Lange war es still um die Ex-Freiburger LASTING TRACES. Dabei waren sie eine der wenigen deutschen Modern-Hardcore-Bands, die mit den amerikanischen Vorreitern mithalten konnten. Das letzte Lebenszeichen erschien 2012 in Form der 7“ „Elements“, die dank cleanem Gesang und Rock-Elementen à la ALEXISONFIRE überraschen konnte. Drei Jahre und einige Besetzungswechsel später gibt es mit „You + Me“ ein neues Album der jetzt in Mainz und Umland ansässigen Band. Der zuvor eingeschlagene Weg wurde mit Produzent Arkadi Zaslavski (DIORAMIC, CHOKING ON ILLUSIONS) weiter ausgebaut. An einem nieseligen Augusttag traf ich mich mit Gitarrist und Sänger Daniel und Drummer Felix zum Gespräch.
Nach der 7“ „Elements“ war nicht mehr viel von euch zu hören, ehrlich gesagt, habe ich eigentlich damit gerechnet, dass ihr euch irgendwann auflöst. Was ist passiert?
Felix: Es war so, dass viele Leute bei der Band ein und wieder ausgestiegen sind. Dann fängst du an, mit neuen Leuten Musik zu machen, die auch immer ihre eigenen Einflüsse mitbringen. Dadurch mussten wir uns wahrscheinlich auch erst mal wieder finden. Wir haben schon mitbekommen, dass es anderen so vorkam, als wäre es sehr ruhig um uns gewesen, aber für uns war das nicht so. Wir haben permanent Songs geschrieben, wollten die dann aufnehmen und waren lange im Studio. Das hat alles ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen.
Daniel: Dass wir uns aufgelöst haben, wie oft vermutet wurde, stand kurze Zeit auch tatsächlich im Raum. Nachdem Andi, unser Schlagzeuger, ausgestiegen war, haben wir einfach keinen Ersatz gefunden. Insgesamt hat das ein Dreivierteljahr gedauert, bis wir Felix gefunden haben. Nach „Elements“ haben wir ja noch eine Tour gespielt, aber danach waren wir dann wirklich für eine lange Zeit weg. Bevor wir uns da in irgendwas reinstürzen, haben wir uns gedacht, gehen wir das langsam an und fangen an, mit neuen Leuten neue Songs zu schreiben. Anfang 2013 sind die ersten Songs fürs neue Album entstanden, aber es hat dann noch über ein Jahr gebraucht, bis wir ins Studio gegangen sind, um die aufzunehmen. Nachdem das schon so lange gedauert hat, dachten wir uns, jetzt ist es auch scheißegal, wie lange das mit dem Album dauert, und haben uns dafür einfach so lange Zeit genommen, wie wir brauchten. Eineinhalb Jahre später können wir die Platte jetzt endlich rausbringen, nachdem das alles auch mit dem Label geklärt war und so weiter.
Trotzdem habt ihr den Weg, den ihr auf „Elements“ eingeschlagen habt, konsequent durchziehen können. Mit mehr cleanem Gesang und hin zu einem offeneren, vielleicht auch eingängigeren Sound.
Daniel: Auf „Elements“ haben wir viel ausprobiert: Was können wir? Was trauen wir uns zu? Und ab welchem Punkt ist das Ganze nicht mehr LASTING TRACES? Die neuen Songs liegen musikalisch irgendwo zwischen dem alten Album „Old Hearts Break In Isolation“ und „Elements“, würde ich sagen. Da haben wir eine Nische für uns gefunden, in der wir uns gut zurechtfinden. Ich für meinen Teil wollte aber unbedingt diesen cleanen Gesang einführen, weil ich es einfach liebe zu singen.
Felix: Es war nicht so, als hätten wir gesagt: So, jetzt schreiben wir mal ein Album und genau so wollen wir klingen. Daniel wollte clean singen und er kam eben auch oft mit den Ideen für Songs zur Probe und jeder hat seinen Teil dazugetan. Als wir dann mit dem Material zu Arkadi Zaslavski ins Studio gegangen sind haben wir noch mal mit ihm zusammen an den Songs gearbeitet und der hatte immer noch die eine oder andere Idee. Es war auch interessant, mal die Meinung von jemand Außenstehendem dazu zu erfahren.
Ich habe von Arkadi gehört, dass er immer wieder mit Ideen für das Songwriting kommt und sich dann mal schnell ans Klavier setzt und einem den eigenen Song vorspielt, mit seinen Verbesserungsvorschlägen. Wie war das für euch?
Daniel: Bevor wir uns dafür entschieden haben, mit ihm aufzunehmen, sind Felix und ich mal zu ihm nach Sembach gefahren, das ist ja nicht weit von hier, und haben ihm die vorproduzierten Sachen gezeigt. Egal, ob es da jetzt um Strukturen, Harmonien oder Drumbeats geht, wir wollten, dass er sich da einmischt. Und genau wie du gesagt hast, ist er dann manchmal zum Klavier gerannt und hat uns gezeigt, wie er sich das vorstellen könnte. Das haben wir zum Teil auch so übernommen, wobei gut die Hälfte der Platte noch immer genauso ist, wie sie war. Wir haben mit ihm zusammen das, wo wir vielleicht unsicher waren, überarbeitet und er hat uns dann einfach Tips gegeben.
Wie lange seid ihr im Studio gewesen?
Daniel: Laut Rechnung 25 Tage. Selbstfinanziert. Da haben wir auch viel drüber diskutiert, wie viel wir da überhaupt ausgeben wollen. Letztendlich wollten wir alle einen guten Sound haben für die Platte und haben eben die Bandkasse und auch eigenes Geld reingesteckt, alte Drum-Mikros verkauft und so weiter.
Ich finde, das Wort „ambitioniert“ passt zu „You + Me“ ganz gut. Man hört auch, dass das Album viel eingängiger ist und vielleicht auch andere, größere Hörerschichten anspricht, die ihr vielleicht vorher nicht erreicht habt. War das der Plan?
Felix: Es ist klar, dass viele Leute, die früher LASTING TRACES gehört haben, sagen werden, dass das vielleicht nicht mehr ganz ihres ist. Aber wir haben nie gesagt, wir machen das jetzt so und so, damit wir irgendwann da und da ankommen. Aber dass wir auch gerne mal vor mehr als dreißig Leuten spielen möchten, kann ich nicht leugnen. Wenn eine Band sich weiterentwickelt, dann finde ich das grundsätzlich erst einmal interessant. Das ist doch eigentlich das, was Musiker so machen. Oder du schreibst eben das nächste BAD RELIGION-Album, das immer gleich klingt.
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