Ein selbstbetiteltes Album kennzeichnet oft einen wichtigen Punkt in der Karriere einer Band. Bei STATE CHAMPS ist es nun mit ihrem neuen, fünften Album soweit. Es fühlt sich fast wie an wie eine Reise durch die Geschichte der Band aus Albany, New York. Sänger Derek und Bassist Ryan erklären im Interview, wieso es endlich Zeit dafür war und wie es ist, als Außenseiter erwachsen zu werden.
Ein Self-titled-Album bedeutet oft etwas Großes. Ist das bei euch auch so?
Derek: Ich habe das Gefühl, dass Bands das normalerweise nach dem zweiten oder dritten, vielleicht vierten Album machen, aber wir haben es zu unserem fünften Album geschafft, was eigentlich ziemlich cool ist. Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber ich würde sagen, dass dies endlich der Zeitpunkt war, an dem wir uns hingesetzt und über ein paar alternative Ideen gesprochen haben, bevor wir alle Songs geschrieben haben. Gibt es zum Beispiel ein Leitmotiv? Gibt es etwas, das aus dem üblichen Rahmen fällt? Wollen wir doch noch einen eigenen Titel dafür finden? Aber wir waren der Meinung, dass dies ein Album ist, mit dem wir zu unseren Wurzeln zurückgehen, und die sich Songs anfühlen, als ob sie auch auf früheren Alben hätten landen können. Einige hätten auf unser erstes gepasst, einige auf das zweite, einige auf das dritte. Aber letzten Endes geht es immer um den Grund, warum wir überhaupt angefangen haben, Musik zu machen, nämlich darum, dass wir als Bandmitglieder und als Freunde in einem Raum saßen und über unsere damaligen Einflüsse nachdachten und über Songs, die wir auch heute noch gerne hören und machen würden.
Das Artwork fand ich auch sehr interessant, denn es sieht auch ein bisschen so aus, als würdet ihr euch damit von der alten Zeit verabschieden und eine neue Ära begrüßen. Auf dem Cover ist ein irgendwie zerbrochener Siegerpokal zu sehen ist. Was hat es damit auf sich?
Derek: Wir wollen offen lassen, ob der Pokal kaputt ist, ob er wieder zusammengesetzt wurde oder ob versucht wurde, ihn zu zerstören. Ich denke, das ist eine coole Geschichte, die man erzählen kann. Die Verwendung einer Siegestrophäe im Allgemeinen ist etwas, von dem wir immer dachten, dass es vielleicht ein bisschen zu naheliegend wäre wegen des Bandnamens STATE CHAMPS, also haben wir versucht, so ein Motiv zu vermeiden. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir jetzt seit 14 Jahren eine Band sind und wir an unserem fünften Album arbeiten und es selbstbetitelt ist, dachte ich, dass es nur Sinn macht, es doch zu verwenden, aber wir wollten eine Art Hintergrundgeschichte dazu haben. Ich mag die Tatsache, dass es die Leute im Unklaren lässt, was mit dem Pokal passiert ist, wie viel Kummer und Not darin stecken, und vieles davon wird in den Songs behandelt, was ich auch irgendwie spannend finde.
Ihr fragt auch gerne: „STATE CHAMPS of what?“ Könnte dieses Album endlich eine Antwort darauf geben?
Derek: Ich frage mich, wird das nicht immer eine Frage sein?
Ryan: Ich glaube nicht, dass es jemals eine Antwort geben wird, um ehrlich zu sein.
Derek: Ja, ich glaube, das ist der Punkt. Wir müssen das beibehalten, das ist so eine Sache, nach der immer gefragt werden wird. Wenn du irgendwo ein STATE CHAMPS-Shirt trägst, wird man dich fragen: Worin hast du gewonnen?
Ryan: Ja, diese Frage wird nicht beantwortet werden, bis wir einfach keine Band mehr sind. Und dann werden wir endlich allen sagen, in welcher Disziplin wir Champions sind.
Derek: Ja, wenn wir uns auflösen, dann werden es die Leute erfahren. Aber bis dahin heißt es: STATE CHAMPS of what? Man wird es nie wirklich wissen. Doch wenn es darauf ankommt, haben wir nie wirklich etwas gewonnen. Wir sind einfach nur hier.
Eine der Vorab-Singles war „Silver cloud“, und ich hatte das Gefühl, dass dieser Song im Vergleich etwa zu „Light blue“ eher den aktuellen Gemütszustand von STATE CHAMPS widerspiegelt, da er textlich ein bisschen erwachsener wirkt. Und dass das auch visuell deutlich wurde, weil ihr ein Musikvideo dazu gedreht habt. Und mir kam es so vor, als würdet ihr beschreiben, wie es ist, als Pop-Punk-Kid aufzuwachsen und vielleicht ein Außenseiter gewesen zu sein, und jetzt in dieser langweiligen Routine festzustecken, zur Arbeit zu gehen und die Dinge zu tun, die Erwachsene eben tun.
Derek: Du hast es auf den Punkt gebracht, das ist so ziemlich das, worum es in dem Song geht, und letztendlich reflektiert das Video das auf eine etwas kreativere Art und Weise, Ryan hat das Treatment für das Video geschrieben und es auch mit produziert. Wir sind dabei richtig kreativ geworden.
Ryan: Ich denke, es ist keine Überraschung, wenn man älter wird, vor allem als Person, die vielleicht eher aus einer Außenseiterrolle kommt oder aus der alternativen Musikszene, und dann versucht, sich in der Welt der Erwachsenen zurechtzufinden, dass das schon seltsam ist. Es ist schwierig, vielleicht sogar noch schwieriger als für jemanden, der diese Art von Erfahrungen als Teenager nicht gemacht hat. Weil man immer das Gefühl hatte, dass man nicht dazugehört, und jetzt passt man wirklich nicht dazu oder versteht die Welt nicht, in der man heute lebt. Und ich denke, es war wichtig, diese Gefühle in dem Musikvideo einzufangen, denn wir werden mit unseren Fans zusammen erwachsen, wir sind jetzt ein paar dreißigjährige Jungs und unsere Fans, die zu unseren Shows kommen, sind auch dreißig Jahre alt und befinden sich heute ebenfalls in einer anderen Lebensphase. Und ich denke, viele von ihnen stellen sich die gleichen Fragen: Was soll ich tun? Liebe ich meinen Nine-to-five-Job, meinen Alltag? Und was muss ich ändern, um den Funken zurück in mein Leben zu bringen, den ich vielleicht in meiner Jugend oder in meinen Zwanzigern hatte? Es geht immer um den Versuch herauszufinden, wo man hingehört, wo man in die Welt passt. Und das wollten wir auf lustige, humorvolle Art einfangen, wie wir es in unseren Musikvideos gerne tun. Wir nehmen uns selbst nicht zu ernst und albern gerne herum. Aber letztendlich finde ich es cool, wenn Leute das Konzept dieses Musikvideos verstehen und sich davon angesprochen fühlen und darin wiedererkennen. Ich denke, das ist wichtig. Man will wissen, dass die Leute, von denen man manchmal denkt, sie seien unerreichbar, weil sie in einer Band sind, auf der Bühne stehen ... Sie und wir sind verdammt noch mal gleich. Wir fühlen genauso wie sie. Wir sitzen im selben Boot. Wir sind auch auf dieser Reise. Ich weiß die Hälfte der Zeit nicht, was ich tue. Ich weiß oft nicht, wie mein nächstes Wochenende aussehen wird. Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Also war es wichtig für mich, dieses Feeling einzufangen.
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