NORNA sind eine in vielerlei Hinsicht heftige und kompromisslose Band. Das Trio vermengt Sludge, Doom und Post-Metal mit Noise und Samples. Die beständigen Wiederholungen und monolithisch-dichten Walls of Sound wühlen auf, zermartern und erden krass. Textlich setzt es einen schonungslos offenen Kampf mit inneren Dämonen.
„Auch wenn unsere Musik vor allem hart und dunkel ausgerichtet ist, gibt es doch auch eine Menge Schönheit“, merkt Frontmann Tomas Liljedahl (BREACH, THE OLD WIND) an. „Alles dreht sich um die Kontraste, denn ohne Licht gibt es auch keine Dunkelheit. Als Band geht es uns aber nicht darum, verstanden zu werden oder auf eine bestimmte Art und Weise zu klingen. Unsere Musik entsteht durchaus mit Absicht und Gefühl, doch es ist der Ausdruck unseres Selbst, der all das erzeugt, was man hört.“ Das Dreiergespann mit Mitgliedern aus Schweden und der Schweiz (von ØLTEN) wirkt auf seinem zweiten Longplayer zumeist barsch und abstoßend. Verträgliche Momente sind wahrzunehmen, doch drückende Negativität prägt das selbstbetitelte Album weitaus stärker: „Selbstdarstellung hat nun einmal die Tendenz, eine eigene Entität zu werden“, entgegnet der Sänger und Gitarrist. „Aus diesem Grund geht sie dorthin, wo sie hin muss. Solange wir unseren Absichten und Gefühlen folgen, passt es für uns und werden wir dort ankommen, wohin die Musik uns führt. Wie es sich anhört, ist dabei nicht unser Hauptfokus. Wir verstehen unsere Musik eher als ein Mantra denn als mathematisches Diagramm.“ NORNA vertrauen ihrem Bauchgefühl und gehen intuitiv vor: „Das Album ist der wahre Ausdruck unserer Gefühle und Emotionen“, bestätigt Tomas. „Textlich geht es um die innere Schattenarbeit, durch die wir alle müssen. Alle Songs sind ein Teil dieses Weges.“ Das Zweitwerk kommt mit sechs kraftraubenden Stücken daher: „Das Album ist selbstbetitelt“, erklärt der Frontmann auf Nachfrage. „Wir hatten die Idee für einen Titel, als eine andere Band unseres Labels eine Platte mit einem ganz ähnlichen Namen vorlegte. Das war dann ein No-Go. Also haben wir uns für ein selbstbetiteltes Album entschieden. Das repräsentiert auch gut, wer wir sind und wo wir im Moment stehen.“ In den letzten Wochen haben die Musiker sukzessive immer mehr von sich preisgegeben: „Es fühlte sich seltsam an, vor der Veröffentlichung der Platte vier digitale Singles herauszubringen, doch so funktioniert das Geschäft heutzutage nun einmal“, so der Sänger und Gitarrist. „Wir lieben die Idee eines physischen Vinyls aber nach wie vor. Dieses hat Substanz und ist ebenso ein Weg, künstlerisch das auszudrücken, was mit dem musikalischen Gehalt einhergeht.“ Inspiration findet der Schwede ebenfalls in verschiedenen Disziplinen: „Welche Kunst auch immer mich kitzelt, es ist das Gefühl, das sie hervorruft und mich zu ihr hinzieht“, sagt Tomas. „Das kann Musik sein, aber ebenso gut Begegnungen oder Gespräche. Auch das Betrachten eines Gemäldes kann mich dazu bringen, einen Song zu schreiben. Szenen, Genres und Stile setzen der Kreativität nur Mauern in den Weg. Solange wir kreativ frei bleiben und unsere wahren Gefühle ausdrücken, sind wir auf dem richtigen Weg.“
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Arne Kupetz
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