KNOCKED LOOSE

Foto© by Kevin Bethke

Von der Skyline zurück zur Szene

Für KNOCKED LOOSE aus Louisville, Kentucky könnte es derzeit nicht besser laufen. Bevor wir uns im nächsten Heft eingehender über das neue Album unterhalten, war Gitarrist Isaac Hales für einen kurzen Talk zur Tour und dem immens gestiegenen Publikumsinteresse an der Band bereit.

Isaac, ihr habt gerade in L.A. ein Überraschungskonzert in einem Plattenladen namens The Midnight Hour Records gespielt. Ich habe euren Auftritt nur auf YouTube verfolgen können, aber es sah nach einer sehr intensiven Show aus. Wie war es für euch?

Es war großartig! Wir haben immer versucht sicherzustellen, dass wir auch weiterhin so stark in der DIY-Hardcore-Szene verwurzelt bleiben, wie es nur möglich ist, zum Beispiel indem wir solche speziellen Konzerte spielen. Wir waren sowieso in Los Angeles wegen einer anderen Sache, also war klar, dass wir da was machen müssen. Das ganze Line-up kam relativ kurzfristig zusammen, aber für uns ist die Connection zur Stadt und zur Subkultur sehr wichtig und gerade in so einer auch für die Szene immens wichtigen Location, damit wollen wir einfach auch was zurückgeben. So einen Gig zu spielen fühlt sich jedes Mal richtig an. Wir hatten noch nie das Gefühl, dass die Band dem entwachsen wäre, denn das ist es, wo wir herkommen. Es ist auch alles reibungslos verlaufen und wir waren restlos begeistert!

Auf der anderen Seite habt ihr gerade eine nahezu ausverkaufte Europa/UK-Tour hinter euch, bei der ihr in – für hiesige Verhältnisse beeindruckend – großen Clubs mit regelmäßig 1.000er- bis 2.000er-Kapazitäten gespielt habt. Wie war das für euch, nach all den Jahren des Struggle hier nun diese große Aufmerksamkeit zu bekommen?
Also das mit Europa war echt verrückt. Erst recht, wenn du bedenkst, wie hart es immer noch ist für eine amerikanische Band, dieses Level zu erreichen, wie lange man bei euch dafür spielen muss. Im Vereinigten Königreich ist es einfacher, weil deren und unsere Szene enger verbunden sind, da ist es durchaus sehr komfortabel für uns. Aber in Europa, gerade kulturell und darüber hinaus, war es viel härter für uns. Diese Tour war das erste Mal, dass wir uns dachten, jetzt zahlt sich die jahrelange harte Arbeit hier für uns aus. Wir haben sehr viele Shows hier als Opener gespielt, oft auch miese Reaktionen gekriegt. Auch als wir bereits woanders erfolgreich waren, mussten wir uns hier immer wieder unseren Platz erkämpfen. Und nun nach all den Jahren das Publikum einerseits auf einer emotionalen Ebene zu erreichen bei gleichzeitig wirklich vielen Leuten, die kommen, das ist einfach großartig. Ich kann den Leuten gar nicht genug danken, dass sie immer wieder auftauchen, wir lieben es nämlich, hier zu spielen, und haben vor, die Verbindung zu unseren Fans in Zukunft noch intensiver zu machen.

Ich erinnere mich, euch vor fünf, sechs Jahren im Münchner Feierwerk gesehen zu haben – da waren es vielleicht dreißig, vierzig Leute? Aber es fühlte sich damals schon an wie eine echte KNOCKED LOOSE-Show, wenn du verstehst, was ich meine. Ihr habt diesen kleinen, engen Raum genauso bespielt wie eine riesige Halle.
Total! Und das ist genau der Punkt und war auch nie anders. Deshalb würden wir auch immer wieder hierher zurückkommen, weil es das ist, was wir lieben, obwohl es trotzdem immer wieder eine echte Herausforderung ist. Wenn du als Band in einen anderen Land etwas erreichen willst, musst du etwas dafür tun. Das kann richtig fordernd sein und an die Substanz gehen, gerade dann, wenn sich der Erfolg noch nicht gleich einstellt. Wenn es aber schließlich zwischen euch als Band und dem Publikum „klick“ macht, gerade auch wenn ihr noch nicht so viel Erfolg habt, ist das immer etwas ganz Besonderes.