RADIO DEAD ONES

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Sobering up

RADIO DEAD ONES hatten am 16. April echtes Pech. Dabei sah zunächst alles gut aus, denn die BEATSTEAKS hatten sie als Support zu ihrem Berliner Benefiz-Gig für Fukushima eingeladen. Allerdings kursierte kurz vor dem Gig das Gerücht, DIE ÄRZTE würden den Support spielen, was falsch war, denn die supporteten am selben Abend BONAPARTE als geheimer Opener in einem anderen Venue. Die Folge: Zahlreiche Gäste erwarteten die beste Band der Welt, die RADIO DEAD ONES (noch) nicht sind, die aber genau deswegen einen, nun ja, etwas schwereren Stand hatten als sonst, wenn sie zum Beispiel an anderer Stelle für die BEATSTEAKS oder auch DIE TOTEN HOSEN eröffnen. RDO haben sich aber längst auch abseits von Supportslots einen guten Namen in der Streetpunk-Szene erspielt und ihr zweites Album, „AAA“, sticht aus zwei Gründen aus der Release-Masse heraus, die ich ja auch schon beklagt habe: Erstens ist es Zeugnis eines bemerkenswert persönlichen wie musikalischen Entwicklungsprozesses der Band, und zweitens ist es trotzdem ungewöhnlich hart. Und genau deswegen saß ich mit Sänger Bev zusammen.

Bev, eure Bandbiografie ist ausgesprochen ehrlich formuliert. Gleich im ersten Absatz wird darauf eingegangen, dass ihr lange Drogen- und Alkoholprobleme hattet.

Wir sind vor einigen Jahren von Magdeburg nach Berlin gezogen und waren erst einmal begeistert von der Fülle an Partys und Konzerten, die diese Großstadt bietet. Das haben wir in unseren ersten Berliner Jahren auch extrem ausgekostet und, das gebe ich gerne zu, hemmungslos übertrieben. Zeitweise gab es keinen Tag in der Woche, in dem wir nicht breit und/oder auf Drogen waren. Unter diesem exzessiven Lebensstil hat natürlich einiges sehr gelitten. Außerdem haben wir es überhaupt nicht mehr geschafft, live zu spielen. Und wenn wir dann mal auf der Bühne standen, dann waren wir so voll, dass eine schlechte Show dabei rauskam. Unser Hauptinteresse waren einfach Genussmittel, Punkt. Deswegen haben wir in diesen Jahren auch so wenige Konzerte gespielt. Obendrein haben wir kaum mehr reflektiert, was wir eigentlich machen, wie wir auftreten und uns anderen Menschen gegenüber verhalten. Als wir die Bandinfo zur Platte „AAA“ geschrieben haben, wollten wir ganz ehrlich mit dieser Phase umgehen und offen sagen, dass wir sie durchlebt und daraus gelernt haben.

Was habt ihr nun daraus gelernt?

Zuallererst haben wir unseren Alkoholkonsum absolut gemäßigt. Wir trinken bei weitem nicht mehr so viel wie damals, auch weil übertriebener Alkoholkonsum der Band total schadet. Wie gesagt, du schaffst kaum eine gute Show, wenn du voll bist, und du schreibst im Suff auch nicht die tollsten Songs. Deswegen standen sich unser Lebensstil und die Tatsache, dass die RADIO DEAD ONES dann doch etwas bekannter wurden, absolut im Weg. Die neue Bekanntheit bedingte, dass wir gut performen mussten. Dazu kam, dass wir Thorsten Dohm von SHE-MALE TROUBLE kennen lernten, der ja auch die BEATSTEAKS managet. Er sagte uns ziemlich klar, dass er an uns glaubt, aber wir nie was werden, wenn wir so weitermachen. Als er uns dann anbot, auch uns zu managen, war uns klar, dass die Sache ernster wird und der Party-Lifestyle runtergefahren wird.

Wenn man sich deine Erzählung hört, könnte man meinen, dass man eure neue Ernsthaftigkeit auf „AAA“ deutlich hört.

Ja, das stimmt. Mit „AAA“ hat sich vieles für uns verändert, sowohl professionell als auch inhaltlich. Professionell gesehen ist das Album der nächste Schritt für RADIO DEAD ONES, denn die Platte erscheint auf einem größeren Label, Steamhammer, wird mit etwas mehr Budget beworben und wir spielen teilweise etwas größere Konzerte. Es ist aber nicht so, dass wir uns im Bösen von Bad Dog getrennt haben. Im Gegenteil, wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Leuten hinter dem Label. Sie hatten auch angeboten, die Platte zu veröffentlichen, hatten aber ebenfalls kein Problem damit, wenn wir zu einem größeren Label gehen wollten. Inhaltlich ist die Platte deutlich persönlicher als unser Debüt. Auf dem Album ging es teilweise noch um sehr typische Streetpunk-Themen, während wir für „AAA“ die Entwicklungen der letzten Jahre und, vor allem, die vielen persönlichen Dinge, die damit zusammenhingen, verarbeitet haben.

Trotzdem klingt die Platte gar nicht weich, sondern eher unerwartet hart.

Gut zu hören, denn genau das wollten wir erreichen. Unsere Texte sind vielleicht introvertierter als vorher – musikalisch ist „AAA“ aber ein Brett. Es ist doch so, dass sehr viele Streetpunk-Bands mit jeder Platte ruhiger und glatter werden. Nimm die GENERATORS: Sie sind natürlich grundsätzlich gut, sie haben aber kaum noch Ecken und Kanten, sondern klingen poppig. Das wollten wir bei „AAA“ vermeiden und haben im Proberaum, in dem wir das Album auch aufgenommen haben, darauf geachtet, dass die Songs härter und rauher werden. Klar, wir spielen auch manchmal komplett akustische Shows, unser neues Studioalbum sollte sich davon aber ganz klar abheben.