Irgendwo im Netz habe ich als Kommentar zu THE ROUGHNECK RIOT aus Warrington, UK Folgendes gelesen: „Mit ihrem rauhen, energiegeladenen und chaotischen Sound sind TRR in der Lage, Weihwasser in Pisse zu verwandeln.“ Das ist doch mal wirklich eine interessante Alternative zum „Wasser in Wein verwandeln“ und verdeutlicht bereits, welche Richtung die Band eingeschlagen hat. Die aus vier Männern und zwei Frauen bestehende Kapelle hat einiges zu bieten. Weit entfernt vom Folk-Allerlei weiß die Truppe zu begeistern und hat, nachdem sie auf dem Debüt „Night Train With The Reaper“ noch eher versuchten, ihren Vorbildern nachzueifern, auf dem Nachfolger „This Is Our Day“ mittlerweile ihren eigenen, viel kompromissloseren, Stil gefunden. Über ihre Anfänge, Einflüsse, Lieblingsalben und die aktuelle Entwicklung gaben mir Caitlin, Greeny, Jade, Matty, Ryan und Simon Auskunft.
Wie ging das los mit THE ROUGHNECK RIOT?
Greeny: Begonnen haben wir 2005. Matty und ich sind seit unserer Schulzeit befreundet und mit Bands wie RANCID, THE CLASH und SOCIAL DISTORTION aufgewachsen. Von diesen Bands inspiriert, wollten wir dann irgendwann ähnliche Sachen machen. Damals konnte ich noch gar nicht richtig Gitarre spielen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit Matty und Lyle, der damals noch an der Gitarre dabei war, im Unterricht saß und wir über einen Bandnamen nachgedacht haben. Kurz nachdem wir unseren Namen dann gefunden hatten, noch bevor alles losging, bin ich dann ausgestiegen, weil ich, wie gesagt, noch gar nicht richtig Gitarre spielen konnte und sich alles auch nicht so richtig entwickelt hat. Die Band hat dann zunächst aus Matty, Lyle, Ryan und Simon, unserem Drummer, bestanden. Ich selbst habe das alles dann erst mal von außen weiter verfolgt, die Entwicklung von einer Coverband hin zu einer Band, die eigene Stücke spielt. Dann kamen wir mehr und mehr auf die Folk-Schiene, beeinflusst durch Bands wie FLOGGING MOLLY oder DROPKICK MURPHYS. 2009 bin ich dann wieder eingestiegen, zusammen mit Caitlin und Jade. Lyle war dann nicht mehr dabei. Wir waren auf einmal zu sechst. Und dann wurde auf einmal auch alles viel ernsthafter, wie haben sehr viel Zeit im Proberaum verbracht und eine Menge kleinerer Shows gespielt, uns Stück für Stück weiterentwickelt.
Euer neues Album „This Is Our Day“ hört sich deutlich anders an als der Vorgänger. Woher kommt diese Entwicklung?
Greeny: In den letzten Jahren haben wir wirklich unseren eigenen Stil gefunden und ganz im Gegensatz zu dem typischen „Drinking/Irish Pub“-Stil begonnen, Songs zu schreiben, die bezogen auf unser Leben viel relevanter sind. Die Texte sind viel persönlicher und wichtiger geworden. Und stilistisch haben wir auch andere Einflüsse in unsere Musik integriert, zum Beispiel Bands wie AGAINST ME! oder BAD RELIGION. Wir sind mit unserer Entwicklung im Moment sehr zufrieden.
Simon: Insgesamt hören wir eine relativ große Bandbreite verschiedenster Musik. Punk, Ska, Reggae, Country, Rockabilly ... Bekannte Bands wie NOFX oder DROPKICK MURPHYS eben, aber genauso auch unbekannte Underground-Bands wie FAINTEST IDEA oder HATED TIL PROVEN. Und ich denke, dass genau diese große Bandbreite an Musik letztendlich unseren Stil ausmacht. Unser neues Album wurde vor allem von THE CLASH, und SOCIAL DISTORTION beeinflusst, unser Debütalbum dagegen mehr von den POGUES und FLOGGING MOLLY.
Matty: Am Songwriting und auch an der Produktion hat sich einiges geändert im Vergleich zum Vorgänger. Wir machen jetzt unser eigenes Ding, anstatt anderen Bands nachzueifern. Wir sind eine Punk-Band mit einigen Folk-Einflüssen und nicht umgekehrt. Wir wollen den Menschen nicht vormachen, etwas Bestimmtes zu sein, irisch, keltisch oder sonst was. Obwohl wir sicherlich stark von der Folk-Musik beeinflusst wurden, haben wir aufgehört, diese Art der Musik einfach zu kopieren. Außerdem interessiert es uns auch nicht, wo die Menschen herkommen. Das Wichtigste ist unsere Musik, nicht unser Heimatland oder unsere Vorfahren. Das neue Album haben wir außerdem nicht mehr selbst produziert. Wir haben mit John Kettle von der legendären Folk-Rock-Band THE TANSADS zusammengearbeitet. John hat viel mehr Erfahrung als wir, hat schon eine Menge Sachen aufgenommen und ich denke, er hat alles aus uns rausgeholt.
Wie sieht es in eurer Heimatstadt Warrington aus in Sachen Punkszene?
Jade: Eine „Szene“ gibt es bei uns nicht. Wir haben alles versucht, um eine zu etablieren, aber leider wollen die Leute dort kein Geld ausgeben, um Bands zu sehen, und sitzen stattdessen viel lieber zu Hause rum. Alle Punk-Shows dort werden von uns organisiert, da kommen dann einige lokale Bands oder auch ein paar von außerhalb. Aber glücklicherweise haben wir es ja nicht weit bis nach Manchester oder Liverpool, wo es jede Woche eine Menge an guten Veranstaltungen gibt.
Wie verdient ihr euren Lebensunterhalt?
Ryan: Leider müssen wir alle noch neben der Band arbeiten und das hassen wir wirklich! Matty und Simon arbeiten auf der Baustelle, Caitlin und Greeny reinigen Toiletten, Jade hat einen Chefposten und ich packe acht Stunden am Tag Paletten. Da kann es dann schon mal sehr hektisch werden zwischen Job, Proberaum, Touren und anderweitigen Interessen. Zur Zeit sind wir noch an einem Punkt, wo wir mit unserer Musik kein Geld verdienen. Um die Band zu finanzieren, müssen wir also arbeiten, können uns aber andererseits wegen der Band auch nicht richtig auf vernünftige Jobs konzentrieren.
Wie empfindet ihr das Leben auf Tour?
Jade: Das Touren macht viel Spaß und ist wahrscheinlich der beste Teil am Band-Dasein, wobei Greeny, der Klugscheißer, einem das Leben schon mal schwermachen kann. Und an Ryans alkoholbedingte Bettnässerei haben wir alle uns auch schon gewöhnt. Und dann auf einer zwölfstündigen Reise in einem lauten, sehr langsamen Van immer wieder das gleiche SUBLIME-Album zu hören ... ja, das macht Spaß.
Ryan: Und dann gibt es hin und wieder auch mal Vorfälle, wie den einen, als wir alle nach einer Show in Regensburg viel zu viel getrunken haben. Viele Jägermeister später sind wir dann irgendwann zurück ins Hotel und wollten auf unsere Zimmer gehen. Greeny, der schon vorgegangen war, lag dann regungslos auf dem Flur und nachdem ich ihn ins Zimmer gezogen habe, bin ich blöderweise übers Schlagzeug gestolpert und habe mir den Kopf aufgeschlagen. Greeny hat dann den nächsten Tag auf der Toilette und unter der Dusche verbracht.
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