Mit „Game Over“ präsentieren die seit 1994 aktiven Spanier ihr achtes Studioalbum (wenn man nur die Veröffentlichungen auf Majorlabels berücksichtigt), das in Spanien und Mexiko in die Top 10 einschlug. Auch hierzulande sind sie längst kein Geheimtipp mehr, deshalb wurden bereits kurz nach Veröffentlichung der Platte drei Konzerttermine mit Kapazitäten von jeweils fünf- bis zehntausend Besuchern in Deutschland bekanntgegeben. „Game Over“ präsentiert die „Eskape“ ausgesprochene Band in gewohnt punkrockiger Manier, während der Offbeat die eingängigen Arrangements immer noch etwas mehr nach vorne treibt.
Die bei Bands aus dem spanischen Kulturkreis beliebten folkloristischen und lateinamerikanischen Einflüsse sind bei SKA-P angenehm dezent gestreut und auf „Game Over“ überhaupt nicht vorhanden. Stattdessen haben sie keinerlei Scheuklappen und lassen sich auch von moderneren Genres inspirieren, bleiben jedoch ihrem ganz eigenen Stil immer treu. Der Erfolg gibt ihnen Recht, auch oder gerade weil sie politisch eine klare Linie verfolgen, was vor allem ihre langjährigen Fans zu schätzen wissen. Der Schlüssel zum internationalen Erfolg war das zweite, 1996 und erstmals auf einem Majorlabel veröffentlichte Album „El Vals Del Obrero“. In den letzten Jahren jedoch wurden die Aktivitäten von SKA-P immer wieder unterbrochen. Während dieser Pausen spielten diverse Bandmitglieder in Bands wie THE LOCOS und NO RELAX. Warum es all die Pausen gab, was genau hinter „Game Over“ und den einzelnen Titeln steckt und welche politischen Themen der Band derzeit auf den Nägeln brennen, darüber gibt uns Sänger und Gitarrist Roberto Gañán Ojea, auch Pulpul genannt, Auskunft.
Was war der Grund für die letzte längere Bandpause?
Hauptsächlich lag es daran, dass mir mein Tinnitus schwer zu schaffen macht. Die Ohrgeräusche wurden immer schlimmer, intensiver und lauter. Das wollte ich irgendwie in den Griff bekommen. Die Geräusche sind permanent da. Eine vollkommene Heilung gibt es ja nicht, aber ich lerne damit umzugehen und schenke dem mittlerweile nicht mehr so viel Beachtung. Das hilft bereits. Außerdem hat uns die Erfahrung gezeigt, dass so ein Break für die Band durchaus auch Vorteile hat. Jeder Einzelne von uns kann mal wieder Kraft sammeln und sich auf neue Aufnahmen konzentrieren.
Das Resultat ist euer neues Album „Game Over“. Was steckt hinter dem Titel?
Der Name steht in direkter Verbindung zum Cover. Die Menschen in Spanien leiden unter der überflüssigen, alles andere als zeitgemäßen und längst überholten Monarchie. Es ist an der Zeit, auf eine neue spanische Republik zu setzen.
Wie geht es den Spaniern heute, die von der Finanzkrise vor über zehn Jahren ja deutlich heftiger betroffen waren als die meisten Menschen in anderen europäischen Ländern?
Die sogenannte „Finanzkrise“ hat man mit öffentlichen Geldern aufgefangen, während normale Menschen aus ihren Häusern vertrieben und zur Armut verurteilt wurden. Kapitalismus ist grausam. Solange die wirtschaftlichen Interessen großer Kapitalisten Vorrang haben, werden die dadurch verursachten Leiden der restlichen Bevölkerung ignoriert.
Was muss also deiner Meinung nach passieren, damit sich sozial, kulturell und politisch etwas dauerhaft verändert?
Hört auf, die Kinder in den Schulen zu manipulieren. Lasst sie erkennen, dass der stete Wettbewerb zur kollektiven Katastrophe führt. Lehrt sie Werte wie Zusammenhalt, Solidarität und Brüderlichkeit und lebt sie ihnen auch vor. Wenn wir jetzt damit beginnen, dann leben wir in ein paar Jahren in einer faireren Welt.
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