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Der Kampf mit den Tiefs

Wenn man mit Depressionen zu tun hat, erlebt man häufig einen Wechsel von Ups und Downs. Ich habe schon oft gehört und gelesen, dass dies verglichen wird damit, auf dem Ozean zu treiben. Es gibt Wellen, die ziehen dich nach oben, andere drücken dich unter die Wasseroberfläche. Mir persönlich gefällt dieses Gleichnis gar nicht.
Es suggeriert nämlich, dass man sich nach oben kämpfen muss, um nicht zu ertrinken. Es sagt uns, dass diese so genannten Tiefs etwas ausschließlich Schlechtes sind. Ist das wirklich so? Zugegeben, es fühlt sich nie gut an. Es ist nichts Schönes, wenn du morgens aufwachst und das erste Gefühl, das du verspürst, dieser drückende Schmerz auf der Brust ist, der dir deine komplette Motivation raubt, irgendetwas mit diesem Tag anzufangen. In diesem Moment ist es einfach ausnahmslos ätzend.

Mir wurde allerdings mal geraten zu reflektieren, wenn die Tiefs wieder vorbei sind, denn früher oder später sind sie das meistens, und mir mal die Vorgeschichte dazu anzusehen. Auch wenn es mir eigentlich immer so erscheint, als käme dieses Gefühl aus dem Nichts, hat es in meinem Fall immer eine kleinen Vorlauf. Heruntergebrochen kann ich sagen, dass ich ziemlich schlecht in Selbstfürsorge bin. Mein Energiehaushalt gleicht den Sicherheitsstandards von Tschernobyl. Eigentlich bleibt meinem Körper manchmal gar nichts anderes übrig, als mich auszuschalten. Das zu lernen hat so viel Zeit und wieder Energie gefressen, darüber will ich gar nicht nachdenken. Ich kann dir nicht mal mit Bestimmtheit sagen, dass ich es zum jetzigen Zeitpunkt gänzlich kapiert habe. Was ich allerdings verstanden habe, ist, dass es absolut keinen Sinn macht, gegen mein Tief anzukämpfen. Ich muss mich treiben lassen, es akzeptieren und darauf vertrauen, dass es wieder besser wird. Sobald dieser Punkt erreicht ist, versuche ich Stück für Stück herauszufinden, was los war, um beim nächsten Mal früher die Reißleine zu ziehen. Das klappt bei weitem nicht immer. Aber es wird ganz langsam besser.

Alles, was ich hier schreibe, sind meine persönlichen Erfahrungen, die ich mit dir teilen will. Ich gebe keine Ratschläge. Es kann sein, dass du gar nichts damit anfangen kannst, weil deine Tiefs einen gänzlich anderen Ursprung haben. Aber du bist damit nicht allein; merk dir das.