Dass sich die Band aus Kanada auf ihrem zehnten Studioalbum „Misery Made Me“ nicht mit leichter Kost beschäftigt, liegt vor allem an der immer noch vorherrschenden Pandemie. Obwohl es im 22. Jahr ihres Bestehens und mit einem neuen Album im Gepäck eigentlich genug Gründe zu feiern gibt, nehmen SILVERSTEIN lieber den Kampf gegen die immer größer werdenden Herausforderungen der modernen Welt auf. Im Interview erklärt Sänger Shane Told unter anderem, warum doch nicht alles schlecht ist und welchen Einfluss die Fans auf die neue Platte hatten.
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum zehnten Studioalbum. Wie hat es sich für euch angefühlt, das erste „runde Jubiläum“ zu feiern?
Es war absolut wild. Als wir die Band gegründet haben, hat niemand von uns sich auch nur vorstellen können, dass wir jemals zehn – oder mehr – Alben rausbringen würden. Wir haben gedacht, dass wir wahrscheinlich nicht mal lange genug zusammenbleiben, um ein Album fertig zu bringen. Dazu kommt auch noch, dass zumindest zu dem Zeitpunkt, als wir als Band begonnen haben, keine meiner Lieblingsbands so viele Alben veröffentlicht hatte wie wir jetzt. Es fühlt sich vor allem nach der langen Zwangspause durch die Pandemie noch immer etwas unwirklich an.
Hatten die Erfahrungen aus 22 Jahren als Band einen großen Anteil an der Platte oder habt ihr komplett bei Null angefangen?
Die gemeinsamen Jahre als Band haben einen großen Einfluss auf uns. Jedes Album, jede Platte sorgt dafür, dass du dich weiterentwickelst. Beim letzten Mal haben wir ein paar Sachen ausprobiert, hier und da etwas ausgetauscht. Dieses Mal wollten wir uns wieder so richtig herausfordern. Und ich kann dir sagen, es wird nicht einfacher, ein Album zu schreiben, je länger du als Band unterwegs bist. Wir müssen viel mehr Energie aufbringen, um uns immer weiterzuentwickeln. Dieses Mal haben wir uns auf jeden Fall mehr Zeit gelassen als je zuvor.
Inwieweit kann „Misery Made Me“ den Hörer:innen dabei helfen, mit den Folgen der Pandemie und grundsätzlich mit dem Jahr 2022 sowie der Zukunft klarzukommen?
Wir haben alle in den letzten zwei Jahren eine Menge durchgemacht. Mir kann jede:r erzählen, was er oder sie will, aber diese Zeit hat bei uns allen Spuren hinterlassen. Für uns bei SILVERSTEIN war es definitiv die härteste Phase unseres Lebens und das haben wir hier verarbeitet. Deshalb klingt die Platte auch stellenweise so düster, ernüchtert und frustriert. Gleichzeitig strahlt „Misery Made Me“ jedoch auch Hoffnung aus und steht für den Willen, sich weiter zu pushen. Wer sich das Album anhört, soll merken, dass er oder sie nicht allein ist in dieser komischen Zeit. Aus dem Grund hören sich auch Songs wie „Bankrupt“, „Die alone“ oder „The altar“ so an. Unser letztes Album hingegen war viel poppiger und handelte von Liebe und Glück. Das hätte dieses Mal überhaupt nicht funktioniert.
Bei dieser Platte habt ihr auch eure Fans beim Songwriting mit ins Boot geholt. Kannst du erklären, wie groß ihr Anteil an „Misery Made Me“ ist?
Das ist dem Umstand geschuldet, dass wir für eine lange Zeit nicht auf Tour gehen konnten. Also haben wir auf Twitch gestreamt und dort mit unseren Fans abgehangen. Wir haben dort alles gemacht, angefangen beim Frage-Antwort-Interview übers Auflegen bis hin zum Instrumententausch in der Band. Irgendwann haben wir auch mit Songwriting-Sessions angefangen. Ein paar der Lyrics auf der Platte sind live bei Twitch entstanden, was sich super cool und irgendwie auch futuristisch anfühlt.
Habt ihr die letzten zwei Jahre auch dazu genutzt, um eine Introspektive durchzuführen? Gibt es irgendetwas, das dir dabei besonders gut an SILVERSTEIN gefallen hat?
Ich mag, dass unsere Musik durch eine gewisse Diversität geprägt ist. Und dass wir Leute mit Respekt und angemessen sowie höflich behandeln.
Lass uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft wagen. Was müsste passieren, damit du glücklich leben kannst?
Als Erstes würde ich mir wünschen, dass ich gesund bleibe. Auch wichtig ist, dass Tieren kein Leid mehr zugefügt wird. Meinen dritten Wunsch würde ich dafür verwenden, dass RADIOHEAD endlich wieder ein normales Rock-Album veröffentlichen.
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