PUNK ART #21

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Nikita Bürger

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer, Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Nikita Bürger.

Bitte stell dich vor.

Ich heiße Nikita Bürger, 32 Jahre alt, wohne und studiere zur Zeit in Hamburg Illustration im Master an der HAW. Beruflich kann ich mich momentan als freiberuflicher Illustrator/Grafiker bezeichnen. Zur Punk/Hardcore kam ich relativ spät, etwa nach meinem Schulabschluss, da wo ich aufgewachsen bin, also in Dresden, durch Konzertlocations wie AZ Conny oder die Chemiefabrik.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Eigentlich alles gar nicht so spannend. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich immer schon gezeichnet. Meine Eltern haben versucht, mich zu fördern, was ihnen eher mittelmäßig gelungen ist, und dann doch der klassische Weg: Ausbildung zum Grafiker, Kommunikationsdesign-Studium in Nürnberg. In der Ausbildung hat sich ein kleines Kunst-Kollektiv gegründet, Kids Artworks, und wir haben angefangen, in Kleinauflagen für Bands zu drucken. Viele der Poster sind mit dem Dresdener Konzertkollektiv Cool Vacation entstanden. Ich glaube, das erste Plakat war für das P31 in Nürnberg.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Der erste Schritt sind fast immer Skizzen. Ich arbeite fast immer analog mit verschiedenen Medien und versuche, das auch der Idee des Posters anzupassen – deshalb habe ich wahrscheinlich einen eher inkonsistenten Stil. Die Arbeit am Computer ist eher nicht so meins, aber drumherum komme ich meistens nicht. Kolorierung und Nachbearbeitung passieren dann am Rechner.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Eher doch sehr klassisch. Das Kommunikationsdesign-Studium in Nürnberg war scheiße – zu viel Grafikdesign, viel Digitalisierung und sehr verschult. Ich wollte nur zeichnen und habe mich ziemlich unter Druck gesetzt gefühlt und sehr eingezwängt, habe es aber doch am Ende nicht geschafft mich woanders zu bewerben. Zur Zeit studiere ich in Hamburg im Master Illustration. Mein Fachbereich ist Grafische Erzählung, sprich: Comics.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Hm, das ist eine schwere Frage. Ich kann so was nie richtig beantworten, weil es eine oft wechselnde Angelegenheit ist. Außer der Musikszene bin ich ein großer Fan von Comics/Manga, ich bin auch sehr beeinflusst von Literatur und Film, insbesondere Arbeiten der Kleinverlage oder Künstlerbücher und Zines, wie zum Beispiel Tonto Studio, Helge Reumann, Anke Feuchtenberger, Palefroi oder Icinori.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Und was muss man dafür ausgeben?
Klar, aber etwas umständlich. Ich habe immer noch keine Zeit gehabt, einen Shop einzurichten, und bin etwas unmotiviert bei vielen Sachen, die mit Computern zu tun haben, deshalb alles über Instagram per Nachricht. Manchmal auch mal bei der einen oder anderen Druckmesse – falls so was überhaupt noch stattfinden wird. Die Preise liegen meistens bei 15 bis 40 Euro für handgedruckte Siebdruckposter oder Risografien. Es gibt auch Zines, Bücher und anderen Kram.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Meistens ist es sehr unterschiedlich, mal kommen die Anfragen mit Ideen, mal völlig frei. Für mich ist es natürlich am spannendsten, frei zu arbeiten. Die Plakate für Konzertveranstalter sind meistens alle frei, wofür ich sehr dankbar bin. In letzter Zeit ist alles etwas eingeschlafen durch die Umstände in den wir uns alle befinden, oder durch das Sommerloch, da habe ich mehr Zeit, an meinen eigener Kunst zu arbeiten.

Was ist mit Ausstellungen?
In letzter Zeit war es etwas ruhig um die Ausstellungen, aber ja es gab einige, wie das Colored Gigs in Dresden, oder das Hole of Fame.

Was gibt dir deine Kunst emotional?
Ich zeichne, um mich zurechtzufinden in der Welt, es gibt mir Ruhe und auch Zufriedenheit, die entstandenen Objekte in der Hand zu halten und mit jemandem teilen zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann nichts mit der Kunst zu tun zu haben, es ist irgendwie ein innerer Trieb zu zeichnen oder Normalität so wie Atmen. Es fühlt sich natürlich an und wenn sich das mit Musik, Comics oder Film verbinden lässt, ist das umso besser.