NO AGE

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A Record Needs A Home

Schon das Package-Design ihres Albums „Nouns“ war 2009 für einen Grammy nominiert. Nun aber scheint die Langzeitkollaboration von NO AGE mit Grafikdesigner Brian Roettinger ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben: 10.000 Exemplare ihres jüngsten Albums „An Object“ haben Randy Randall und Dean Spunt aka NO AGE offiziell selbst zusammengebastelt – 5.000 LPs und 5.000 CDs. Da verkommt der Inhalt ja schon fast zur Nebensache ... Ich warf Randy Randall ein paar Stichworte und Zitate hin.

Overflow.


Im NO AGE-Kontext steht das im direkten Zusammenhang mit den Emotionen in unseren Songs, der Überflutung mit Gefühlen, Klängen, Lautstärke, das zeichnet die Songs aus.

„Examining the 21st century’s identy crisis.“

Das stammt aus „Collage Culture“, der Platte, die wir zu dem gleichnamigen Projekt von Aaron Rose und Mandy Kahn gemacht haben. So viel Musik, die heute und auch im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts geschaffen wurde, besteht aus reinem Reflektieren, Wiederkäuen und Wiedererfinden von Ideen, die es schon gab. Wenn man eine Platte aufnimmt, sollte sie schon etwas wirklich Neues bieten und sich nicht nur dumpf mit Dingen befassen, die sowieso schon mal da waren. Brian Roettinger hat auch an dieser Zusammenarbeit mitgewirkt. Er ist ein unglaublich guter Grafikdesigner und wir haben eine Menge Spaß, wenn wir zusammen an Ideen, Entwürfen und optischen Dingen feilen. Das fühlt sich richtig gut an, alles ist im Fluss. 2008 haben wir zum Beispiel eine Tour mit den LIARS gemacht, Brian war mit dabei und hat die Merchandise-Sachen übernommen. Beide Bands wollten etwas Besonderes für diese Tour machen. Jede Stadt hat wirklich ihre eigene Platte bekommen.

Konzepte.

Konzeptalben mag ich nicht wirklich. So etwas wie „Tommy“ oder so, das sind Fake-, Pseudo-Opern. Wir haben schon ein Konzept im Sinne einer Grundannahme oder einer Inspiration, die wir für bestimmte Songs nehmen wollen. Aber ein Konzept im engeren Sinne ist das eigentlich nicht.

Approach.

Der Zugang reflektiert immer ein Stück weit die Perspektive im Sinne von „Ich mache gerade etwas“. Wir machen ein Album, welche Fragen müssen wir uns dann stellen, damit wir das umsetzen können. Das öffnet die Sache dann für uns.

Attitude.

Das verbinde ich damit, dazu fähig zu sein, eine Sache durchzuziehen, sich produktiv zu fühlen, etwas umsetzen zu können.

Relationships.

Ich weiß nicht, inwiefern man das auf NO AGE beziehen kann. Wir sind schon seit langer Zeit gute Freunde. Ein Stück weit ist in einer Band spielen schon wie eine Ehe. Eine kreative Verbindung aufrecht zu erhalten, im Geschäft sein. Das sind die Verbindungen, die wir haben. Wir haben eine Verbindung zu unserem Produzenten, unseren Freunden, unserem Fahrer, der uns immer rechtzeitig zu den Shows fahren muss, haha. Natürlich betrifft das auch unsere Platten, du steckst ja auch eine Menge Zeit rein, da entsteht auch eine Art Verbindung.

„We’re just guys making something.“ (NO AGE, clashmusic-itv 2010)

Das trifft genau das, was wir tun. Herumfahren, Spaß dabei haben, spielen.

„Arms don’t freeze / They break the frame“. (NO AGE „My hands, birch, steel“)

Den Song hat Dean geschrieben. Er wollte damit austesten, inwiefern man den Zusammenhang zwischen physischem Körper und dem begrenzten Raum auseinanderreißen kann. Die Herausforderung besteht darin, einen neuen eigenen physischen Raum zu schaffen, der auf den Körper passt, und nicht umgekehrt.

Physicality of music-making.

„An Object“ ist schon eine sehr taktile Platte, „hands on“ von Anfang bis Ende. Physis kann in diesem Zusammenhang aber wörtlich genommen werden: Körper sind ja schließlich auch am Musikmachen oder an der Herstellung des Artworks beteiligt. Physis gibt es bei dieser Platte tatsächlich auf allen Ebenen, wenn du sie anfasst, aber auch im wörtlichen Sinn.

Manufacturing.

Bei unserem letzten Album wurden wir tatsächlich selbst zu Herstellern der Verpackung. Wir haben die volle Kontrolle über alle Herstellungsschritte übernommen. Dean hatte die Idee, das so aufzuziehen.

Werdet ihr in Zukunft noch einmal den kompletten Produktionsprozess für eine eurer Platten übernehmen?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen, da habe ich auch noch nicht wirklich drüber nachgedacht. Wir gehen ja immer Projekt für Projekt an. Ich glaube aber nicht, dass wir eine Werkstatt oder so eröffnen und das zu unserem Alltagsgeschäft machen werden. Wir haben dabei schon eine Menge gelernt und es wäre jetzt nicht mehr so schwer, wenn wir es ein zweites Mal tun würden. Im ersten Versuch haben wir die Dinge nach und nach vereinfacht, indem wir aus unseren Fehlern gelernt haben. Aber selbst eine professionelle Fabrikation zu übernehmen, ist nun keine Herausforderung mehr. Wenn du dir einmal etwas total Absurdes ausgedacht und es wirklich durchgezogen hast, suchst du dir beim nächsten Mal eben eine noch absurdere Sache. Alles ist immer ein Stück weit an Zeit und Ort gebunden. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass wir dieses Album schon vor vier Jahren so gemacht hätten. Und in der Zukunft findet sich hoffentlich auch noch mal etwas Neues, ähnlich Interessantes. Wir wollen unsere eigenen Sachen ja schließlich auch nicht wieder aufwärmen.