Gut zwei Jahre ist es her, seit die norwegische Band OKKULTOKRATI mit „No Light For Mass“ wie mit einem Paukenschlag unter den Underground-Bands für Aufsehen sorgte. Nun liefern sie mit „Snakereigns“ ihr zweites Album ab, welches dem Debüt in nichts nachsteht. Mit ihrer Mischung aus Punk, Doom und anderen Metal-Stilrichtungen lassen sich die Norweger in keine Schublade stecken und haben auch für ihre musikalische Zukunft noch einige Ideen. Welche das sind und welche Stilrichtungen OKKULTOKRATI wohl niemals aufgreifen werden, wird von Tarblack verraten.
Seit eurem Debütalbum sind zwei Jahre vergangen. Habt ihr die ganze Zeit neue Songs für euer zweites Album „Snakereigns“ geschrieben oder was habt ihr gemacht? Denn der zeitliche Abstand zwischen diesen zwei Alben war deutlich größer als der zwischen „No Light For Mass“ und den Demotapes.
Ich würde sagen, dass die Zeit zwischen den Demos und den beiden Alben in etwa die gleiche war. Wir waren die ganze Zeit mit irgendwas beschäftigt, haben drei 7“s und eine Split-LP herausgebracht, sind erst mit KYLESA und später mit BLACK TUSK durch Europa getourt und waren im Winter alleine in Spanien unterwegs. Erik Svarte war außerdem mit seinen anderen Bands HAUST und BLACKEST WOODS auf Tournee und hat Platten mit ihnen veröffentlicht. Boris war nonstop auf Tour und brachte ein paar Sachen mit seiner Band HOMBRE MALO raus und Night Jerk hat sich mit seiner Band PROBLEMS beschäftigt. Wir haben also ein paar neue Songs und Projekte auf den Weg gebracht. Wir haben uns also auf keinen Fall gelangweilt haben.
Worin seht ihr die Veränderungen innerhalb der Band und in den Songs im Vergleich zum ersten Album?
Die Songs sind einfacher, mehr auf den Punkt und mehr Punkrock. „No Light For Mass“ wurde in drei Tagen mit Ruben Willem von HAUST aufgenommen und gemischt. „Snakereigns“ hingegen wurde über einen längeren Zeitraum geschrieben, geprobt bis zur Perfektion und aufgenommen über einen Zeitraum von 30 Tagen. Dieses Mal hatten wir den genialen Produzenten und Analog-Professor Emil Nikolaisen von Serena Maneesh Recordings dabei. Es war eine ganz neue Erfahrung.
Wie würdest du „Snakereigns“ beschreiben?
Als das Ende von allem. Das Ende des Selbst, das Ende der Menschheit, das Ende der Welt, das Ende des Universums. Mit keiner Auferstehung, keiner Wiedergeburt, keinem Neuanfang. Ende der Liebe. Leere und Nichts.
Welcher Song bedeutet dir am meisten?
Es ist schwer, nur einen deiner geliebten Songs auszuwählen, aber ich würde „Unconscious mind“ nehmen. Dieser Song hat so viel Energie, einen großartigen Text und manchmal ist es für mich wie ein Blackout, wenn wir ihn live spielen, so wie wenn man in eine sehr kurze und intensive Trance voller Bitterkeit fällt.
Eure Musik ist immer noch eine Mischung aus Punk, Doom-Elementen und anderen Metal-Richtungen, aus denen ihr diesen einzigartigen Sound kreiert. Welches Genre ist dabei euer Favorit? Gibt es vielleicht eine Art von Musik, die ihr noch nicht gespielt habt, die euch aber gleichermaßen interessieren würde?
Sie sind alle gut. Ich denke, wir müssen es noch mit Powerpop/Garage-Rock versuchen, das ist eines meiner Lieblingsgenres. Aber wenn ihr glaubt, wir veröffentlichen eines Tages eine Reggae-Platte oder etwas in der Art, so was wird hoffentlich nie passieren! Aber es ist wichtig, wenigstens zu versuchen, im Spiel vorne mit dabeizubleiben. Aber wer weiß das schon.
Für viele geltet ihr immer noch als eine Art „Underground-Band“. Mögt ihr diese Beschreibung, oder wie seht ihr euch selbst?
Ich gebe nichts auf „Underground“ als abwertende Bezeichnung. Ich habe eine Menge Leute in den letzten Jahren getroffen, die unsere Band ständig unterschätzen. Diese Leute unterstellen, dass wir bewusst versuchen würden, unzugänglich zu sein, während ich uns als großartige Rock-Band sehe, die mit jeder anderen Band jederzeit überall spielen kann, ohne dabei Hemmungen haben zu müssen. Ich liebe es, lebendige lokale Musikszenen zu entdecken, die existieren und gedeihen, die kreativ sind und wenig oder gar keine Aufmerksamkeit von der Außenwelt bekommen, die sich auch nicht danach sehnen, da sie ihr eigenes Ding machen. Wir kommen aus einer guten, starken D.I.Y-Tradition, das gehört zu unseren Wurzeln. Wir haben gerne die Kontrolle über das, was wir tun. Es ist der Abschnitt zwischen Dunkelheit und Ruhm, der der schwierige ist. Ich würde den lieber überspringen und in Schlössern leben, vor Millionen von Menschen spielen und wie ein hedonistischer Rock-Gott an meinem eigenen Erbrochenen ersticken. An dieser Stelle ein Zitat von THE SPITS: „Ich will nicht arbeiten, aber ich will reich sein“. Es gibt nichts Besseres, als in Clubs mit einer eher intimen Atmosphäre zu spielen, wo man noch echten Kontakt zu den Menschen hat und deren Energie sich auf einen überträgt. Es ist mir egal, was genau noch auf uns zukommt, das macht es interessant. Nachdem ich jetzt schon zehn Jahre in Underground-Bands gespielt habe, würde ich sagen, dass OKKULTOKRATI für andere, größere Dinge bestimmt sind.
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