu meinen.
„Sensitive motherfucker“ handelt davon, dass ich in einem Haushalt aufgewachsen bin, in dem mir beigebracht wurde, dass es okay ist, als Mann Gefühle, Emotionen und auch „feminine Interessen“ zu haben, während den Jungs um mich herum gesagt wurde, dass man nur ein echter Mann sei, wenn man dieses oder jenes tut. Die zitierte Zeile soll klarstellen soll, wie lächerlich es ist, bestimmte Charaktereigenschaften exklusiv einem Geschlecht zuzuschreiben.

Generell wirkt eure Musik recht gutgelaunt, so dass es teilweise schwerfällt zu entscheiden, ob die Texte nun ernstgemeint oder ironisch angehaucht sind.
Die Perspektiven, die ich einnehme, können unter­schiedlich sein. Besonders schwere Themen versuche ich angemessen zu verpacken, aber gleichzeitig möchte ich auch Hoffnung oder Entschlossenheit verbreiten. Manchmal klappt das eben besonders gut mit einer Prise Humor oder Ironie. Auf der neuen Platte habe ich besser mit diesen Werkzeugen umzugehen gelernt.

Deine Heimat, die USA, ist durch eine Pandemie sowie politisch und sozial zerrüttet. Wie schafft man es als sensibler Mensch, nicht gänzlich die Hoffnung zu verlieren?
Es ist hart zur Zeit. Ein wenig habe ich das Gefühl, letztes Jahr den perfekten Soundtrack zu diesem Jahr geschrieben zu haben, haha. Manchmal habe ich gute Tage, aber manchmal schaffe ich es einfach nicht aus dem Bett. Als Band sind wir uns noch einmal nähergekommen, weil wir im Laufe des Jahres noch enger zusammenrücken mussten.

Aus welchen Gründen ist 2020 gar kein so ­schlec­htes Jahr?
Wir dürfen ein Album auf Rude Records veröffentlichen, einem Label, das sich wirklich rührend um uns kümmert. Wir sind sehr dankbar für das, was wir erreicht haben, und noch dankbarer werden wir wohl für die Live-Musik sein, sobald sie wieder in unsere Leben zurückkehrt.