MOVEMENTS

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I’m looking for a change, I’m ready for a revolution!

THE MOVEMENTS aus Göteborg, Schweden sind möglicherweise Europas beste Neo-Sixties-Organ-Driven-Rock’n’Roll-Band, die mit ihrem feurigen Retro-Konglomerat aus Psychedelic Rock, Garagepunk und Rock’n’Roll ein verdammter Abräumer ist. Eine Band, die manche so genannte Kick-Ass-Combos aussehen lässt wie eine musikalische Nachmittagsunterhaltung im Altenheim. Wer jetzt skeptisch die Augenbraue hebt, hat diese Band noch nicht live gesehen und sollte das nachholen.

THE MOVEMENTS gibt es schon eine ganze Weile, ihr habt aber noch nicht einen solchen Hype erleben dürfen wie Bands mit einem ähnlichen Hintergrund. Erzählt doch mal, was euch als Band einzigartig macht und warum ihr den Durchbruch verdient hättet.


Gustaf: Ich glaube, wir spielen nicht wirklich Standard-Rock. Wir versuchen einfach, Klischees zu vermeiden.

David: Alle Bandmitglieder hören ziemlich unterschiedliche Musikrichtungen und wir versuchen, all diese verschiedenen Einflüsse zu berücksichtigen.

Thomas: Vor allem wollen wir nicht einfach jemand anderen imitieren, und auch nicht uns selbst kopieren, wenn wir neue Platten oder neue Songs aufnehmen. Wir versuchen immer ganz bewusst, etwas anders zu machen als beim letzten Mal.

Gustaf: Viele Bands folgen dem jeweils aktuellen Hype und würden gerne klingen wie die neuen HELLACOPTERS, die neuen HIVES, oder wer auch immer gerade gut ankommt, aber wir sind einfach nur THE MOVEMENTS.

Denkt ihr umgekehrt, dass ihr von diesem Rummel um andere schwedische Bands profitiert?

Christian: Ein bisschen auf jeden Fall. Die Leute reagieren positiv, wenn man sagt, man kommt aus Schweden. Für uns als Band macht das tatsächlich einiges einfacher.

Was denkt ihr, warum kommt schwedische Musik hier in Deutschland so gut an?

Thomas: Schweden haben einen eigenen Sound. Nicht alle, aber viele deutsche Bands, über die man hier so stolpert, ahmen einfach irgendetwas nach. Sie versuchen dann auch, wie Schweden zu klingen, oder wie Bands aus anderen Ländern. Die besten deutschen Bands, sind die, die versuchen, etwas Deutsches aus ihrer Musik zu machen, etwas Einzigartiges.

Ihr habt mal gesagt, dass in Schweden zu touren wirklich schwer sein kann, weil es dort keine richtige Szene für Rockmusik gäbe. Würdet ihr sagen, die Rockmusik-Szene ist bei euch weniger entwickelt als beispielsweise hier in Deutschland?

Thomas: Man kann an einem Wochenende hier und da ein paar Gigs spielen, aber es ist keine Tour wert, durch kleine Städte in Schweden zu fahren. Schon gar nicht unter der Woche. Man kann in den großen Städten spielen, aber so richtig getourt sind wir in Schweden nie.

Daniel: Es ist nicht so eng besiedelt wie Deutschland.

Wenn es in Schweden an besagter Szene fehlt, wie kommt es, dass trotzdem so viele Bands dort bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt werden?

Christian: Weil sie in andere Länder gehen müssen, um überhaupt irgendwie zu touren und bekannt zu werden. Sie haben gar keine Alternative.

Gustaf: Wenn sie aus einer kleinen Stadt kommen, wollen sie nicht in der kleinen Dorfdisco spielen, in der alle rumhängen, also bleiben sie im Proberaum, bis sie gut genug sind, um sich nach Europa zu trauen. Schweden ist auch ein sehr kleines Land, nur in Schweden Erfolg zu haben, wäre keine große Sache.

Daniel: Ein anderer Punkt ist, dass Schweden einfach ziemlich langweilig ist, also muss man sich mit so etwas wie mit Musik beschäftigen, um nicht vor Langeweile zu sterben. Die letzte Regierung hat es für Jugendliche auch leichter gemacht, an Instrumente und einen Proberaum zu kommen.

Christian: Es gibt so etwas wie Jugendzentren, in denen die Kids ziemlich früh umsonst proben können. Sie können dort Equipment und Instrumente borgen, daher fangen viele schon jung an, so mit 13 bis 14 Jahren.

Thomas: Vor ein paar Jahren war es noch sehr viel leichter, vom Staat unterstützt zu werden und ohne einen richtigen Job auszukommen. Das geht jetzt nicht mehr so einfach und daher fehlt vielen die Zeit, sich auf ihre Musik zu konzentrieren. Es war mal leichter, ein arbeitsloser Musiker zu sein, als es jetzt ist.

Gustaf: Am besten wäre es, wenn man die deutschen Jugendzentren mit den schwedischen kombiniert. So dass man Instrumente ausleihen und proben kann, aber auch einen Ort hat, wo man auftreten kann und an dem auch Bier verkauft wird.

Daniel: Es geht immer nur ums Bier, haha.

Euer erstes Album wird in Deutschland und weiteren Ländern wiederveröffentlicht, mit neuem Coverartwork und neuen Songs. Ein notwendiger Schritt?

Christian: Es war ein Vorschlag von unserem Label Alleycat. Es war nicht unsere Idee, aber es hat echt Spaß gemacht.

Gustaf: Wir mussten eine neue Auflage machen, denn die erste ist ausverkauft. Im Endeffekt ist es auch gut für uns, denn als die Platte ursprünglich rauskam, war sie eine der Ersten auf dem Label, welches damals noch neu war. Inzwischen haben sie einen besseren Vertrieb und ganz andere Möglichkeiten. Zudem ist dies der Versuch, das Interesse an unserem zweiten Album zu steigern.

Euer neues Album „The World, The Flesh And The Devil“ kommt in Kürze raus. Die Songs, die ich bisher hören konnte, klingen alle sehr düster und weniger fröhlich als auf dem letzten Album.

Gustav: Ja, wir wollten ein düstereres Album machen.

David: Besonders für mich war das letzte Jahr sehr schlimm, das hat die Texte natürlich sehr beeinflusst.

Christian: Unser Produzent hat den Sound auch schön düster hinbekommen, wir sind sehr zufrieden damit.

Björn Olsen hat ja auch schon die erste Platte produziert, was schätzt ihr an seiner Arbeit?

Christian: Er ist ein Freund von uns, außerdem halten wir ihn für einen der besten Produzenten Schwedens. Und er ist einer der bekanntesten, das kann ja auch nicht schaden.

Gustaf: Er hat einen ganz eigenen, besonderen Stil, wenn er produziert. Er ist auf eine gute Art ein ziemlicher Exzentriker.

Thomas: Er hat dieses große Haus mit dem Studio und da ist einfach eine tolle Atmosphäre.

Gustaf: Des Weiteren hat er auch viel Wert darauf gelegt, nicht das gleiche Album noch einmal zu produzieren. Ein paar verrückte Ideen für den Sound hatte er auch, mit denen wir am Anfang selbst ein paar Probleme hatten. Wir fanden sie dann aber umso cooler, als wir uns daran gewöhnt hatten.