Vor einiger Zeit nach einem Unplugged-Konzert von ANGELIKA EXPRESS im Kölner Blue Shell erwähnte Robert, Sänger besagter Band, dass er in diesem Jahr wohl noch an seiner ersten Soloplatte arbeiten werde, eine Nebenbemerkung in einem kurzen Gespräch, die mich zwar neugierig machte, die aber aufgrund des nicht gerade zurückhaltend genossenen Kölner Bieres, nicht weiter vertieft wurde, schließlich galt es zunächst anzustoßen und auszutrinken. Die Neugierde ertrank schließlich dank mehrfacher Wiederholung dieses Rituals. Nur wenige Wochen später erreicht mich eine eMail mit dem Hinweis auf das erste PLANETAKIS-Konzert, nicht unweit oben genannter Kneipe, eigentlich sogar auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Als kleiner Vorgeschmack noch der Hinweis, dass sich auf der frisch eingerichteten Homepage bereits schon mal reinhören ließe, was den geneigten Hörer denn an diesem Abend erwarten würde. Sieben Songs standen zum Download bereit und somit schließlich sieben gute Gründe auf meinem Rechner, jenem ersten Auftritt beizuwohnen, der zu einem achten Grund wurde, nämlich dem, sich einige Wochen später zu einer netten Unterhaltung zu treffen, um schließlich unser kurzes Gespräch aus dem Blue Shell zu vertiefen.
Während der erste Auftritt noch allein mit Gitarre, Gesang und eingespielter Elektronik stattfand, hat sich Robert mit Jenny Fay mittlerweile weibliche Verstärkung ins Boot geholt.
„Ich hatte sowieso nach einer Keyboarderin gesucht, die mich eventuell auch bei den Gesangsparts etwas unterstützt, nur leider wurde mir eine Frau vermittelt, die zwar den Sound des Demos, welches ich ihr gegeben hatte, klasse fand, aber meine stimmlichen Qualitäten als völlig indiskutabel ansah“, erzählt er mir lachend. „Jenny hatte auch das ANGELIKA EXPRESS-Konzert im Blue Shell gesehen und einige Tage später trafen wir uns zufällig im Stereo Wonderland. Eigentlich kam von ihrem Tisch ein Jägermeister zu mir rüber, wodurch wir ins Gespräch kamen. Da wir schnell gemerkt haben, dass wir uns nicht nur gut verstehen, sondern auch musikalisch einen gleichen Geschmack haben, ergab sich der Rest von selbst, zumal Jenny ja bereits seit vielen Jahren Bühnenerfahrung als Sängerin ihrer Hardcore-Punkband INNER CONFLICT gemacht hat.“
Natürlich stellt sich trotzdem die Frage, warum Robert neben ANGELIKA EXPRESS überhaupt noch ein Soloprojekt in Betracht gezogen hat. Und woher er die Zeit dafür nimmt, schließlich befindet man sich, so kann man sagen, bereits auf einer mehrjährigen und anhaltenden Endlostour, nimmt in verhältnismäßig kurzen und regelmäßigen Abständen Tonträger auf und dreht nebenher noch entsprechende Musikvideos. Nicht zu vergessen, dass auch ein sehr großer Teil des Artworks in Eigenarbeit entstanden ist.
„Es gab durchaus ein paar stillere Momente in letzter Zeit und vor allem ist aller Voraussicht nach für dieses Jahr kein neues AE-Album geplant. Tatsächlich hatte ich die meisten PLANETAKIS-Stücke irgendwann für AE geschrieben. Die sind dort aber nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, was mich trotzdem nicht davon abhielt, zu denken, dass diese Songs Potenzial hatten. Außerdem gab es einen Bereich an Musik, in den wir mit AE nicht vordringen, dazu zählt eben auch elektronische Musik. Obwohl unsere Band wirklich super funktioniert, wollte ich doch gerne diesbezüglich meinen musikalischen Horizont erweitern. Zunächst hatte ich daran gedacht, mit anderen Musikern aus diesem Genre etwas zu machen. Dass ich von denen Songs bekomme und anschließend solange daran arbeite und sie verändere, bis schließlich einer meiner eigenen Songs daraus würde. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass mir die Arbeit an meinem neuen Computer selber so viel Spaß macht, dass ich eigentlich direkt den ganzen Song selbst entwickeln wollte. Da bot es sich an, dafür zunächst die Songs zu nehmen, die ja bereits da waren, aber eben nie aufgenommen wurden. Es war interessant zu sehen, wie diese Stücke auch bei ganz anderer Herangehensweise funktionieren.“
Eventuell sollte an dieser Stelle weiterführende Information angeboten werden. Elektronische Musik kann vielfältige Formen annehmen und ist ja gemeinhin nur ein sehr vager Oberbegriff. Bei PLANETAKIS wird die Sache mit großen melodischen Gesten angegangen, die vor allem eines gemeinsam haben, den Pop-Appeal. Dieser darf jedoch gerne durch Punkrock-Gitarrenriffs durcheinander gewirbelt, mit vorantreibenden Beats untermalt und durch den Gesangspart wieder zur Popstruktur zurückgeführt werden. Elektropunkpop oder Elektropoppunk, je nachdem, welchen Song man gerade hört. Angenehm ist vor allem die Eigenständigkeit der Musik, nicht nur gegenüber AE, sondern auch in Bezug auf Bands, die ebenso eine elektronische Herangehensweise an Pop- und Punk-Stücke pflegen. Dennoch sind die Songs extrem schnell zugänglich, weswegen einem die Musik trotz allem bereits nach dem ersten Hören vertraut vorkommt. Vertrautheit gilt hierbei natürlich im besonderen Maße für die Texte, zumindest wenn man mit Roberts Hauptband bekannt ist:
„Natürlich setze ich in den Texten eine Thematik um, die auch bei AE im Vordergrund steht. Ich mag gerne die parolenhafte Herangehensweise an Songtexte. Am ehesten finden sich natürlich Parallelen in der Thematik, wenn es zum Beispiel um durchzechte Nächte geht. Das ist wohl eine gemeinsame kleine Leidenschaft, der da gefrönt wird.“
Eine andere Leidenschaft aus Roberts Vergangenheit war darüber hinaus das ehemals große Interesse an Science Fiction, was sich schließlich auch in dem Namen PLANETAKIS widerspiegelt, einerseits wird das Planetarische thematisiert und andererseits eine Verbindung gezogen zu seinem Nachnamen, Drakogiannakis. „Mittlerweile bin ich ja eher jemand, der dem Alltag und der Realität verhaftet ist. Dadurch habe ich diese Spinnereien und Utopien etwas aus den Augen verloren, eventuell sogar verdrängt. Ich wollte diesen Teil meines Lebens wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken. Das Spacige meiner Vergangenheit in Verbindung mit meiner halbgriechischen Identität. Auch wenn meine Eltern in Griechenland leben, ist dies für mich eher unbekanntes Terrain“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, denke ich. Höchstens, dass es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern wird, bis PLANETAKIS auch auf Tonträger zu hören sein werden. Bis dahin können verschiedene Songs auf der Homepage gratis runtergeladen werden und mit Sicherheit stehen einige Liveauftritte ins Haus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Claus Wittwer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Claus Wittwer
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