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Folge 45: John Joseph McGowan

Die meisten Ox-Leser kennen John Joseph sicherlich in erster Linie als Sänger der CRO-MAGS, mit denen er ja immer noch Jahr für Jahr rund um den Globus tourt, um das Erbe der legendären New Yorker Hardcore-Band am Leben zu erhalten. Neben weiteren musikalischen Projekten verbringt John Joseph allerdings einen Großteil seiner Zeit mit dem Training für seine zweite große Leidenschaft, dem Triathlon – und hier ist es wiederum die Königsdisziplin: der Ironman. Das bedeutet 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und einen Marathonlauf über 42,195 km. Bei seinem Aufenthalt in Berlin im letzten November ergab sich die Gelegenheit, den quirligen New Yorker für das Ox-Sportstudio zu interviewen.

John, warst du 2017 auch wieder beim Ironman auf Hawaii am Start?

Oh ja, natürlich, ich war dabei und 2016 auch schon. Zwei Jahre am Stück, weil mir die Veranstaltung so gut gefällt. Dieses Jahr war mein Ergebnis allerdings nicht so toll, denn es ging ein Magen-Darm-Virus um, der mich am Tag des Rennes voll erwischt hat. Ich musste kotzen und konnte während des abschließenden Marathonlaufs keine Nährstoffe mehr zu mir nehmen. Das war echt übel, aber immerhin bin ich ins Ziel gekommen. In der Ergebnisliste standen dieses Jahr sehr viele „DNFs“, für „did not finish“, aber ich war schließlich nicht an den Start gegangen, um dann aufzugeben.

An was für Wettkämpfen nimmst du teil, wenn du nicht auf Hawaii bist?
Also auf Hawaii bin ich jetzt zweimal gestartet, ohne vorher jemals auch nur einen Sprint-Triathlon absolviert zu haben, aber insgesamt habe ich mittlerweile schon zehn Ironman-Wettkämpfe und sehr viel mehr olympische Distanzen bestritten.

Wie schaffst du es, zwei Wochen nach einem Ironman mit den CRO-MAGS auf der Bühne zu stehen?
Tatsächlich besteht der Rhythmus meines Lebens ja aus Sport und Musik. Als im Juli 2017 unsere BLOODCLOT-Platte erschien, waren wir für drei Wochen auf Tour und direkt im Anschluss daran war ich mit den CRO-MAGS unterwegs. Ich habe also sechs Wochen meiner Vorbereitung auf den Ironman Hawaii auf Tour verbracht. Ich bin jeden Morgen zwischen fünf und sechs Uhr aufgestanden, um entweder 15 Meilen zu laufen oder in irgendeinem Pool ein paar Runden zu schwimmen. Leider konnte ich mein Rad ja nicht mit auf Tour nehmen, aber es ging auch so.

Das Triathlon-Training hält dich also fit für die Shows mit deinen Bands und umgekehrt?
Ja, so könnte man sagen. Beides geht Hand in Hand und ich fühle mich wohl dabei. Auf Tour mache ich am Morgen immer viel Aerobic und Gymnastik, lange bevor die anderen aufwachen. So kann ich die Zeit für mich selbst am besten nutzen.

Wie viel trainierst du durchschnittlich pro Woche?
Das kann man so genau nicht sagen, weil ich eigentlich jeden Tag trainiere. Ich bin täglich im Fitnessstudio und laufe auch ein paar Meilen. Es hängt auch immer davon ab, ob ich mich gerade speziell auf einen Wettkampf vorbereite oder nur mein Grundlagentraining absolviere. Für einen Ironman bereite ich mich mit einem speziellen dreimonatigem Trainingsblock vor. Aber auch sonst mache ich immer irgendetwas, um nicht einzurosten.

Wie bist du darauf gekommen, an einem Ironman teilnehmen zu wollen?
Ich bin immer schon viel gelaufen und die Distanzen wurden einfach immer länger. Mein erster Marathon war der Marine Corps Marathon in DC und danach bin ich noch eine ganze Menge mehr Marathonläufe gelaufen. Schwimmen konnte ich auch schon immer ganz gut, weil ich mich im Wasser immer sehr wohl fühle, und Radfahren war sowieso meine Lieblingsdisziplin. Ich war seit 1981 Fahrradkurier in New York City und da kamen natürlich hunderte von Trainingskilometern zusammen. Am Wochenende sind wir dann mit der Clique zu großen Rundfahrten aufgebrochen, so dass ich leicht auf 300 bis 400 Trainingsmeilen pro Woche auf dem Fahrrad kam. Ich wollte immer schon wissen, ob ich einen Ironman schaffen würde, und als ich dann 1989 die legendäre Schlacht zwischen Dave Scott und Mark Allen auf Hawaii gesehen habe, dachte ich bei mir, holy shit, an diesem Rennen musst du unbedingt mal teilnehmen.

Welches war dann wirklich dein erster Ironman?
Das war der New York City Ironman 2012, wo wir im Hudson River geschwommen sind und der Wettbewerb wegen einer defekten Abwasserleitung fast abgesagt worden wäre. Erst in letzter Minute gaben die Behörden Entwarnung und es konnte doch noch stattfinden. Und dann ging es immer so weiter. Ich bin schon in Mexiko, Taiwan, Australien, also überall auf der Welt, gestartet.

Wie hast du dich für das Rennen in Hawaii qualifiziert?
In 2016 habe ich mich in Texas qualifiziert und dieses Jahr bin ich über die Sponsorenstartplätze einer Wohlfahrtsorganisation zu meiner Startnummer gekommen. Die Children’s Tumor Foundation war Partner des Ironman auf Hawaii und ich habe im Vorfeld bei Wettkämpfen in Florida und anderswo 94.000 Dollar für diese Organisation gesammelt. Also haben sie mir eine ihrer Startnummern gegeben. Aber jetzt habe ich einen Coach und wir versuchen, dass ich mich für Hawaii 2019 wieder ganz normal qualifizieren kann.

Welche der drei Triathlon-Disziplinen liegt dir am meisten?
Am besten entspannen kann ich mich beim Schwimmen. Schwimmen ist für mich wie Meditation und da kann ich am besten abschalten. Ganz egal, ob im Ozean oder in einem Pool, beim Schwimmen fühle ich mich wirklich wohl. Ich reise ja sehr viel und wenn ich dann in L.A. bin oder sogar im Sommer in New York, dann gehe ich zum Strand und schwimme ein paar Meilen. Radfahren ist aber auch gut, weil ich einfach über die George-Washington-Brücke fahren muss und schon bin ich raus aus der Stadt und kann zwanzig Meilen und mehr nichts als die vielen Bäume um mich herum genießen. Eine herrliche Landschaft und gute Luft, so dass mir das Radtraining viel Spaß macht.

Stellst du auch fest, dass wir immer mehr trainieren müssen, je älter wir werden?
Ja natürlich, was glaubst du denn? Ich bin jetzt 55 Jahre alt und das Training fällt mir längst nicht mehr so leicht wie in den Jahren zuvor. Man muss schon sehr viel trainieren, um seine Leistung halten zu können. Dazu kommt, dass ich auch sehr viel Zeit mit aktiver Erholung verbringe. Ich mache Yoga, Stretching und Trigger-Point-Therapy, um meinen Körper elastisch zu halten.

Hast du schon mal Probleme mit Verletzungen gehabt?
Oh ja, gerade jetzt. Neulich ist jemand auf die Bühne gesprungen und hat mir direkt gegen das Knie getreten. Also kann ich heute nur durch die Gegend humpeln und muss für eine Woche mit dem Laufen pausieren. Aber als Ausgleich gehe ich dafür einmal mehr ins Schwimmbad. Irgendetwas geht zum Glück immer.

Wie wichtig ist deine Ernährung für dich?
Sehr wichtig. Das ganze Training ist ja nur in Verbindung mit gesunder Ernährung wirklich wirksam. Vegane Ernährung und das tägliche Training sind für mich eine untrennbare Einheit. Ich ernähre mich rein pflanzlich, bio und gentechnikfrei. Darüber habe ich ja auch 2010 mein Buch „Meat Is for Pussies“ geschrieben und ich arbeite zur Zeit auch wieder an einem neuen Buch zu diesem Thema. Während meiner langen Trainingseinheiten habe ich ja viel Zeit, an Konzepten zu arbeiten oder mir Texte und Songs zu überlegen. Da ist viel Platz für kontinuierliche Kreativität. Alles fügt sich für mich zu einem großen Ganzen zusammen.

Was wird dein nächster Wettkampf sein?
Ich habe ja jetzt, wie gesagt, einen Coach und sein Motto ist „stay local“, so dass ich wohl nicht um die halbe Welt reisen werde, um mich wieder für Kona auf Hawaii zu qualifizieren. Ich habe den Ironman von Arizona im November 2018 ins Auge gefasst und bin schon gespannt, wie fit ich bis dahin sein werde.