Moros ist der griechische Gott des Verhängnisses und des Untergangs, er stammt von der Göttin Nyx ab, und da MOROS EROS-Frontmann Zach Tipton sprichwörtlich ein Lied über das Unglück singen kann, stand bei der Band aus Georgia die antike Mythologie Pate. Eros hingegen ist der Drang nach Erkenntnis und schöpferischer geistiger Tätigkeit, aber auch der griechische Gott der Liebe. Diese Dualität findet sich auch in den düster-euphorischen und stark progressiven Songs des Quartetts wieder. Mit ihrem zweiten Album "Jeasous Me Was Killed By Curiosity”, das wie sein Vorgänger bei Victory erscheint, mischt die junge Combo die Bewegung gehörig auf, ohne sich gleich vom Mainstream vereinnahmen zu lassen.
Könntest du die Ereignisse der letzten 18 Monate kurz zusammenfassen?
Die Band war anfangs ein Seitenprojekt einer Band, in der ich und Bobby aktiv waren. Nach einigen Proben stellten wir fest, dass wir eigentlich besser waren als unsere damalige Hauptband. Danach haben wir in den Staaten getourt, sind in Kanada gewesen, haben zwei Alben aufgenommen und momentan sitzen wir daheim und fragen uns, wo wir einen Van herkriegen, damit wir wieder schnellstmöglich auf Tour gehen können.
Du wurdest in L.A. geboren, hast in Texas gelebt und wohnst momentan mit deinen Großeltern in Georgia. Wie beeinflusst diese Jugend deine Musik?
Das Wichtigste daran ist, dass es mich gelehrt hat, mich allen möglichen Situationen anpassen zu können. In allen drei Staaten lebt man unter sehr verschiedenen Bedingungen und das hilft einem auch, offen für Neues zu bleiben, und man profitiert auch davon, wenn man in jeder Lage Songs schreiben kann. Selbst wenn man vor 3.000 Leuten spielt, weiß man, dass die Welt da draußen noch viele andere Herausforderungen bereithält. Man ist einfach selbstkritischer, wenn man viel gesehen hat.
Eure Musik klingt stellenweise geradezu tragisch, besteht da ein autobiografischer Zusammenhang? Deine Eltern sind ja geschieden, oder?
Ehrlich gesagt, waren die diversen Scheidungen noch mein geringstes Problem. Es gibt sehr viele schreckliche und seltsame Dinge, die mich auf eine tragische Art und Weise beeinflusst haben. Wenn du mich persönlich kennen lernen würdest, dann wärest du sicherlich der Meinung, dass ich ein ziemlich normaler Typ bin, aber in der Musik geht es ja darum, die persönlichen Eigenheiten voll und ganz auszudrücken, und Eigenheiten besitze ich eine ganze Menge.
Hat euch der Erfolg eures letzten Albums in eine Drucksituation gebracht, wart ihr überkritisch, als ihr die neuen Songs geschrieben habt?
Ich denke, ich setze mich jedes Mal ziemlich unter Druck, wenn ich einen neuen Song schreibe. Beim zweiten Album habe ich aber peinlichst darauf geachtet, dass die Lieder für die Band interessant bleiben, selbst wenn man sie schon eine Million Mal gespielt hat. Ich glaube, das ist mir diesmal auch ganz gut gelungen.
Du veröffentlichst politische Artikel auf eurer Website, aber eure Texte sind eher persönlich gehalten. Was sprach dagegen, diese politische Dimension auf dem neuen Album zu integrieren?
Menschenrechtsfragen gehen mir sehr nahe und nehmen mich beinahe etwas mit. Vielleicht bin ich in naher Zukunft dazu fähig, über solche Themen zu schreiben, aber momentan kann ich angesichts solcher Tatsachen, die über kurz oder lang die Existenz unserer Welt bedrohen, nur schweigen. Ich bin dermaßen stark davon erschüttert, dass unsere Musik meine Emotionen nicht ausdrücken könnte.
Du verwendest viele biblische Metaphern in deinen Texten, siehst dich selbst aber immer als Sünder und hast auch einen Song geschrieben namens "Satan has a heart of gold". Wieso denken manche Menschen denn nach solch einer blasphemischen Äußerung immer noch, ihr wäret eine christliche Combo?
Der Hauptgrund hierfür liegt wohl mit Alexander Pope ein paar Jahrhunderte zurück. Niemand hat seinen Sarkasmus verstanden und mir geht es ähnlich wie ihm. Ich versuche die Absurdität der Dinge zu schildern, mit denen ich nicht übereinstimme. Zwar verstehen die Leute den Wortlaut, aber die Intonation macht eben den Unterschied. Bisweilen integriere ich in meine Texte auch subtilen Humor. Meistens glaube ich an die Macht des Schicksals und bin zuversichtlich, aber meiner Überzeugung nach ist das Wesen der Dinge komplex, verwirrend und meist völlig irrational. Daher bin ich kein gläubiger Mensch, schließlich weiß ja letztlich sowieso niemand, was passieren wird. Ich gehöre sogar zu den Menschen, denen es völlig egal ist, woran jemand glaubt oder nicht. Sinn und Zweck von Religion ist meiner Meinung nach primär, den Menschen zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind. Vielleicht ist das wahr, vielleicht ist es unwahr; jedenfalls werde ich nicht von meinem Weg abweichen, um anderen ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich persönlich benötige das Konzept "Gott" nicht als geistige Stütze für meine Existenz.
Viele Gruppen fangen ja auf einem kleinen Label an und erfreuen sich auch der Freiheiten, die man dort besitzt. Wieso habt ihr gleich versucht, bei einem großen Label unterzukommen?
Also wir haben es schon auch bei kleinen Labels versucht, aber die haben nie geantwortet. Wir konnten uns keinen Kleinbus leisten und daher konnten wir auch nicht touren. Das hat den kleinen Labels wohl gezeigt, dass wir der Mühe nicht wert sind. Für Victory stellte das aber kein unlösbares Problem dar.
Bist du, seit du bei Victory unter Vertrag bist, ein Vollzeitmusiker, oder hast du noch Zeit, zur Schule oder zur Uni zu gehen?
Ich konnte die Bildung etwas hintenanstellen, da ich viele Kurse an der Uni besucht habe, als ich noch recht jung war. Die anderen werden wohl wieder hingehen, aber ich lasse mir damit Zeit, bis sich die Dinge wieder etwas beruhigt haben. Mein Hauptfach habe ich bisher rund dreimal gewechselt, wenn ich also Astrophysiker oder Schriftsteller werden möchte, kann ich jederzeit zurückgehen und alles wird reibungslos laufen.
Denkt ihr als junge Band, die stark durch Kritiker gepusht und erst durch Alternative Press richtig bekannt wurde, dass Zeitschriften wichtig sind? Viele jüngere Bands halten sie anscheinend für überflüssig.
Gute Reviews stärken immer mein Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die Band und ich sehe sie als Rückversicherung, wenn die Dinge mal nicht so brillant klappen. Hoffentlich hören sich die Leute dadurch unser Album an, damit wir weiterhin Musik machen können. Gute Reviews können das schon bewirken, denke ich.
Gibt es Dinge, die ihr als Gruppe kollektiv ablehnt, da ihr ein bestimmtes Wertesystem besitzt?
Auf musikalischer Ebene alles mitmachen, denn ich liebe Musik nunmal. Das Einzige, was mich persönlich davon abhalten könnte, wäre, wenn dies Firmen begünstigen würde, die ein paar Leichen im Keller haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Eberhardt
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