Die texanische Band um Sänger Matty Mullins hat die vergangenen zwei Jahre zur Selbstreflexion genutzt und eigene Wege gefunden, ihr neues Album rauszubringen. Dabei wurde ein Großteil der Songs nach und nach vorab veröffentlicht. Ob diese Strategie aufgegangen ist, verrät uns Matty.
Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Stücke von „Remade In Misery“ bereits erschienen. Das führt mich zu der Frage: Ist das Album, wie wir es kannten, tot?
Es gibt definitiv Fans, die Alben immer noch als Ganzes hören und schätzen und aus diesem Grund werden wir Musik immer auf diese Weise verpacken. Aber wir müssen zugeben, dass sich die Dinge geändert haben und die große Mehrheit Musik heutzutage auf eine ganz andere Art und Weise konsumiert.
Habt ihr das Gefühl, dass eure Fans enttäuscht sein könnten, wenn das Album herauskommt und sie die meisten Songs bereits kennen, einige davon schon seit über einem Jahr?
Zuerst dachte ich, dass es auf jeden Fall so sein würde, aber als wir jeden Song veröffentlicht haben, wurde mir klar, dass die Leute eine besondere Verbindung zu den Songs als Singles aufgebaut haben. Ich denke, dass sie eine neue Verbindung zu ihnen aufbauen werden, wenn sie Teil eines Albums sind.
Es ist offensichtlich, dass Streaming unseren Umgang mit Musik grundlegend verändert hat. Es konzentriert sich mehr auf einzelne Tracks. Glaubst du, dass dies die bessere Art ist, Musik zu hören? Oder bist du eher ein Album-Fan?
Ich persönlich liebe Alben. Als Songwriter schreibt man ein Album in der Hoffnung, dass die Leute es sich von Anfang bis Ende anhören, so wie man es sich vorgestellt hat. Deshalb höre ich mir Musik gerne auf diese Weise an. Ich verstehe jedoch vollkommen, dass der schnelle Konsum von Musik in Einzelformaten auch seinen Reiz hat.
Wenn man sich die Zahlen ansieht, scheint es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, einzelne Songs zu veröffentlichen. Hattest du jemals Zweifel an dieser Strategie? Ich habe auch das Gefühl, dass ihr dadurch die Möglichkeit hattet, die einzelnen Tracks mehr ins Rampenlicht zu rücken, als es auf einem Album möglich gewesen wäre, denkst du das auch?
Es war absolut die richtige Entscheidung für diesen Albumzyklus. Vor allem, weil wir Musik veröffentlicht haben, bevor wir wussten, wie die Zukunft des Tourens aussehen würde. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es immer so machen werden, aber bislang habe ich es nicht bereut.
Viele Bands haben die letzten zwei Jahre genutzt, um nachzudenken und sich neu zu erfinden. Was denkst du, welchen Einfluss diese besondere Zeit auf MEMPHIS MAY FIRE und das Album hatte?
So furchtbar die Pandemie auch war, sie gab uns wirklich die Möglichkeit, uns auf die Musik und nur auf die Musik zu konzentrieren. Das war das erste Mal, dass wir die Möglichkeit hatten, Musik zu schreiben, ohne den Stress, der mit einer Vollzeit-Band einhergeht. Wir haben so viel über uns selbst gelernt und darüber, was uns wirklich glücklich macht. Wir werden das, was wir gelernt haben, auf jeden Fall in den Schreibprozess zukünftiger Alben einfließen lassen.
Was habt ihr eurer Meinung nach in den letzten zwei Jahren über euch selbst und die Band gelernt?
Ich denke, wir konnten uns wirklich darauf konzentrieren, was wichtig ist und was nicht. Wenn alles drumherum wegfällt, verschieben sich die Prioritäten und man kann die Dinge viel klarer sehen. Ich könnte mit der Phase, in der wir uns als Band befinden, nicht glücklicher sein.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Jenny Josefine Schulz
© by Fuze - Ausgabe #94 Juni/Juli 2022 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Jenny Josefine Schulz
© by Fuze - Ausgabe #94 Juni/Juli 2022 und Carsten Jung
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Isabel Ferreira de Castro
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Sebastian Wahle
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Christin Pausch