Ein Trip durch das Gestern, das Morgen und die Gegenwart – zeitgleich. Dort, wohin dich die PSYCHEDELIC AVENGERS auf ihrer kürzlich erschienenen CD „The Curse Of The Universe“ schicken, findest du dich als Gast einer interstellaren, polytoxischen Endzeitparty wieder, die zum Schluss die Neuzeit einleiten wird. THE PSYCHEDELIC AVENGERS sind keine Band, es ist die Schnittstelle einer neopsychedelischen Szene, derer ich mich in dieser Publikation schon des öfteren im jeweiligen Einzelfall gewidmet habe. Ein Projekt, bei welchem unter anderem Leute von VIBRAVOID, ON TRIAL, COLOUR HAZE oder SULA BASSANA (Ex-LIQUID VISIONS) mitwirken. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Timo Lommatzsch, vormals Sänger der MANDRA GORA LIGHTSHOW SOCIETY und noch viel früher am Mikrophon bei PAYOLA.
„Die Idee zu den PSYCHEDELIC AVENGERS“, erzählt Timo, „hatte ich schon im Winter 2002. Ich hatte unglaublich viele Rohversionen von Songs rumliegen, und wollte daraus endlich mal etwas machen. Hinzu kam, dass ich großes Interesse daran hatte, mit vielen verschiedenen Leuten jenseits aller Genregrenzen deren musikalischen Output zusammen zu bringen.“ Und genauso, wie der Begriff Psychedelic dehnbar bis in die Unendlichkeit des Universums ist, so lässt sich auch die musikalische Bandbreite der Mitwirkenden ausweiten. Besonders interessant ist vor allem die überfällige Zusammenführung der technoiden sowie der rockenden Spielvariante im psychedelischen Bereich.
Ich glaube, bereits Altkanzler Willy Brandt hat selbiges gefordert, als er davon sprach, dass endlich zusammenwachsen müsse, was zusammen gehört. Recht hat er gehabt, und wie mir scheint auch einen besseren Musikgeschmack als seine Nachfolger. Nicht überliefert ist, ob er auch Perry Rhodan gelesen hat, was aber wiederum Timo macht: „Ich war schon von klein auf großer Fan der Serie, und hatte gerade angefangen den Perry Rhodan Sternenozean-Zyklus zu lesen. Da ich auch die Perry Rhodan-Hörspiele von Eins-A-Medien hervorragend finde, war schnell klar, dass das Ganze der Soundtrack zu einem imaginären Sci-Fi-Film werden sollte.“
Perry Rhodan – damit verbinde ich eigentlich wenig bis gar nichts. Und außer dass ich mal die „Per Anhalter durch die Galaxis“-Trilogie gelesen habe, bin ich von Science Fiction doch meist verschont geblieben. Trotz meiner Ingnoranz gilt es hervorzuheben, dass man eine Koryphäe der Serie für sich gewinnen konnte. „Das Bild für das Albumcover wurde uns von Al Kelsner zur Verfügung gestellt. Al malt seit Jahren sehr viele der Perry Rhodan-Cover, und ich liebe seine Bilder. Al fand die CD, die Musik und die Idee dahinter klasse. Das Gleiche galt auch für das Layout und die gesamte Gestaltung der CD. Das hat alles Lars aka Confused Lunatic gemacht.“
Zumindest für mich als Hörer und Liebhaber psychedelischer Klänge steht natürlich mehr die Musik im Vordergrund. Dabei darf man sich die Platte nicht als eine Art Sampler vorstellen, zu dem alle 21 Mitwirkenden Bands Stücke beigesteuert haben – der Entstehungsprozess war ein ganz anderer. Timo hat den Bands die Ideen geschickt, teilweise angefangene, nie fertig gestellte Songs oder einfach nur Samples. „Mit diesem Material sollten die dann arbeiten, wobei wir natürlich zusammen Dinge abgeklärt und entwickelt haben. Worum könnte es in diesem Song, dieser imaginären Filmszene gehen, was soll rüberkommen, was passiert da? Wenn dann etwas aufgenommen war, habe ich das meistens noch mal jemand komplett anderem geschickt, auch wieder mit der Szenenbeschreibung, und die haben noch mal etwas dazu, darauf oder daraus gemacht. Die Sachen, die danach zurückkamen, waren schließlich ganz andere, neue Stücke geworden. Auch danach haben wir manche Sachen noch mal jemandem geschickt, oder, wenn es an dieser Stelle schon reichte, gingen die Sachen direkt in den Endmix.“
Zu viele Köche verderben den Brei, schaltet sich an dieser Stelle der Volksmund ein, und meint einen berechtigten Einwand zu liefern. Ich halte dagegen, denn nie sah ich auf einer Speisekarte eines größeren Restaurants, die wegen ihrer Kapazitäten mehr als einen Koch beschäftigen, dass Brei angeboten wurde. Also Volksmund, Schnauze halten! Weiter, Timo. „Es war wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich verschiedene Leute an die Songs und Samples herangehen. Das Projekt war eine bunte, pulsierende, durch den Weltraum schwebende Masse, die ständig und unberechenbar durch den Input dieser Leute ihr Aussehen und die Reiseroute änderte. Ich finde, dadurch ist die CD ein überraschender und spannender 80-Minuten-Trip geworden, der auch in einer ruhigen Stunde, z.B. nachts auf der Couch oder beim Spazierengehen über Kopfhörer Spaß macht. Jedenfalls mir.“
Und wie geht es weiter? „Zur Zeit sind Missu und ich dabei, den zweiten Teil der PSYCHEDELIC AVENGERS zu planen. Wie es aussieht, werden dieses Mal an die 35 Bands und Musiker mitmachen, was natürlich heißt, dass es viele Neuerungen und Überraschungen geben wird. Wir geben der bunten Masse einen Stoß in Richtung der Andromeda-Nebelschwaden, verpassen ihr einen kleinen Fusionsantrieb und schauen was passiert, wie sie sich verformt, und wo sie hinfliegt.“ Und ich fliege sicher wieder mit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Claus Wittwer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Claus Wittwer
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Claus Wittwer