Das neue Album von SNUFF mit dem im Vergleich zum Vorgänger "Demmamussabebonk" doch etwas einfacheren Titel "Tweet Tweet My Lovely" ist für mich eine der schönsten Platten der letzten Monate - und deshalb sprach ich mit Duncan Redmonds, dem Sänger, Trommler und Songwriter der Londoner Band.
Euer neues Album erinnert streckenweise nicht wenig an THE JAM - ein Zufall?
Nein, durchaus nicht. Ich liebe THE JAM, von daher höre ich das gern. Damals, als sie aktiv waren, waren die Leute irgendwie offener für verschiedene Einflüsse und Leute mit ganz anderem Hintergrund wurden von der Energie des Punk mitgerissen.
Ich finde, man hört eurem neuen Album auch an, dass es von schwarzer Musik beeinflusst wurde. Welche Platten spielten da die grösste Rolle?
Mit dem ,Black Music'-Einfluss hast du auf jeden Fall recht. Für mich wichtige Platten sind in diesem Zusammenhang ,Determination' von DEAN PARRISH, ,Magic Touch' von MELBA MOORE und ,Sucu Sucu' von den SKATALITES - und generell die Releases von Labels wie Motown, Stax, Scepter, Kent oder Trojan. Abgesehen davon höre ich seit Anfang der Achtziger auch Electro und HipHop und höre mir auch sowas gelegentlich noch an.
In letzter Zeit scheint es mir, als ob gerade in Punkrock-Kreisen einige Leute beginnen über die Szenegrenzen hinauszuschauen und sich für Soul, Rhythm&Blues, Sixties-Garage etc. zu interessieren. Bei dir scheint das ähnlich zu sein.
Ja, ich beobachte diese Entwicklung auch. Allerdings höre ich diese Musik schon seit ´82 - aber abgesehen davon ist das keine besonders starke "Bewegung" in Punk-Kreisen. Wir hier in Grossbritannien sind sowieso der Meinung, dass es besser für unsere Punks ist, sicher in ihrem Szeneghetto zu bleiben und nicht über dessen Mauern hinauszuschauen...
Auf dem neuen Album steht die Orgel mehr imVordergrund als bisher - wird man auch live in den Genuss von Lee Murphys Tastenkünsten kommen?
Leider nicht, denn Lee ist kein festes Bandmitglied und wird nicht mit uns nach Deutschland kommen. Aber es gibt da gewisse geheime Pläne...
Sehr schön kommt auch ,Arsehole', das durch elaborierte Textzeilen besticht - sicher der richtige Song für´s Radio, oder?
Klar - aber nicht, wenn gerade deine Grossmutter zuhört.
Was findet ihr eigentlich an Zebras? Das Coverartwork kommt ja doch recht streifig - und Sergie von SAMIAM hat da wohl auch seine Finger drin.
Das Grund-Artwork habe ich am Computer zusammengebastelt, dann an Fat Wreck geschickt und Sergie hat sich darum gekümmert, die Sache druckreif zu machen. Wir kennen uns seit wir ´90 mit SAMIAM in den USA auf Tour waren, da hat sich das halt ergeben. Das mit dem Zebramuster ist eine witzige Sache: Sergie und ich fingen unabhängig voneinander an, uns was für Artwork zu überlegen - und beide arbeiteten wir mit diesem Muster! Und dann fand ich auch noch heraus, dass Fat Wreck zur gleichen Zeit in ihrem Büro in San Francisco Teppichboden mit Zebramuster verlegt hatten... Daraufhin bekam ich erstmal einen Wutanfall und forderte sie auf, den alten Zustand wieder herzustellen - ein Teppich mit Zigarettenkippen, zerbrochenen Bierflaschen und Pisseflecken drauf.
Als ich dich das letzte Mal interviewte, konnte ich dich kaum verstehen, weil du deine neugeborene, schreiende Tochter im Arm hieltest. Interessiert die sich mittlerweile schon für Punk?
Nee. Die steht mehr auf Pinguine als auf Punks und meckert die ganze Zeit schon rum, weil ich wegen diesem Interview nicht so lange wie sonst mit ihr im Park bleiben konnte.
Apropos Punk: Meinst du denn, dass Punkrock 1998 noch relevant ist?
Was? Wie? Äh, das ist mir ehrlich gesagt völlig egal.
Dann wirst du dich wohl auch nicht viel auf Konzerten rumtreiben.
Exakt. In den letzten drei Jahren war ich hier in London auf genau zwei Konzerten - ich habe auch einfach keine Zeit dazu. Wenn ich nicht mit der Band auf Tour bin, kümmere ich mich um die Bandgeschäfte und versuche auch noch etwas Zeit für meine Familie zu finden. An interessanten englischen Bands fallen mir auf Anhieb KNUCKLEDUST und KING PRAWN aus London ein, sowie CONSUMED aus Nottingham, die ja jetzt auch auf Fat Wreck sind - und dann noch GLUEBALL, aus irgendeiner von Eichhörnchen bewohnten Höhle.
Ah ja... und was wird die Zukunft bringen?
Wahrscheinlich ein zweites Kind - aber diesmal werden wir ihr oder ihm von Geburt an so eine Schoko-Osterhasengussform auf den Kopf setzen, so dass der Schädel da reinwächst. Nach fünf Jahren nehmen wir das Ding dann ab - und nennen sie oder ihn Flopsy.
Äh - danke...
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