PEPPONE veröffentlichen im Januar 2013 ihre erste selbstbetitelte LP, die in der Szene wohlwollend aufgenommen wird. Sie nennen ihre Musik „Beatboxpunkrock“ und klingen wie eine Mischung aus BOXHAMSTERS und VERBRANNTE ERDE. Dabei ist die Musik eigenständig genug, um nicht als Plagiat abgestempelt zu werden. Gitarrist Norman, Bassist Denis und Sänger/Gitarrist Jens kennen sich seit Kindheitstagen. Mit ihrem Sandkastenfreund Tobias gründeten sie BRAYING BOREDOM, die es auf zwei CDs und drei EPs brachten. Nachdem der Schlagzeuger irgendwann 2009 die Band verließ, beschloss man, fortan als Trio weiterzumachen. Bassist Denis programmiert seitdem im heimischen Potsdam die Sequenzen am Computer, die durch Sprechgesang und Saiteninstrumente in Magdeburg ergänzt werden.
Wie fühlt man sich als Band ohne Schlagzeuger?
Norman: Ganz gut! Wir hatten ja früher einen Schlagzeuger, aber als der uns verlassen hat, haben wir das als Neuanfang definiert und ein paar Details, die uns über die Jahre aufgefallen waren, geändert. Zum Beispiel den Bandnamen.
Jens: Oder auch dass wir auf jeden Fall Vinyl veröffentlichen wollten, weil man da in der Szene einfach eine größere Aufmerksamkeit erfährt, als wenn man immer nur CDs und Singles raushaut. Ist einfach so.
Norman: Genau. Aber wir haben uns Zeit gelassen und schön langsam gemacht. Wir haben die Aufnahmen zur LP in aller Ruhe im Proberaum gemacht, aber das Mixing und Mastering dann bei Kabelsalatrecords in Auftrag gegeben. Vom Komponieren her ist es schon eine ganz andere Herangehensweise, als wenn du einen Drummer in der Band hast.
Jens, deine Texte trägst du meist als Sprechgesang vor. Viele Leute erinnert das an die BOXHAMSTERS.
Jens: Ja, wir werden öfter mit denen verglichen, wegen der Musik, aber vor allem wegen des Gesangs, der wohl einige Leute dann doch schon stark an Co erinnert. Aber das ist natürlich so nicht gewollt, sondern Schicksal, weil es das ist, was ich kann, und ich technisch da nicht so viele Möglichkeiten habe, haha.
Im Albumopener „Kigali“ fragst du: „Wo warst du, 1994 im April, hast du um Kurt Cobain geweint?“, aber es geht nicht um NIRVANA, oder?
Jens: Nein, es geht um Kigali, die Hauptstadt von Ruanda. Da begann am 6. April 1994 der sogenannte Völkermord, bei dem in ungefähr hundert Tagen etwa 75% der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit und noch andere vollkommen friedfertige Bevölkerungsgruppen von den Hutu ermordet beziehungsweise, man muss es so sagen, abgeschlachtet wurden. Insgesamt fast eine Million Menschen! In unseren Medien konnte man dazu allerdings nicht viel erfahren, die waren mit der Aufarbeitung von Kurt Cobains Selbstmord beschäftigt, der einen Tag vorher passierte, wie überhaupt die ganze Welt weggeschaut hat.
Anfang Juni 2013 gab es ein verheerendes Hochwasser entlang der Elbe. Magdeburg war in besonderem Maße betroffen. Hattet ihr auch damit zu tun?
Norman: Unser Proberaum war glücklicherweise davon nicht betroffen. Wir hatten früher einen Keller-Proberaum, der damals auch schon öfter unter Wasser stand, aber inzwischen sind wir in einem anderen Gebäude im ersten Stock.
Jens: Nach dem Konzert mit den BOXHAMSTERS und THE BOTTROPS in der Leipziger Moritzbastei Anfang Juni haben wir nur vier Stunden geschlafen und dann den ganzen Sonntag in Magdeburg Bewohner evakuiert und eine Menge Sandsäcke geschleppt, wir arbeiten ja alle in sozialen Einrichtungen und da gab’s viel zu tun. Nach getaner Arbeit mussten wir natürlich auch noch zum Proberaum fahren, um das Equipment auszuladen – danach waren wir ziemlich alle.
Was ist geplant für die nähere Zukunft?
Jens: Wir haben Anfang Juni ein klassisches Split-Projekt mit HI TERESKA eingespielt: ich habe einen alten EINLEBEN-Song eingesungen und HI TERESKA haben einen unserer Songs eingespielt. Wir sind uns momentan noch unschlüssig, wie wir das Ganze veröffentlichen sollen beziehungsweise ob wir das überhaupt wollen — interessierte Labels können sich natürlich gerne melden.
Habt ihr in Bördebehörde nicht das ideale Label gefunden?
Jens: Ja, absolut! Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Ich hatte ich mich ja anfangs total gesträubt, soviel Geld in eine Schallplattenherstellung zu stecken. Torsten hat dann als Freund extra für PEPPONE das Label Bördebehörde Tonträger gegründet, er betrieb schon seit einiger Zeit einen Blog und ist dann in die Finanzierung mit eingestiegen. Der ist ein totaler Musikfreak und hat auch, wie bereits bei BRAYING BOREDOM, das gesamte Layout gemacht.
Das Artwork ist mir besonders positiv aufgefallen. Was symbolisiert dieses urbane Covermotiv und steckt da eine tiefere Bedeutung in der Farbauswahl?
Norman: Interessant, dass du das „Urbane“ ansprichst, es sollte nämlich auf keinen Fall dörflich oder provinziell wirken. Wir haben früher immer mit der dörflichen Herkunft kokettiert – das wollten wir bei dieser Platte auf keinen Fall.
Jens: Torsten hatte bei der Grafik völlig freie Hand. Es gab einen ersten Entwurf mit einem Panzer vom ehemaligen Grenzübergang in Marienborn, aber der hat uns nicht so gefallen. Torsten wollte dann als zweiten Entwurf unbedingt etwas ohne Fotos — also ein reines Vektorcover. Die Farben sind rein optisch gewählt.
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