Finny McConnell ist der Kopf der MAHONES, Kanadas Antwort auf THE POGUES, THE REAL MCKENZIES und FLOGGING MOLLY. Was kaum jemand auf dem Schirm hat: Finny macht das schon seit drei Jahrzehnten! Ein Grund, ihn zur Jahreswende mal zu etwas Reflexion zu bewegen.
Erst dein Akustikalbum Anfang 2020, dann die „Best Of“-Zusammenstellung zum dreißigsten Geburtstag der Band – die Pandemie scheint eure Motivation ja nicht geschmälert zu haben.
Ich war im Lockdown tatsächlich sehr motiviert und habe mich einigen Projekten gewidmet, die ich schon immer zu Ende bringen wollte. Das „Unplugged“-Album zu veröffentlichen, hatte ich schon seit zwei Jahren im Kopf, also war es toll, das fertig zu bekommen. Was das „Best Of“ angeht, so war das schon ewig für das dreißigjährige Jubiläum von THE MAHONES geplant. Das ist so ein Meilenstein, dass wir im Musikgeschäft so lange durchgehalten haben, und ich bin sehr stolz auf das, was wir bisher geschafft haben. Ich bin sehr glücklich.
Bleibt bei so viel Output noch genug Kreativität für 2021 übrig, in dem es hoffentlich wieder Konzerte gibt?
Wir haben die Songs für das neue MAHONES-Album bereits alle geschrieben und für Sommer 2021 ein fantastisches Aufnahmestudio in Berlin gebucht. Ich wollte schon immer mal eine Platte in Berlin aufnehmen. Es ist so eine künstlerische, inspirierende Stadt. Was das Touren angeht, haben wir vor, zwischen Juli und September 2021 in Europa, Großbritannien und Nordamerika bei ein paar Festivals zu spielen, und bei unserer „30th Anniversary“-Tour im Herbst würden wir gerne so viele Konzerte auf der ganzen Welt wie möglich geben.
Wie feiert man so einen Meilenstein mit seinen Fans in Zeiten von Corona?
Nun, es war sehr schwer, das ist sicher. Wir haben unser dreißigjähriges Jubiläum am 17. März, das ist St. Patrick’s Day und unser Bandgeburtstag, mit einem kleinen Akustik-Gig gefeiert in der Küche unserer großartigen deutschen Akkordeonspielerin Nicole Akkordeon, das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ihr könnt euch die komplette Show auf unserem YouTube-Kanal ansehen. Gefilmt hat unsere neuer Schlagzeuger, der erstaunliche Jamie Oliver, der schon bei UK SUBS und SNFU getrommelt hat. Dazu sind vielleicht zwei unserer besten Alben erschienen zur Feier dieses Meilensteins, also ist das großartig für uns!
Wie ist die Corona-Situation bei euch in Kanada? Sind die Clubs auch bis auf Weiteres geschlossen wie hier in Europa?
Wir konnten Anfang 2020 dreißig Shows spielen, in Kanada, UK und Europa. Unsere letzte Show war am 13. März in Hamburg, am nächsten Tag mussten wir wegen Corona aufhören. Ich hatte das Glück, dass mir im Herbst einigeAkustik-Solo-Konzerte in Europa und Kanada angeboten wurden auch wenn die kanadischen Termine wegen der zweiten Corona-Welle wieder abgesagt wurden. Ich werde das jetzt im Februar oder März wieder aufnehmen. Ich habe diese Auftritte wirklich genossen, es wäre toll, noch mehr von solchen sicheren „Sit down/socially distance“-Shows zu machen, vielleicht bis rein in den April oder Mai.
Wie stellt man überhaupt ein Best-Of-Album zusammen bei einem so großen Backkatalog? Gab es innerhalb der Band Diskussionen wegen der Auswahl der Songs?
Als Bandgründer und -leader habe ich nach dreißig Jahren die Songs für dieses Album selbst ausgesucht. Mit diesem Release habe ich mich sozusagen selbst belohnt für die harte Arbeit in den letzten dreißig Jahren geleistet. Die ausgewählten Songs sind teils Fan-Favoriten, teils meine Lieblinge. Es soll zeigen, wie vielseitig unser Songwriting ist, aber in der Gesamtheit auch unser bestes Album überhaupt sein. Eine Platte, die jeder gerne in seiner Sammlung stehen hat.
Als ihr angefangen habt, gab es nur wenige Celtic-Punk-Bands, jetzt sind es Unmengen. Woran unterscheidet ihr zwischen „gewöhnlich“ und „großartig“, wenn ihr einer davon begegnet?
Ja, damals gab es nur THE POGUES und THE WATERBOYS – große Vorbilder für mich! – und vielleicht THE MEN THEY COULDN’T HANG oder BLACK 47, das ist alles, woran ich mich erinnern kann. Unsere ersten beiden Alben waren sehr von Celtic-Folk-Sounds beeinflusst, und wenn ich mit dem ganzen Punk-Zeug irgendwann durch bin, kehre ich auch wieder dazu zurück, um in Würde zu altern. Was die Celtic-Punk-Bands auf der Welt angeht, habe ich natürlich meine eigene Meinung. Ich stehe viel mehr auf authentische Vertreter wie THE POGUES, THE LEVELLERS und ROUGHNECK RIOT oder auch THE TOSSERS und BLACK 47 aus den USA oder THE DREADNOUGHTS aus Kanada und natürlich die erstaunlichen CROMDALE aus Deutschland. Diese Bands haben, genau wie wir, ihren eigenen, originellen Sound entwickelt, und damit die keltische Tradition mit Leben gefüllt. Was die so genannten „Plastic Paddy Bands“ angeht, so höre ich mir nichts von diesem Zeug an und interessiere mich auch nicht dafür. Ich wurde in Dublin, Irland, geboren und von einem Dubliner Vater und einer Mutter aus Galway aufgezogen, die vierzig Jahre lang eine traditionelle irische Konzertveranstalterin war. Ihnen gehörte Kanadas beste irische Musikbar, Muldoon’s. THE DUBLINERS, Tommy Makem, Shane MacGowan, die habe ich viele Male getroffen, so dass ich mich sehr für die echte irische Musikszene interessiere. Überhaupt nichts übrig habe ich für diese rein kommerziellen Irish-Folk-Showbands. Für mich klingt das alles gleich. Es geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Für mich ist das keine echte Celtic Music, das hat keine Seele und wird nicht von echten Celtic Musikern gespielt. Es sind zusammengewürfelte Bands, die die irische Kultur für Geld und Ruhm ausbeuten und denen es nicht um die Musik geht. Ich hasse es, wenn Bands unsere traditionelle irische Musik nehmen und so tun, als hätten sie selbst sie geschrieben. Ein großes Verbrechen an der irischen Kultur und Musik, und die Songs sind nicht einmal besonders gut. THE DUBLINERS und Shane MacGowan sind mir allemal lieber als dieses Zeug. Ich stehe einfach nicht auf die „Celtic Jock Rock Green Beer“-Szene. Die bedeuten mir überhaupt nichts.
Dicht gedrängt in der Masse stehen, mit der Band mitzuschreien und zu tanzen ist im Moment natürlich nicht möglich. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt für eine Platte wie „Unplugged“, oder?
Nicht wirklich. Der Plan war, ein Album für alle Altersgruppen zu veröffentlichen. Ich wollte etwas für Folk-Fans, das sie genießen können, eine Musik, zu der man sich hinsetzen und zu Abend essen kann. Wir waren ziemlich punkig unterwegs in den letzten zwanzig Jahren, jetzt war es an der Zeit für Veränderung. Wer weiß, wohin es uns als Nächstes führt, aber ich habe wieder viel Shane MacGowan gehört und er ist, Tatsache, der beste irische Songwriter der Welt. Ich würde gern auch nur ansatzweise so gut zu sein wie er. Ich liebe diesen Kerl. Das Coolste ist aber, dass ich in dem Jahr mit dem Akustik Programm in eine neue Karriere als Solokünstler gestolpert bin. Dadurch kann ich in diesen harten Zeiten wenigstens das Essen für meine Familie auf den Tisch bringen. Aber wirklich viel Geld habe ich im Musikgeschäft noch nie verdient . Obwohl ich noch Hoffnung habe ... Alles, was reinkommt, investiere ich direkt wieder in die Band, für Aufnahmen, Tourkosten, Bandgehälter etc. Es ist kein leichtes Leben, aber ich würde das alles auch umsonst machen. Musik ist alles für mich und jetzt freue ich meine meine Akustik-Soloabende, die „Finny Shows“. Es ist schwieriger als es scheint, komplett alleine auf der Bühne zu stehen und einen ganzen Abend lang Lieder zu singen und Geschichten zu erzählen, aber für solche Herausforderungen brenne ich. Ich wachse als Musiker und Entertainer, wenn ich es alleine schaffen muss.
Anders als bei anderen vergleichbaren Alben kommt bei euch mehr als nur die Akustikgitarre zum Einsatz. Macht das euer Akustik-Set zu etwas Besonderem oder gehört das bei THE MAHONES einfach zum Standard?
Nun, es ist eigentlich nur THE MAHONES unplugged, was im Grunde bedeutet, dass ich meine Gibson-E-Gitarren weggelegt und sie durch die Epiphone-Akustikgitarre ersetzt habe. Alle anderen Instrumente sind wie immer, Roland-Akkordeon, Tin Whistle, Geige, Mandoline, Gibson-Bass und Schlagzeug. Dann Punk raus, Folk rein – los geht’s! Auf den Festivals in diesem Sommer werden THE MAHONE ein Greatest-Hits-Set spielen, das auch ein paar Überraschungen enthält. Und wenn alles gut geht, folgt im Herbst unsere bisher größte Tournee durch Europa, UK, USA, Kanada und Australien, mit vielen besonderen Bands und Solokünstlern, irischen Tänzern und DJs. Diese Shows werden das Beste vom Besten sein in Sachen Irish, Celtic und Folk-Punk sein. Ein Abend voller Weltklasse-Talente und eine Show, an die ihr euch für den Rest eures Lebens erinnern werdet. Ein Celtic Punk-Rock’n’Roll-Zirkus, der in deine Stadt kommt, mit mir als Zirkusdirektor!
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