Vor dem LOS FASTIDIOS-Konzert im Berliner Wild at Heart kam ich mit einem Australier ins Gespräch. Der sympathische Sterni-Trinker hatte sofort spannende Storys parat. Im weiteren Verlauf stellte sich der Kerl als JJ Speedball, Sänger von SHANDY aus Brisbane, heraus und wir verabredeten uns für ein Interview.
JJ, wir trafen uns in Berlin bei einem Konzert der LOS FASTIDIOS. Warum bist du zu diesem Zeitpunkt in Deutschland gewesen?
Ich hatte gerade eine Tour mit der australischen Band LAGERSTEIN hinter mir, welche ich als Roadie begleitet habe. Wir waren an neun Tagen in acht Ländern, was sehr sportlich war. Zwei Wochen nach dem Ende dieses Ausflugs sollte dann die Tour mit SHANDY losgehen. Ich nutzte die freie Zeit dazwischen und blieb in Berlin, um mir Stadt und Sehenswürdigkeiten anzuschauen.
Gab es interessante Dinge, die du hier in Berlin erlebt hast?
Ich war jeden Tag unterwegs. Wie du weißt, komme ich aus Australien. Ein anderes Land, einen anderen Kontinent zu sehen, das ist immer etwas Besonderes. Ich habe alles Mögliche gemacht. Ich habe das Touristenprogramm abgespult und mir Sachen wie den Bundestag, das Brandenburger Tor oder den Wannsee angeschaut. Habe aber auch versucht, abseits ein paar Dinge zu erkunden. Dadurch bin ich auf ein unterklassiges Fußballspiel in Pankow gestoßen, habe das David Hasselhoff-Museum entdeckt und eine schräge Tango-Lektion im Sexclub erhalten. Natürlich habe ich auch zahlreiche Bars abgecheckt, die Berlin zu bieten hat.
Du hast das Fußballspiel angesprochen. Interessiert ihr euch für Fußball? Zumindest habt ihr ein Lied über einen Footballspieler, was ja nicht soweit davon entfernt ist.
Aber sicher, wir verfolgen sämtliche Fußball-Varianten. Wir interessieren uns für Fußball, wenn es um die großen Turniere geht. Hauptsächlich verfolgen wir aber die Rugby League. Wir haben ein Lied über unsere Lieblingsmannschaft geschrieben, es heißt „The Rabbitohs“ und das Team kommt aus Sydney. Ich persönliche interessiere mich auch für Australian Rules Football.
Auf euren Platten handeln viele Lieder vom Tanzen: „Boogie woogie“, „Dance all night“, „Dance“. Hat das Tanzen für euch eine spezielle Bedeutung?
Eine besondere Bedeutung? Zum Tanzen benötigt man keinen besonderen Grund! Es ist eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Tanzen ist gesund und macht Spaß. Als wir mit SHANDY begannen, war es unser Ziel, Spaß und Flair in unsere Shows zu bringen. Wir wollten das „Harte Jungs“-Image in der Oi!- und Punk-Szene aufbrechen. Mit SHANDY möchten wir den Leuten zeigen, dass man noch männlich sein und Spaß dabei haben kann.
In einem älteren Video habe ich gesehen, dass du auch mal Gitarre gespielt hast. Mittlerweile singst du ausschließlich. Hast du die Gitarre abgegeben, damit du dich mehr auf das Tanzen und die Performance konzentrieren kannst?
Das ist eine längere Geschichte. Ich spiele seit über zwanzig Jahren in Bands. Ich habe Bassgitarre und Leadgitarre gespielt und war Frontmann. SHANDY begannen ursprünglich als klassisches Trio mit mir an Gitarre und Gesang. Wir waren für unsere erste Europatour gebucht und zwei Wochen vor dem Abflug war ich an einer, sagen wir mal, Auseinandersetzung beteiligt. Das Ergebnis waren mehrere Brüche an meiner rechten Hand. Dann wurde es ein bisschen turbulent, weil wir in letzter Minute versuchten, neue Mitglieder zu finden, um die Tour zu retten. Lange Rede, kurzer Sinn, wir gingen schließlich als fünfköpfige Band auf diese Tour und der Rest ist Geschichte!
Nach deinem Berlin-Aufenthalt bist du wieder mit SHANDY auf Tour gewesen. Wo ging es hin?
SHANDY waren bisher dreimal in Europa. Wir versuchen, jedes Mal neue Länder und Städte zu sehen. Wir hatten bereits in Frankreich, Belgien und Österreich gespielt. 2017 waren wir in Deutschland, Tschechien, Schweiz, Italien und den Niederlanden.
Was waren die Highlights und speziellen Momente auf eurer Länderreise?
Wir haben alle Shows genossen, egal ob klein oder groß. Im Ernst, es war großartig in den großen Konzertsälen in Hamburg, Berlin und München aufzutreten. Es gab aber auch kleine Gigs in Deutschland und Italien, die ziemlich verrückt wurden! Außerdem haben wir es geschafft in einigen legendären Veranstaltungsorten zu spielen, wie dem Klub 007 in Prag oder der Rössli Bar in Bern. Aber gerade die alltäglichen Momente auf Tour mag ich auch sehr. Wir sitzen mit der Band bis zu acht Stunden im Van. Da ist jeder Halt an einer Tankstelle ein Highlight, diese Zeit schweißt eine Band schon ziemlich zusammen.
Wie anders ist das Touren in Europa im Vergleich zu Australien?
Es ist ein großer Unterschied. Wir sind hier oftmals richtig am Zittern, wir sind halt die australische Hitze gewohnt. Außerdem lernen wir viel über uns selbst, wenn wir durch Europa reisen. Dagegen ist so viel schwieriger, Australien zu bereisen. Die Entfernungen, die Straßen, aber auch die Menge an Konzertbesuchern unterscheiden sich stark. Nachdem wir viel in Australien getourt sind, ist es immer eine sehr angenehme Erfahrung, in Europa zu sein.
Was passiert als Nächstes mit SHANDY? Sind neue Platten oder Touren geplant?
Wir sind gerade erst zurück aus Europa. Wir waren jeden Abend auf der Bühne, insgesamt waren es 16 Shows und über 8.000 km. Jetzt brauchen wir erst mal Zeit, uns wieder zu erholen. Gleichwohl haben wie die Hälfte des neuen Albums bereits fertig. Es soll 2018 erscheinen. Das Album wird „Hard Yakka“ heißen. Yakka ist ein australischer Begriff für Arbeit, er kommt ursprünglich aus dem Jagera, einer Sprache der australischen Ureinwohner aus dem Gebiet, in dem wir aufgewachsen sind. Also bedeutet es uns als Band sehr viel.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Dirk Klotzbach
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Dirk Klotzbach