MAJOR PARKINSON kommen aus Bergen, Norwegen und spielen wirklich eigenwillige und spannende Musik. Um vom Rande Europas aus aber den Rest der Welt zu erobern, dafür braucht es schon etwas Glück, und das hatte die sechsköpfige Formation um Jon Ivar Kollbotn. Denn Sylvia Massy, Produzentin aus Kalifornien und lange Zeit rechte Hand von Rick Rubin, stieß im Internet auf die Norweger, was letztlich dazu führte, dass diese in deren RadioStar-Studio in Nordkalifornien ihr Album aufnahmen. Schwere Rock-Riffs treffen da auf Zirkusmusik, Surf-Tunes auf frickelig-jazzige Parts, Pop auf Punk, Tom Waits auf Mike Patton, zuckrige Vokalpassagen auf donnernde Grooves, NOMEANSNO auf GOGOL BORDELLO. Bassist Eivind beantwortete meine Fragen.
Ich mag euer Artwork: Panzer und Ballons – ein scharfer Kontrast. Wer hat es gemacht, steckt eine Message dahinter?
Martin Kvamme, ein Grafikgenie, der auch mit PEEPING TOM, TOMAHAWK und CLOROFORM gearbeitet hat, hat dieses Cover entworfen. Auf die eine oder andere Art entstammen alle Bildfragmente unseren Songtexten. Das Hauptproblem war, die Kontraste innerhalb der Musik zu illustrieren, ohne aber den Interpretationsfreiraum des Hörers einzuschränken.
Wer oder was ist Major Parkinson?
Hinter MAJOR PARKINSON steckt ein modernes Konzept von Dr. Jekyll und Mr Hyde. Auf der einen Seite repräsentiert der Begriff Major den starken, militanten, maskulinen und zynischen Charakter und auf der anderen Seite hast du Parkinson, den verunsicherten kleinen Jungen in einer kalten, düsteren Welt, der nur durch ein Guckloch einen Ort voller Wärme und Liebe sieht. Major Parkinson ist die Hauptfigur in unseren Texte. Ich kann verstehen, wenn man die Band mit der Krankheit Parkinson in Verbindung bringt, aber das war nie unsere Absicht.
Wie ging das los mit euch da oben in Bergen?
Wir haben 2003 auf dem Dachboden eines alten Theaters in Bergen angefangen zu proben, dort beginnt also die Parkinson-Geschichte. Im gleichen Jahr haben wir einen lokalen Band-Contest namens Eggstock Festival gewonnen – das war zugleich unser erster Gig – und dann beim „Zoom“. Beides sind große Wettbewerbe für Musiker in der Region West-Norwegen, und so ist die Sache ins Rollen gekommen. Die folgenden Jahre haben wir mit Touren durch ganz Norwegen verbracht, bis wir schließlich 2006 nach Kalifornien gegangen sind, um unser Debütalbum aufzunehmen.
Und wie seid ihr mit dem kleinen Freiburger Label Waggle Daggle in Kontakt gekommen und was verbindet euch?
Der Kontakt zu Waggle Daggle entstand durch Angela Teistler von Geheimagentur. Sie hat uns 2009 in Oslo auf dem by:larm-Festival gesehen und hat uns einander vorgestellt, und wir haben abgemacht, dass sie unser Album in Deutschland veröffentlichen. Sie arbeiten mit ganz speziellen und unkonventionellen Künstlern, aber auch mit Pop-Bands. Dieses Profil passt perfekt zu uns.
Ihr habt das Album mit Sylvia Massy Shivy in Kalifornien aufgenommen. Wie kam es dazu?
Irgendwann um Ostern 2006 hat Sylvia uns angeschrieben, dass wir ihre neue Lieblingsband seien. Der Deal war dann schnell unter Dach und Fach und wir sind schon im Juli zu ihr nach Weed, Kalifornien geflogen, wo wir in ihrem Studio in paar hektischen Wochen das Album eingespielt haben. Sylvia ist sehr liberal, was das Aufnehmen betrifft, und sie kümmert sich um fast alles. Sie hat aber auch irgendwie eine Art, einen im Studio bis ans Limit zu treiben. Übrigens ist das Studio ein altes verlassenes Theater mit einer gruseligen Atmosphäre, was natürlich perfekt zu uns passt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Joachim Hiller
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Katrin Schneider