Zur Einstimmung auf das dreißigjährige Bandjubiläum im nächsten Jahr veröffentlichten die MANGES Ende September ihr sechstes Album. Als wichtiges Aushängeschild des europäischen RAMONES-typed Punkrock zeigt der Vierer aus Italien keinerlei Abnutzungserscheinungen und ist weiterhin mit Energie, Spaß und Leidenschaft bei der Sache. Das gilt insbesondere für ihren Frontmann Andrea, der neben der Band auch noch Zeit findet für ein Label, einen Mailorder und die Organisation des Punk Rock Raduno Festivals.
Euer neues Album hat den Titel „Book Of Hate For Good People“. Gibt es nicht schon genug Hass in der Welt, müssen jetzt auch noch die Guten damit anfangen?
Der Titel ist mit Humor zu betrachten und er beschreibt auch den Spirit unserer Band. Wir sind auf den ersten Blick schon eine unterhaltsame, spaßige Band mit positiver Einstellung. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber schon auch die dunklen und ernsten persönlichen Themen. Das ist etwas, das Punkrock für uns ausmacht, einen guten, positiven Spirit zu haben, gleichzeitig aber auch die Wunden dieser Welt nicht zu ignorieren. Sicherlich gibt es aktuell enorm viel Hass, der auch dazu führt, dass die Welt weiter auseinanderfällt. Wenn der Wolf dich beißt, überrascht das niemanden. Aber wenn das Schaf dich beißt, ist die Überraschung groß. Manchmal müssen aber auch die Schafe zubeißen.
Euer neues Album klingt im Vergleich zum Vorgänger wieder fröhlicher und poppiger.
Die meisten Songs sind im Lockdown entstanden, ich hatte viel Zeit und habe mir bereits morgens Stift, Papier und Gitarre geschnappt und bis spät abends Songs geschrieben. Und das über Wochen. Ich hatte, als es zur Aufnahme des neuen Albums kam, enorm viel Auswahl an neuen Songs. Textlich hat sich wenig geändert, aber musikalisch ging es mir wieder darum, einfache, einprägsame Melodien zu komponieren. Songs, die dich gleich zum Mitsingen und Mittanzen bringen. Die Songs haben wir in unserem Proberaum aufgenommen, gemixt wurde das Album aber von Andrew Berlin in den Blasting Room Studios in den USA. Auch das hat bestimmt zum hohen Pop-Faktor des Albums beigetragen.
Du bist einer der Hauptorganisatoren des Punk Rock Raduno Festivals, aktuell wohl das wichtigste Pop-Punk-Festival in Europa. Die fünfte Auflage fand im Juli wieder in Bergamo in Italien statt. Wie war’s?
Ich bin total glücklich, wie es gelaufen ist. Diesmal hatten wir nach zwei entbehrungsreichen Jahren die bisher größten Besucherzahlen mit Fans aus allen Kontinenten. Vier Tage, mehr als dreißig Bands, alle waren total aufgeregt. Das erste Festival wurde nur von Franz und mir organisiert, mittlerweile haben wir ein größeres Organisationsteam mit vielen freiwilligen Unterstützern. Wir lassen den Garage-DIY-Spirit hochleben und wollen die besten Fans da haben und nicht die Bands mit den größten Namen. Wir hatten jeden Tag mindestens 2.000 Besucher, am Samstag sogar 3.000. Das sind alles Schätzungen, da das Festival freien Eintritt bietet und wir keine Tickets verkaufen. Aber wir kennen das Festivalgelände sehr genau und können deshalb gut abschätzen, wie hoch die Besucherzahlen sind.
Du verfügst über ein breites Netzwerk, kennst viele Bands weltweit, hast ein Plattenlabel, einen Mailorder und persönliche Beziehungen zu eurer Booking-Agentur. Wie wichtig sind gerade heute diese Kontakte, um erfolgreich Tonträger zu verkaufen und auf Tour gehen zu können?
Ich bin seit dreißig Jahren in der Punkrock-Szene aktiv. Ich habe zwangsläufig jede Menge Erfahrung. Und ich genieße es immer noch, mit Menschen in Kontakt zu stehen. Vor dreißig Jahren habe ich noch Briefe geschrieben, an Fanzinemacher oder an Mailorder. Auch wenn sich einige Medien geändert haben, bevorzuge ich immer noch den persönlichen Austausch, denn das ist meine Leidenschaft. Allerdings ist es mir in all den Jahren nicht gelungen, ein guter Geschäftsmann zu werden, der aus all diesen Kontakten und Beziehungen ordentlich Profit zieht. Aber ich bin glücklich damit, dass ich gute Kontakte habe, die es mir erleichtern, Dinge umzusetzen. Freundschaften sind mir wichtig, trotzdem kümmere ich mich natürlich auch um das Geschäft, aber schon mit einem freundlichen und ethischen Anspruch. Mir ist der Respekt wichtig, den wir dafür bekommen, dass wir freundschaftlich und korrekt miteinander umgehen.
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