KINGDOM OF GIANTS

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Leben auf dem Fahrersitz

Mit „Passenger“ veröffentlichten die Kalifornier ihr viertes Studioalbum, das ihre vorherigen Werke hinsichtlich Variation und Qualität sogar noch übertrifft. Wir haben Sänger Dana Wiilax gebeten, uns die Hintergründe der neuen Platte näher zu erklären.

Passenger“ ist seit Ende Oktober verfügbar. Kannst du uns mehr über die Inhalte erzählen und inwiefern der Titel die Botschaft unterstreicht?

Im Grunde behandelt „Passenger“ das Gefühl, der Beifahrer seines eigenen Lebens zu sein, während jemand anders das metaphorische Lenkrad im Griff hat und alle Entscheidungen für dich trifft. Wir versuchen, in den Songs zu zeigen, wie man das Steuer wieder übernehmen und die Kontrolle zurückgewinnen kann. Irgendwie lag uns dieses Thema beim Schreibprozess am Herzen, weil wir glauben, dass es jedem Menschen zumindest dann und wann einmal so ergeht.

Euer Appell ist quasi, das Leben besser im Fahrersitz zu genießen?
Absolut! Genau darum geht es auf „Passenger“. Wir hatten irgendwie das Gefühl, dass wir als Band dieses Thema ansprechen müssen, weil diese Art von Fremdbestimmung vielen Menschen vielleicht gar nicht so bewusst ist.

Eine Zeile aus dem Song „Wayfinder“ lautet: „You know we got too deep“. Diesen Satz habt ihr auch prominent auf euren Social-Media-Kanälen promotet. Was hat er zu bedeuten?
Um ehrlich zu sein, wollen wir unsere Lyrics immer so offen für mögliche Interpretationen wie möglich halten. Eine explizite Erläuterung der Texte oder eine klare Zuordnung zu einem bestimmten Thema kann in meinen Augen vieles kaputt machen. In der Vergangenheit sind schon einige Fans zu mir gekommen und meinten, unsere Texte hätten ihnen in einer bestimmten Situation quasi mit Rat und Tat zur Seite gestanden – dabei sollte der Song aus unserer Perspektive eigentlich etwas komplett anderes adressieren. Aber unsere Hörer interpretieren die Lyrics eben individuell und legen sie so aus, dass sie zu ihren eigenen Problemen passen und ihnen im besten Fall sogar weiterhelfen können. Und das ist es, worum es uns als Band eigentlich geht.

In einem Facebook-Post meintet ihr, dass dieser Release mit Hindernissen gespickt und für euch als Band besonders herausfordernd war. Welche Hürden hattet ihr zu überwinden?
Corona ist wohl das offensichtlichste Problem. Darüber hinaus sorgten die kalifornischen Waldbrände für große Verzögerungen und die Tatsache, dass unser Gitarrist Max ein Kind erwartet, machte die Sache auch nicht einfacher. Als wäre das nicht schon genug, lebe ich acht Stunden von den anderen Bandmitgliedern entfernt, was die Zusammenarbeit und Kommunikation oft etwas schwierig gestaltet. Außerdem mussten wir „Passenger“ finanziell quasi alleine stemmen. Unser Label SharpTone stellte uns zwar ein großzügiges Budget zur Verfügung, allerdings gab es dabei einige vertragliche Hürden, die vorher aus dem Weg geräumt werden mussten ... Es war echt kompliziert. Aber hey, hier sind wir und könnten nicht stolzer auf ein Album sein!

„Passenger“ ist euer viertes Studioalbum. Was hat sich im Schreibprozess seit eurem Debüt geändert? Habt ihr euch in einer Art Routine wiedergefunden oder wolltet ihr diesmal etwas komplett Neues ausprobieren?
Jedes Album hatte in seiner Entstehung prägende Parallelen, aber seit unserem Debüt hat sich einiges getan. Anfangen haben wir in einer kleinen Garage und konnten die Riffs locker tausendmal einspielen, bis sie endlich perfekt saßen. Wenn das der Fall war, fügten wir alles andere – Drums, Bass und Gesang – direkt vor Ort gleichzeitig hinzu. Das war ein, sagen wir mal, sehr traditioneller Ansatz. Bei „Passenger“ lief alles viel geordneter ab und jedes Bandmitglied war nahtlos aufeinander abgestimmt. Auch die Nutzung von Computerprogrammen macht es heutzutage natürlich einfacher – daran haben wir früher noch keinen Gedanken verschwendet. Wenn wir heute neue Musik aufnehmen, haben wir das Album qualitativ zu sechzig Prozent fertig, bevor wir überhaupt ins Studio gehen.

„Passenger“ ist das erste Album mit eurem neuen Bassisten Jonny Reeves. Inwieweit hatte er diesmal die Finger mit im Spiel?
Der Kerl ist einfach ein Tier am Bass und hat so viel zum Album beigetragen. Außerdem ist Jonny ein begnadeter Sänger und Gitarrist. „Passenger“ und die Zukunft von KINGDOM OF GIANTS wären nicht dasselbe ohne ihn. Songs wie „Blue dream“, „Side effect“ und „The ride“ hat er im Grunde komplett alleine geschrieben.

Steckt irgendwo ein Funke von politischer oder gesellschaftlicher Kritik in „Passenger“?
Nein, das absolut nicht. Diese Themen überlassen wir den fähigen Köpfen von STICK TO YOUR GUNS und FEVER 333. Bei den vorherigen Werken haben wir uns häufiger mit so was befasst, aber „Passenger“ sollte ausschließlich das oben beschriebene Thema behandeln und konzeptionell einheitlich bleiben.