Das Düsseldorfer Indie-Wave Trio-hat seit seinem Debüt „Bellyfeel“ die Runde gemacht. Sei es der regionale Fernsehsender, das Vorprogramm von THE KILLS und ROBOCOP KRAUS oder nur der Szeneklatsch – die Mallmann-Brüder und Matthias Stamm sind jung, umtriebig und inzwischen recht bekannt. Ganz fleißig haben sie ein Studiotagebuch zu ihrem neuen Album „Little Red Books“ niedergeschrieben und so für den gemeinen Sterblichen die heiligen Hallen der Produzenten und Musiker einmal zugänglich gemacht.
19. Dezember 2008. Drummer Matthias Stamm steht bei klirrender Kälte vor der Tür einer alten Fabrik in Düsseldorf und wartet. Es ist der kälteste Tag seit zwanzig Jahren. PUNK’D ROYAL haben bereits Mitte Dezember das letzte Konzert des Jahres gespielt und das nächste steht erst wieder im Februar an. Die Band hat zwar schon vor ein paar Monaten die ersten Demos produziert und Songs geschrieben, aber man braucht offenbar einfach noch mehr Zeit, um „das Ding zu Ende zu bringen“. Dabei war es schon recht anstrengend, das Jahr 2008 zu Ende zu bringen. PUNK’D ROYAL haben einen Sprint hingelegt, im Frühjahr eine Mini-Clubtour gespielt mit kleinen, aber stets vollen Clubs und danach über fünfzig einzelne Gigs, die die Band unter anderem ins Vorprogramm von den KILIANS und ROBOCOP KRAUS brachte.
21. Januar 2009. Zwei Tage hat die Band für die kompletten Schlagzeugaufnahmen eingeplant. Aljoscha Mallmann sitzt in seinem Refugium, dem Tresorfabrik-Studio, und schaut Matthes beim Stimmen des Drumsets zu. Das Debüt „Bellyfeel“ entstand damals noch im heimischen Keller. Mittlerweile betreibt Sänger und Gitarrist Aljoscha neben seinem kleinen Label eben dieses Studio. „Es ist wirklich komisch, aber als ich die Bude aufgemacht habe, klopfte zwei Wochen später Universal Deutschland an und die brauchten dringend Hilfe.“ Für das neue PUNK’D ROYAL-Album „Little Red Books“ gibt es einen Zeitplan, das Release steht am 8. Mai an. Die Zeit drängt etwas, denn die Band hat noch eine Menge vor.
2. Februar 2009. Der Bass und die Gitarren sind drinnen. Niklas Mallmann packt den alten Rickenbacker-Bass von 1976 zurück in ein ramponiertes Case und sieht zufrieden aus. Er hat während den Aufnahmen einen kleinen Vintage-Wahn losgetreten, als er auf einmal mit dem alten Instrument um die Ecke kam. Zwar nur geliehen, aber egal. Auf Platte für die Ewigkeit konserviert. Aljoscha konnte den Zeitgeist erwidern, indem er die kompletten Aufnahmen mit einigen alten Röhren-Preamps bestritt, die zwischendurch zwar hörbar bockten, dem Ganzen aber einen Retro-Touch gaben. Er liebt die Teile, denn „wenn sie angehen, sind sie toll. Und wenn sie nicht angehen, sehen sie immerhin noch toll aus.“
9. Februar 2009. PUNK’D ROYAL sitzen im Studio und hören sich durch die Aufnahmen durch. Es fehlen noch der Gesang und ein paar Synthesizer. Letztere spielt Niklas in einer der vielen nächtlichen Sessions ein. Auf dem Studiotisch stapeln sich Texte, die die Band zusammenträgt und für die Songs diskutiert. Auch das ist Neuland für PUNK’D ROYAL. „Unser erklärtes Ziel ist es dieses Mal, als ganze Band ein Album zu schreiben. Bei ‚Bellyfeel‘ hab ich halt getrommelt, Niklas Bass gespielt und Aljoscha den Rest gemacht. Jetzt zusammensitzen zu können und zu wissen, was der andere meint, ist dann, glaube ich, der Lohn für das lange Touren letztes Jahr. Der Titel „Little Red Books“ spiegelt genau diese Entwicklung wider. Jeder legt sein Buch auf den Tisch und ab geht es.“
2. März 2009. Im Prinzip ist die Band jetzt im Studio fertig. Die Aufnahmen sind im Kasten, fertig geschnitten und die richtigen Takes sind ausgewählt. „Ich habe einfach mal fünf Tage nicht in die Sachen reingehört, bevor ich die mixe. Bei mir setzt schnell der Parfümerieeffekt ein. Ich höre irgendwie nur noch Brei und kann nicht mehr neutral beurteilen, ob das jetzt der heiße Scheiß oder nur ganz üble Kacke ist“, lacht Aljoscha. Für die letzten Schritte auf dem Weg zum fertigen Album haben sich die Jungs noch Hilfe ins Boot geholt. Das Mastering der CD, also die finale Bearbeitung des Mixes wird Kim Rosen übernehmen. Die Amerikanerin arbeitet für Alan Douches (RUN DMC, HOT WATER MUSIC u.a.) bei West West Side Music in New York und hat sich mit Aufträgen für FRANZ FERDINAND und DASHBOARD CONFESSIONAL einen Namen gemacht. „Es war echt ein Segen, dass sich da noch mal ein Paar neutrale und erfahrende Ohren reinhörten.“
10. März 2009. Mail von Kim. Die Master sind auf dem Server. Aljoscha liegt auf dem Boden seiner Wohnung und hört einfach nur noch zu. Läuft. Witzigerweise hört man selbst die bockenden Vintage-Geräte noch knacksen und stottern. Aber es passt verdammt gut. „We love it“, schreibt er später nach New York. Kann wieder losgehen, endlich wieder auf Tour. Das erste Dutzend Konzerte steht schon. Der Abend nimmt dann plötzlich eine fast epische Stellung in der jüngeren Bandgeschichte ein. Plötzlich klingelt das Telefon und eine Stimme fragt: „Jungs, habt ihr Bock, als Vorband für THE KILLS zu spielen?“ Wann? Samstag!
14. März 2009. Das Zakk in Düsseldorf ist vollkommen überfüllt und gut 600 Menschen quetschen sich in die Halle. Jamie Hince sitzt auf einer Bierbank und spielt Gitarre, Matthias streitet mit der englischen Merch-Lady um das Recht, die sonst günstigen PUNK’D ROYAL Bandshirts für weniger als 25 Euro verkaufen zu dürfen, und Aljoscha bedient sich auf einen Wink von Alison Mosshart hin am Catering. Eine Woche zuvor gastierten PUNK’D ROYAL zusammen mit den Hamburgern HERRENMAGZIN im Druckluft in Oberhausen und der Kaltstart aus dem Studio auf die Bühne ist noch etwas verkrampft gewesen. Heute läuft es besser, auch wenn das THE KILLS-Management den Jungs im Gegensatz zu THE KILLS selber zunächst etwas reserviert und schroff gegenübertrat. „Die kochen aber auch nur mit Wasser und nach unserer Show kam der Tourmanager direkt an, war sehr angetan und hat uns erst mal ausgefragt“, schmunzelt Niklas.
20. März 2009. Eine Woche später sitzen PUNK’D ROYAL in Celle im Morlock. Der Club fasst knapp vierzig Leute und nach anfänglicher Zweifel an dem Potenzial des Abends spielen PUNK’D ROYAL die abgefahrensten sechzig Minuten der Bandgeschichte. Es ist brechend voll, Drummer Matthias muss die Haustür öffnen, um hinter seinem Set sitzen zu können, und als Backstageraum hält die Wohnung des Betreibers her, die sonst als leicht zwielichtige Location dient, in der Damen „interaktive Massagen“ anbieten. Peter, der die Rolle des „local drunk guy“ in Celle offenbar seit Jahren spielt, war (angeblich) früher Roadie bei den RATTLES und lädt mit seinen Ende sechzig den PUNK’D ROYAL-Hänger voll, ohne die Jungs zu fragen.
Matthias Stamm, Aljoscha Mallmann, Niklas Mallmann und Thomas Eberhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und