LONG DISTANCE CALLING

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Telefonieren ohne Worte

Seit einiger Zeit fasziniert mich (meist) instrumentale, monumentale Brachialmusik zwischen ISIS, NEUROSIS und SUNN O))), doch erstaunlicherweise ist das Angebot an hiesigen Bands in jenem Spektrum doch sehr überschaubar. LONG DISTANCE CALLING aus dem Ruhrgebiet sind da eine löbliche Ausnahme und wissen nicht nur live, sondern auch mit ihrem ersten Album "Satellite Bay" zu überzeugen. Drummer Janosch beantwortete meine Fragen.

Die Basics: Wer, wann, wo, wie, warum, wozu?


Anfang 2006 haben sich Jan, Bass, Flo, Gitarre, Dave, Gitarre und ich öfters getroffen, um zusammen zu jammen. Wir wollten Musik spielen, die man nicht sofort in eine Schublade stecken kann. Es sollte fließen, ohne dass wir uns zwingen mussten, dass es so und so zu klingen hat. Als wir die ersten Stücke geschrieben haben, bemerkten wir, dass noch etwas fehlt. Mit Reimut, Sounds & Samples, haben wir dann schnell das fehlende Etwas gefunden. Wir alle haben schon mehr oder weniger Erfahrungen in Bands gesammelt und waren uns alle einig, etwas ganz anderes spielen zu wollen, und auch wenn das jetzt abgedroschen klingt, standen bei LDC von Anfang an das Spielgefühl und die Liebe zur Musik im Vordergrund.


Was verbindet euch musikalisch?

Also musikalisch verbindet uns zunächst einmal, dass die Musik an sich für uns alle einen sehr hohen Stellenwert in unserem Leben hat. Ich möchte das gar nicht an bestimmten Bands oder Stilrichtungen festmachen. Wenn wir dann mal unterwegs sind, sehen Scheiben von PORCUPINE TREE über ISIS, über DJ Shadow bis hin zu DYING FETUS oder PINK FLOYD das Innere des CD-Players. Also letztendlich alles, was gefällt.


Wieso kein Gesang?

Als wir zu viert angefangen haben, waren wir sogar noch auf der Suche nach einem Sänger, aber haben einfach keinen Guten gefunden. Als dann noch Reimut dazukam, waren die meisten Songs so voll, dass Vocals keinen Platz mehr gehabt hätten, und wir haben eben instrumental weitergemacht. Allerdings ist auf dem Album ja auch ein Song mit Vocals von Peter Dolving von THE HAUNTED und wir sind alle begeistert von dem Resultat. Ich möchte also auch nicht ausschließen, dass wir in Zukunft verstärkt mit Vocals arbeiten werden.


Und worum geht es inhaltlich bei Musik ohne Texte?

Wir möchten eigentlich mit unserer Musik keine konkreten Inhalte verbreiten. Natürlich verbindet jeder von uns mit den Songs etwas Besonderes, aber wir möchten im Prinzip die Musik für sich sprechen lassen. Jeder Zuhörer soll sich aus unserer Musik das ziehen, was ihm wichtig ist, und wenn Leute mit unserer Platte einfach mal eine Stunde abschalten können, ist das doch super.


Ich tippe mal, dass ihr einen gewissen Hardcore-Background habt. Wie kommt man von Stücken unter zwei Minuten zu einem Album mit sieben Songs in 60 Minuten. Was hat sich da verändert, mental wie musikalisch?

Also, so einen richtigen HC-Background hat von uns außer Reimut im Ansatz eigentlich keiner. Wir haben eher alle einen Metal-Background und auch IRON MAIDEN bringen ausschließlich 60-Minuten-Alben raus. Also da betreten wir kein Neuland, hehe


Manche Menschen reden im Kontext von Musik eurer Machart von "Post Metal" - ein Begriff, mit dem ihr was anfangen könnt?

Wir stehen, gerade wenn es um LDC geht, gar nicht auf dieses Schubladendenken, aber da jedes Kind einen Namen braucht und wenn die Leute unsere Musik so nennen wollen, haben wir kein Problem damit.


Wie seid ihr mit diesem Genre beziehungsweise den im Allgemeinen mit diesem Begriff in Zusammenhang gebrachten Bands in Berührung gekommen?

Also im Prinzip ist LDC das Ergebnis sehr verschiedener Musikgeschmäcker. Jeder wird älter und schaut öfter mal über seinen Tellerrand. Es gibt halt nur gute und schlechte Musik. Aber leider viel zuviel schlechte und auch da sind wir uns bandintern nicht immer ganz einig, haha. Aber wenn es um die eigene Musik geht, haben wir das ganz gut im Griff.


Worin liegt der Reiz, statt auf "schneller, lauter, härter", auf "langsamer, intensiver, komplexer" zu setzen?

Wir wollten für uns musikalisches Neuland betreten. Flo und ich spielen noch in einer Death Metal-Band und es ist ein schöner Ausgleich, auch von der ganzen Herangehensweise beim Songwriting. Wie gesagt, der Fluss in der Musik ist wichtig und es steckt nicht so viel Planung hinter der Musik, wie manche vermuten. Wer weiß, vielleicht wird es auch mal ein richtig rockiges Album von LDC geben. Hauptsache wir fühlen uns wohl dabei und es gibt keine Zwänge.


Und wer steckt hinter Viva Hate Records ...?

Hinter Viva Hate steckt ein Kumpel von uns. Wir hatten zwar noch ein paar andere Angebote, aber waren uns bei ihm sicher, dass er mit dem nötigen Herzblut an die Sache rangeht. Wir kennen ihn schon länger und er ist, genau wie wir, ein Nerd und hat zudem wichtige Kontakte. Ich bin mir auch sicher, dass beide Parteien von der Zusammenarbeit profitieren werden. Eine Win-Win-Situation, wie ein bekannter Plattenboss einst zu sagen pflegte.