Die Frankfurter Hardcore-Band hat eine neue EP am Start. Mit Gitarrist und Songwriter Joe ergründen wir, wie der Sound seiner Band zustande kommt.
Nach eurem Album „Gegenwind“ gibt es nun eine EP mit dem Titel „AOkay“ – auf der wird wieder deutlich, dass ihr zwar vordergründig eine Hardcore-Band seid, aber wesentlich mehr Einflüsse in eurem Sound verbindet. Ich höre da auch viel raus, was die Hardcore-Szene Anfang der Zweitausender Jahre ausgemacht hat – würdest du dem zustimmen?
Der Sound von NORDEND entsteht am Ende schon aus der Summe der musikalischen Einflüsse der jeweiligen Bandmitglieder. Sicher ist beim Schreiben der Musik ein Einschlag aus den Neunziger- und Zweitausender-Hardcore-Grundelementen zu verorten, da das wohl die Zeit ist, in der ich als derjenige, der 99 Prozent der Musik komponiert, am ehesten musikalisch zu Hause bin. Am ehesten lässt sich dieser Einfluss wohl auf eine Band wie SNAPCASE vereinen, die mit ihrer sehr speziellen Kompositionsweise und der Wucht ihrer Musik einen prägenden Eindruck hinterlassen haben. Wir versuchen aber dennoch, uns genretechnisch niemals zu limitieren – spätestens beim Texten kommen wir durch das Zusammenspiel unserer verschiedenen Musikgeschmäcker immer wieder auch auf völlig genrefremde Elemente, die wir versuchen, möglichst nahtlos in die Songs einfließen zu lassen.
Gibt es ein Leitmotiv auf „AOkay“? Was ist dir Grundaussage der EP?
Die Songs reflektieren eine Zeit, in der es für uns alle teilweise wirklich nahezu aussichtslos schien, eine „normale“ Existenz aufrecht zu erhalten. Stetig und überall die nächste Katastrophe, von Trump zu Corona zu Ukraine, um nur mal einige zu nennen. Wir haben versucht, zu vertonen und in Worte zu fassen, was diese Zeit mit uns und den Menschen in unserem direkten Umfeld gemacht hat. Gerne halten wir uns diesmal in den Texten auch selbst den Spiegel vor die Nase – so nach dem Motto: Wollt ihr das?
Warum war es euch wichtig, jetzt eine EP zu veröffentlichen, statt weiter Songs zu schreiben und ein Album rauszubringen?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen wollten wir möglichst schnell die Möglichkeit nutzen, unsere „Neulinge“ auf einem Release vorzustellen. Auch wenn unser Bassist Nico nun schon seit Anfang 2020 dabei ist, war er am Schreiben der letzten Platte kaum beteiligt. Auch unser Sänger Erik, der Ende 2021 zu uns gestoßen ist, hat viele neue Impulse in die Band gebracht, die wir den Leuten nicht länger vorenthalten wollen. Außerdem scheint das Album-Format nicht zuletzt dank Spotify, Apple Music etc. für viele wohl ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein. Je jünger die Leute werden, je mehr hören diese nach eigener Aussage einzelne Songs statt komplette Platten durch. Viele lernen unsere Musik auch durch Playlists kennen und verschaffen sich gegebenenfalls damit einen Überblick über den Rest unseres Schaffens. Es kann gut sein, dass wir die nächsten Releases ebenfalls in EP-Form herausbringen. Es geht eben einfach schneller fünf bis sieben Songs zu komponieren und aufzunehmen, als das bei zehn bis zwölf Songs der Fall wäre.
© by Fuze - Ausgabe #98 Februar/März 2023 und Andreas Regler
© by Fuze - Ausgabe #83 August/September 2020 und Sebastian Koll