Black Market Clowns
Die RADIO DEAD ONES aus Berlin gibt es nun auch schon eine Weile, eigentlich viel zu lange, als dass da nicht schon längst mal ein Interview fällig gewesen wäre. Immerhin bedienen Rik Oldman (Gitarre), Ändru Bourbon (Bass), TV Mork (Schlagzeug), Marti Neurotic (Gitarre) und Beverly Crime (Gesang) mit ihrer Musik genau die schmutzige Mischung aus Punk und Rock'n'Roll, die wir alle so sehr lieben und von der wir den Hals nicht voll bekommen können. Um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung, wann ihre aktuelle EP auf Wanda Records, "Killers And Clowns", überhaupt erschienen ist, in jedem Fall war es für mich eine gute Gelegenheit, ein paar Fragen los zu werden. Beantwortet wurden mir diese von Sänger Beverly Crime ...
Sei so gut und fass eure bisherige Geschichte zusammen ?
Wir kannten uns alle schon als kleine Kids. Wir kamen alle aus demselben Kiez. Und irgendwann wollten wir halt Musik machen. Vor zwei Jahren kam unsere erste Single. Für uns war klar, dass erstmal Vinyl Priorität hatte. CDs musst du machen, weil die meisten Kids keine Plattenspieler mehr haben, und du limitierst dich natürlich somit als Band. Bis jetzt haben wir zwei Singles, eine Splitsingle mit FRONTKICK und eine 12".
"Killers And Clowns" - habt ihr eher das Verlangen jemanden umzubringen oder das Bedürfnis, die Menschen zum Lachen zu bringen?
Ich weiß nicht. Kann ich so nicht sagen ... manchmal so, manchmal so - kommt auf die Leute an.
Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr bis jetzt ausschließlich auf Vinyl veröffentlicht habt? Wenn ja, wieso?
Also Vinyl hat einen Wert, den nur Leute verstehen, die Vinyl mögen. Aber es ist tatsächlich so, dass wir bisher noch kein Album veröffentlicht haben, und bei Singles macht es keinen Sinn, Maxi-CDs rauszubringen. Da gibt es dann nur Vinyl. Jede Band, die irgendwo Aufnahmen gemacht hat und selber einen Brenner hat, kann eine CD beim Auftritt verkaufen. Aber darum ging es uns nicht. Wir wollten "unsere Platte" haben. Auch wenn es finanziell natürlich dumm ist! Aber unser Album wird als CD und Vinyl erscheinen.
Woher stammen die beiden gesprochenen Samples, jeweils am Anfang der Seiten?
Eins ist von dem Film "The Decline Of Western Civilization" und das andere ist Duane Peters.
Was Veröffentlichungen angeht, habt ihr euch ja erstmal Zeit gelassen. Denkt ihr, dass viele Bands die Sache überstürzen, und ihr erstes Album zu früh aufnehmen?
Ja, bei jungen Bands ist das häufig so. Es geht nicht darum, ein perfektes Album zu machen. Aber es muss für uns so sein, dass wir es selber auch in drei Jahren noch mögen. Wir haben uns selbst den Kram besorgt, den man braucht, um vernünftig aufzunehmen. Deshalb haben wir das Glück, so lange an den Aufnahmen basteln zu können, wie wir wollen. Andererseits wirst du dann natürlich auch nie fertig. Unser Album wird gerade gemixt und dann gemastert und erscheint dann hoffentlich bis Mitte des Jahres.
Wie würdet ihr euren musikalischen Hintergrund beschreiben?
Punkrock! Die Basis ist für uns alle der 77-Kram. Aber wirkliche Grenzen haben wir nicht. Wir holen uns von überall Einflüsse. Es sollte dann bloß am Ende wieder nach Punkrock klingen. Weil wir uns als Punkrocker sehen und alles andere nicht zu uns passt.
Was für Musik hört ihr zur Zeit gerne?
Rik, unser Gitarrist, hat gerade seine Liebe zu Iggy Pop wieder entdeckt und hört die komplette Discography rauf und runter. Ändru, unser Bassist schwört auf die letzte CASUALTIES. Ich habe gerade wieder die "Sandinista!" rausgekramt und höre ein paar alte Reggae-Platten von Lee Perry und so weiter. Unser Drummer, TV, hört, glaub ich, gerade viel SWINGIN' UTTERS, aber bei ihm wechselt es täglich. Wir kaufen uns insgesamt aber immer sehr viel Musik, von den HUNNS, "You Rot Me", THE EXPLOSION, U.S. BOMBS, SHOCK NAGASAKI aus New York ... Ach ja und die Demos der neuen FRONTKICK-Platte zieh ich mir öfter rein.
Als ich euch live gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass ihr enormen Wert auf eure Haltung gelegt habt. Ist euch die Optik im Zweifelsfall wichtiger als etwaige Spielfehler?
Spaß ist uns wichtiger als alles andere. Es gibt gute Bands wie SWINGIN' UTTERS, die keinen Wert auf Optik legen. Das ist cool. Aber ich denke, als junge Band hast du nur schwer eine Chance, wenn die Leute nicht schon optisch sehen, wo sie dich einsortieren können. Aber um Spielfehler machen wir uns echt keinen Plan. Wir machen halt nur Punkrock. Und ich denke, wir wirken dabei nicht unecht.
Wenn ich mir eure Texte durchlese, fällt mir eine eher negative Grundstimmung auf. Eure Musik hingegen lädt ja eher zum Feiern ein ...
Ich glaube, da gibt es auch einen kleinen Wandel mittlerweile. Übermäßig viel Alkohol, regelmäßig viele Drogen, keinen Job, keine Kohle und so weiter waren für längere Zeit ziemlich bestimmend. Da ist dann einfach nicht viel Platz für Party. Wir spielen auch mittlerweile gar nicht mehr so viele ältere Songs. Ich habe einen coolen Job, der mir viel Freizeit lässt und wo ich sein kann wie ich bin, auch wenn es kohlemäßig nicht der große Wurf ist. Und Drogen und Alkohol sind unter Kontrolle. Das wirkt sich auch auf die Texte aus.
Das Cover von "Killers And Clowns" erinnert, besonders was die Farben angeht, sehr an "Give 'em Enough Rope" von THE CLASH. Ein Zufall?
Dann sieh dir mal die "Black Market Clash" an, diese "Rarities Collection". Dann wirst du sehen, dass wir bewusst geklaut haben und es kein Zufall sein kann.
Wie wichtig sind euch Artwork, T-Shirt-Design und so weiter?
Sehr! Wir wollen da auch so wenig wie möglich aus der Hand geben. Wir haben das große Glück, Neurotic Graphics mit Marti von FRONTKICK zu haben. Er ist einer unserer besten Kumpels - praktisch das fünfte RDO-Mitglied - und er steht auf den gleichen Style wie wir. Eine Platte ist letztendlich ein Produkt, das Leute kaufen sollen. Wir wollen die Musik bestmöglich haben und dann soll das natürlich auch in einem ansprechenden Artwork veröffentlicht werden. Und bei Shirts ist es natürlich so, dass die Leute lieber gut aussehende Shirts tragen als hässliche, die ohne Liebe gemacht wurden.
Was für Ziele habt ihr euch mit der Band gesetzt, welche wurden schon erreicht?
Unsere Ziele bestehen nur darin, viele Platten zu machen und viel auf Tour zu sein mit Bands, die wir selbst gern mögen. Und wir haben das ja auch bis jetzt geschafft. Wir waren unterwegs mit FRONTKICK, mit SHOCK NAGASAKI, haben mit Lars Frederiksen und mit den HEARTACHES aus Belgien gespielt. Für dieses Jahr haben wir Pläne mit verschiedenen Bands. SILVER aus Norwegen, THEE STP aus Italien, verschiedene Bands in England ...
Was macht ihr neben der Musik?
Wir jobben alle. Wir sind keine Leute, die auf das System schimpfen, diesem aber auf der Tasche liegen. Wir arbeiten in Bars, Hotels und so weiter, in Berlin hast du echt tausend Möglichkeiten.
Lars Koch
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