Vorurteile sind dumm, aber jede:r hat sie. Oft hat der Name etwas damit zu tun – eines Menschen, aber auch einer Band. NOFNOG aus der Schweiz können (ha!) ein Lied davon singen, entschieden sich irgendwann für diese Abkürzung und leben gut damit. Ich nahm ihr neues Album „Insomnia“, das gerade auf SBÄM erschienen ist, zum Anlass für dieses Gespräch.
Ihr seid schon länger als NOFNOG unterwegs und nur alte Fans wissen noch, dass das nicht eine Abart von „Eggnog“, also Eierlikör ist, sondern sich aus den Anfangsbuchstaben eures „eigentlichen“ Bandnamens NO FIGHT NO GLORY zusammensetzt. Wie sprechen die Leute das je nach Land aus, und was wurde schon dahinter vermutet?
Da diese Fragen immer wieder hochkommt, ist das eine gute Möglichkeit, etwas Licht hinter unseren Bandnamen zu bringen. Wie du schon vermutest, ist es für viele Leute teilweise wirklich schwierig, unseren Namen auszusprechen. Mit der Schreibweise fangen wir gar nicht erst an, haha. Das reicht von NO-NOG, NO-FOG, NOCK-NOCK, who’s there, NON-FOOD bis zu Wörterkombinationen wie No Fun, No Glory. Für F und G wurde schon alles verwendet, reimt euch selbst etwas zusammen. Dabei spielt es keine Rolle, wo wir waren, Missverständnisse gab es immer wieder. Dahinter vermutet wurde von einer NOFX-Coverband über ein neues Pokémon bis hin zu einer Umweltkampagne schon so einiges.
Was hat euch zu dieser Namensverkürzung bewegt? Für eine Dicke-Backen-Hardcore-Band würde der Slogan ja noch passen, aber bei eurer Musik war der irgendwie immer etwas irreführend, oder?
Wir feiern nächstes Jahr unser zwanzigjähriges Bestehen und die Wahl unseres Bandnamens geht wirklich tief in unsere Jugend zurück. Roger, unser Gitarrist, kam eines Tages mit einer Zigarettenwerbung aus einer Zeitschrift. Darauf war ein Typ abgebildet, der ziemlich fertig und vermöbelt aussah und mit blauen Flecken übersäht war. Trotzdem saß er auf seinem Sofa und zog genüsslich und überglücklich an seiner Kippe. Als Überschrift der Reklame prangte ein großes „No Fight, No Glory“. Das Bild hatte etwas Beruhigendes und trotzdem Energie. Wir fanden das cool und unser Name war besiegelt. Mit dem Älterwerden wurde uns zunehmend bewusst, dass das doch ziemlich hart und proletenhaft wirkt. Wir machen härteren Punk, aber mit unserem ausgeschriebenen Namen könnte man die Erwartung wecken, dass wir musikalisch ultrahart unterwegs wären. Klar soll unser Sound ein Aufruf sein, wir wollen damit etwas bewegen und Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft gnadenlos und selbstkritisch zur Sprache bringen. Doch nichtsdestotrotz feiern wir unsere Freundschaften und durchzechten Nächte, und wer uns kennt, der weiß, dass wir wirklich eine unheimlich umgängliche Band sind. Zu alledem war uns der Name irgendwann dann auch zu lang und zu wenig eingängig, und eines Tages entstand die Abkürzung davon.
In diesen Tagen klingt „Kein Kampf, kein Ruhm“ ja fast schon militaristisch ...
Wir haben den Satz in unseren Anfangtagen nie so kritisch betrachtet. Mit den Jahren war uns die direkte Übersetzung aber doch etwas zu abgedroschen und viele Leute haben das auch so militant verstanden. Für uns steht der Satz eher als „Kein K(r)ampf, kein Ruhm“. Im Sinne: Wenn du nicht für etwas kämpfst, wirst du auch nichts erreichen. In der heutigen Welt wird dir sowieso nichts geschenkt. Also immer seine Ziele im Auge behalten und dafür das Beste geben.
Ich finde ja den Bandnamen DEATH BEFORE DISHONOR richtig schlimm – der Spruch ist als Tattoo beliebt und kommt wohl von den US-Marines. Welche irgendwie unguten Bandnamen fallen euch ein?
Bei vielen Bands im Punk-Bereich soll mit dem Namen schon irgendwie eine Message rüberkommen oder man versucht, darin irgendwie eine Botschaft zu verankern. Somit wird es natürlich auch immer schwieriger, sich abzuheben. Daher wäre es auch falsch, über Bandnamen abzuhaten, da sich die meisten Bands etwas dazu überlegt haben. Und über Namen von Deutschpunk-Bands würden wir uns sowieso nie im Leben lustig machen. Da gehört es zum guten Ton und wir sind auch große Deutschpunk-Fans! Aber klar gibt es komische Namen, zum Beispiel LIMP BIZKIT kommt schräg rüber, wenn man weiß, was neben der direkten Übersetzung noch dahintersteckt. Aber davon kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Und was wären heute gute Ideen für einen Bandnamen, wenn ihr nicht schon einen hättet?
Die Frage haben wir uns in der Vergangenheit immer wieder mal gestellt. Aber um ehrlich zu sein, sind wir da nie auf einen grünen Zweig gekommen. Würden wir eine Deutschpunk-Band gründen, hätten wir unserer Meinung nach grandiose Ideen. Aber schlussendlich haben wir uns mit unserem Bandnamen längst abgefunden. Klar bleibt der Name nicht direkt im Ohr hängen, aber wenigstens polarisiert er ein bisschen und wirft Fragen auf. Das kann zu guten Gesprächen führen, und für ein gutes Gespräch bei einem Bier sind wir immer zu haben.
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