Es gibt inzwischen nicht mehr so viele Konstanten im Leben. Eine davon besteht in der Tatsache, dass die LOMBEGO SURFERS live immer gut sind und immer sehr gute Alben abliefern, so zuletzt passiert im November 2007. Ich unterhielt mich mit Tony (Gitarre/Gesang) telefonisch über das neue Album "Pagan Thrills" und viele andere interessante Dinge. Here we go!
Das letzte Mal, als wir uns unterhalten haben, war Ende 2004, als das "Seven Pleasures"-Album gerade veröffentlicht worden war. Wie ist es euch seitdem ergangen?
Es hat sich einiges verändert seitdem: Ich denke, es war im Frühjahr 2005, dass Rolle, unser Schlagzeuger, die Band verlassen hat und Danny, unser eigentlicher Schlagzeuger, wieder in die Band zurückkam. Wir haben in dieser Zeit das "All Strung Out"-Mini-Album aufgenommen und veröffentlicht und eine ganze Menge Shows gespielt, aber es hat sich herausgestellt, dass Danny einfach zu viel zu tun hat und sich eben auch um seine Familie kümmern wollte. Also waren wir wieder genauso weit wie vorher, wir hatten keinen Drummer und wussten nicht so recht, wie es weitergehen sollte. Die größte Veränderung kam dann, als Oli zu uns gestoßen ist. Wir kannten ihn schon vorher von unzähligen Baseler Bands und er hat wirklich perfekt zu uns gepasst. Mit ihm haben wir dann auch "Pagan Thrills" aufgenommen und jetzt im Juni werden schon wieder zwei Jahre sein, dass er als Schlagzeuger bei den LOMBEGO SURFERS spielt. Es passt alles wunderbar und wir sind wirklich zufrieden, denn für eine Band wie die unsere ist das sehr wichtig: Wir sind eine Live-Band, und wenn die Chemie zwischen den Leuten nicht so ganz stimmt, dann hast du keine Chance, gute Musik zu machen.
"Pagan Thrills" ist der Titel des aktuellen Albums. Ein wunderbarer Name - was hast du dir dabei gedacht?
Es geht dabei um Emotionen, die einfach aus einem herausbrechen. Auch wollte ich das Bild mit dem Voodoo und dem Blues über dem Punkrock weiterführen.
Wie unterscheidet sich dieses Album vom Vorgänger "Seven Pleasures"?
Da ich eigentlich alle Songs schreibe, wird es immer einige Ähnlichkeiten geben. Das ist ähnlich wie mit den ROLLING STONES, manche Alben sind ein wenig anders, aber man hört immer, dass es die Stones sind. Ich glaube, das Album ist dahingehend anders, dass es mehr Rock ist, während "Seven Pleasures" mehr Rock'n'Roll war. Das Konzept der Songs ist auch ein wenig anders, der Gesang wird immer wichtiger, wir haben keine Overdubs für die Stimme benutzt, sondern alles live aufgenommen. Bei "Blackout" zum Beispiel war es sogar gleich der allererste Versuch. Das war nicht bei allen Songs so, aber bei ein paar schon.
Das Album klingt für mich generell dunkler und wütender ...
Ja, das ist eine gute Beschreibung, es ist mehr gepresst, mehr ... "pushed" und auch wütender, gerade die Vocals.
Seit "Blow Your Lunch" von 1992 ist das Artwork mit jedem Album farbenfroher geworden, jetzt halte ich das letzte Album in den Händen und es ist wieder schwarzweiß wie ganz am Anfang - was hat das zu bedeuten?
Wie es bei unseren Alben immer ist: Wir sagen unserem Hausgrafiker Dirk Bonsma den Titel, er bekommt ein Tape mit dem Songs und er zeichnet einfach drauf los. Es war ziemlich lustig, als Dirk mich anrief und sagte, dass er es wieder schwarzweiß machen wird, wie beim ersten Album "Gates Of Graceland". Als ich dann Tom von Flight 13 anrief, um ihm das mitzuteilen, fand er es sehr cool, da es die Anfangstage der Band wiederaufleben lässt, eben etwas wütender. Und ich muss auch sagen, mit jemandem wie Oli in der Band, können wir das live auch wieder machen, er ist einfach so eine stabile Persönlichkeit und ein zuverlässiger Schlagzeuger.
Der Song "Cross the line" hat diesen starken psychedelischen Einschlag - ist das eigentlich etwas Neues für euch?
Das ist mein Lieblingsstück auf dem Album. Die Art, wie der Song Spannung aufbaut, am Anfang, dann mit den Vocals und dann in der Mitte, dieser langsame psychedelische Teil. Tom von Flight 13 hat gesagt, das klinge wie ein RADIO BIRDMAN-Song ... Was wir mit diesem Song machen wollten, war Folgendes: Wir wollten die Spannung und Anspannung aufbauen, einen sehr klaren Refrain dazupacken und in der Mitte diesen Platz haben, an dem einfach alles passieren kann. Live haben wir das schon früher manchmal gemacht, aber wir wollten auch wirklich einen Song haben, in dem das möglich sein sollte.
Da ihr so etwas jetzt auf einem Album gemacht habt - ist es möglich, dass ihr so etwas auch live wieder öfters spielen werdet?
Ich glaube ja. Wir werden versuchen mehr davon in die Songs einzubauen, in denen das möglich ist. Aber es kommt auch auf das Publikum an. Wenn du realisierst, dass du es machen kannst, weil es den Leuten gefällt, dann kannst du dir die Zeit nehmen. Manchmal merkst du dann, dass die Reaktion nicht passt, denn es gibt manchmal Publikum, dem es "straight" einfach lieber ist. Sogar die STOOGES haben diesen Fehler gemacht, als ich sie im Dezember in Miami gesehen habe, als sie angefangen haben "Ann" zu spielen. Die anderen Songs waren alle ziemlich schnell und bei "Ann" hast du wirklich gesehen, dass ihnen aufgefallen ist, dass das wohl keine so gute Idee war. Dieses Gefühl kam von von der Bühne herüber. Es gab nichts, was sie dagegen machen konnten, es war auch nicht schlecht, aber sie haben den Song abgekürzt, gerade den psychedelischen Teil. Mit so etwas muss man einfach vorsichtig sein.
Was wird 2008 sonst noch passieren mit den LOMBEGO SURFERS?
Also, wir werden im September in Slowenien und Kroatien spielen. Im August stehen ein paar Hotrod-Festivals an, und im Oktober wollen wir wieder auf Tour gehen. Und dazwischen wollen wir einfach so viele Shows wie möglich spielen, wie immer eben. Wir sind eine Band, die von ihren Fans lebt. Ich glaube, dass es für uns sehr wichtig ist, all diese Leute zu haben, die zu uns halten und die auch Spaß haben, wenn sie eine Show von uns sehen. Das ist sehr wichtig für alle Bands, aber für Bands, wie DEAD MOON eine waren, oder eben auch uns ist es noch viel wichtiger, denn es ist eben ein Lebensstil. Es gibt Bands, die versuchen eine Garageband oder eine Punkrock-Band zu sein, aber sie sind es nicht. Sie können musikalisch gut sein, aber es fehlt einfach etwas.
Claus Kick
Fotos: Sven (Stuttgart), Sizm (Leipzig) und andere
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