GOGOL BORDELLO

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Zigeunerpunk

Komisch eigentlich: Zigeunermusik als folkloristisches Beiwerk findet man ach so mitreißend, der brave deutsche Spießer ordert gerne Zigeunerschnitzel, und der Zigeunerjunge wird im Schlager romantisch beschmachtet. Doch da hört sie auch schon auf, die positive Besetzung des Begriffs, und deshalb geht es auf Englisch fröhlich weiter: es wird von der „gipsy woman“ gesungen, die GIPSY KINGS verkaufen Millionen Platten, manche bezeichnen sich sogar als „Rock’n’Roll Gipsy“. Nur: Roma und Sinti, wie man sie bundesrepublikanisch politisch korrekt nennt, will dann doch keiner haben, zumindest nicht als Flüchtlinge, als „Fahrendes Volk“, das doch bitte überall campieren kann, nur nicht vor der eigenen Haustür. Rassismus? Aber hallo. Darüber und über noch viel mehr sprach ich mit Eugene Hütz, Chef und Kopf von GOGOL BORDELLO, einer vielköpfigen, nun, „Ethno-Punk“-Gruppe aus New York, wobei Hütz selbst nicht von da stammt, sondern vor Jahren aus der Ukraine dahin auswanderte. Hütz, dem es nicht an Selbstbewusstsein mangelt, stammt selbst aus einer Zigeunerfamilie (da er selbst ständig von „gipsy“ spricht – wobei im Englischen sowohl „gipsy“ wie „gypsy“ geschrieben wird –, lassen wir die deutsche Entsprechung „Zigeuner“ einfach mal so stehen), sein aktuelles Album, via Side One Dummy erschienen, trägt den Titel „Gypsy Punk“, und der Mann, der aktuell auch im Film „Alles ist erleuchtet“ zu sehen ist, bezieht gerne mal klar Stellung.

Eugene, was machst du derzeit?
Oh, viel zu tun: Ich promote das Album, und die Filmpromotion hält mich auch ganz schön auf Trab, ich war gerade noch in Europa. Ich meine, es ist kein kommerzieller Film, von daher sind wir schon angenehm überrascht, dass es besser läuft als erwartet. Es ist wirklich ein einzigartiger Film und er hat zumindest schon mal die Kritiker überzeugt. Jetzt muss er nur noch das Publikum überzeugen. Aber lass uns lieber über meine Musik sprechen.

Okay, gerne. Ich stieß auf GOGOL BORDELLO erstmals vor ein paar Jahren, als die erste Platte auf Rubric Records wiederveröffentlicht wurde. Kannst du mir mal die Bandgeschichte erläutern?
Das ist alles schon eine ganze Weile her ... Also die Band nahm 1999 erstmals Formen an, 1998 war ich nach New York gekommen. Anfangs hatte die Band keine feste Besetzung, und deshalb waren wir beim ersten Album auch nur zu viert, das war quasi eine halb akustische Platte. Das war alles der typische Weg eines New York-Newcomers: Ich war gerade in die Stadt gezogen und jede Nacht in einer anderen Bar unterwegs, traf ständig und überall interessante Leute, die mich dann auch musikalisch beeinflussten, etwa Leute aus der Spät-Siebziger-No Wave-Szene. Das war alles sehr spannend, und als meine Band dann ein paar Konzerte gespielt hatte, sprach sich unser Name eben herum und so kam die Zusammenarbeit mit Jim Sclavunos zustande, der auch mit Nick Cave gespielt hatte, und wir nahmen das erste Album auf, das er dann auch veröffentlichte. Für mich war das natürlich sehr romantisch, denn all die Leute, die ich in New York traf, spielten einst in Bands, mit deren Musik ich aufgewachsen bin. Und da bin ich also Jahre später in New York und die begeistern sich für meine Musik, da hat sich der Kreis geschlossen. Das war für mich der Beweis, dass wir musikalisch nur verschiedene Äste eines großen Baumes sind.

Wie kamst du denn überhaupt aus der Ukraine nach New York?
Okay, jetzt müssen wir ganz tief graben ... Es begann eigentlich alles mit der Musik. 1988 spielten SONIC YOUTH, die damals meiner Meinung nach in musikalischer Höchstform waren, eine heroische Tour durch Osteuropa. Die spielten da überall für quasi kein Geld, und sie hinterließen bei allen, die sie damals sahen, einen enormen Eindruck. Ihr Konzert war so völlig anders als alles, was wir vorher an Rockmusik gehört hatten. Das Konzert war zu lang, zu laut, zu dissonant! Es war ein einziger psychotischer „Wall of Noise“, der ewig dauerte. Ich habe es körperlich einfach nicht geschafft, dieses Konzert bis zum Schluss durchzustehen, aber es hat mich echt beeindruckt. Ich war damals 15, und irgendwie löste das Konzert in mir den Wunsch aus, mich in Richtung der Quelle dieser Musik zu bewegen. Meine Familie hatte damals schon den Plan auszuwandern, und ich hatte ab da nichts mehr dagegen. Wir konnten dann 1990 als politische Flüchtlinge das Land verlassen, und so lebten wir die nächsten drei Jahre in Polen, Österreich und Italien in Flüchtlingslagern, bevor wir in die USA gehen konnten.

Musikalisch spielst du mit Elementen aus Punkrock wie aus der osteuropäischen Volksmusik, speziell der Musik von Roma und Sinti. Hast du selbst auch diesen ethnischen Hintergrund?
Nun ja, da bedingt letzteres das erstere. Und das ist auch eine etwas konfuse Familiengeschichte, denn meine Familie wollte sich nie mit ihren Roma-Wurzeln identifizieren. Was wiederum eine verständliche Verhaltensweise ist angesichts der Diskriminierung, der Roma ausgesetzt waren und sind. Meine Familie mütterlicherseits hat diese Herkunft. Ich und mein Onkel waren dann die einzigen, die mit dieser Tatsache anders umgegangen sind, die, anstatt es zu verschweigen oder sich zu schämen, darauf stolz sind. Und so haben wir das zu unserer Waffe gemacht, haha.

Im Englischen scheint das Wort „gipsy“ noch relativ neutral zu sein, während „Zigeuner“ im Deutschen eher abschätzig verwendet wird. Und entsprechen schimpfen Leute auf Zigeuner, aber hören dabei die GIPSY KINGS. Wie siehst du das, und wie ist die Situation in den USA?
In Russland und der Ukraine wird der Begriff „Zigane“ ebenfalls verwendet, da reden auch Roma und Sinti selbst von sich als Ziganians, das wird nicht abschätzig verwendet. Dabei ist die Situation selbst ganz ähnlich wie in Deutschland, sie werden als Minderheit kriminalisiert und diskriminiert. In den USA ist die Situation eine andere, aber das ist auch sehr interessant: Die Leute wissen einfach nicht, was zum Teufel „gipsy“ eigentlich bedeutet, so wie sie auch von vielen anderen Dingen keine Ahnung haben. Das macht es einem natürlich einfacher, mit dem Thema umzugehen, aber man hat auch mit ganz extremen, völlig unglaublichen Klischees zu kämpfen, mit denen ich echt keine Zeit verschwenden möchte. Wenn man aber mal unter die Oberfläche schaut, stellt man aber fest, dass es in den USA von früher her noch eine Menge Anti-Zigeuner-Gesetze gibt. Ich habe mich in letzter Zeit damit beschäftigt, nachdem mir andere Roms ein paar Hintergründe erklärt haben, denn in den USA gibt es natürlich auch eine große Roma- und Sinti-Community. Wobei ja allgemein auch kaum bekannt ist, dass ganz viele verschiedene Zigeuner-Volksstämme gibt. Für einen normalen Amerikaner sind doch sowieso alle Menschen aus Serbien, Russland, Ukraine, Polen, Kroatien und so weiter sehr ähnliche slawische Stämme, während das natürlich in der Realität ganz verschiedene Stämme sind. Und so ist es eben auch mit den Zigeunern. Ich habe jedenfalls herausgefunden, dass es in verschiedenen Bundesstaaten noch ganz seltsame Anti-Zigeuner-Gesetze gibt, etwa in New Jersey oder in Texas, wo sich dem Gesetz nach Roma vor Einreise in den Staat bei der Polizei melden müssen.

Puh, aber die haben ja teilweise auch noch Gesetze, in denen bestimmte Sexpositionen verboten sind.
Ja, und mit diesen Gesetzen ist es eben so, dass die Bestand haben, so lange nicht jemand wirklich dagegen vorgeht.

Mit dem Titel „Gipsy Punk“ des neuen Albums spielst du ja selbst mit gewissen Klischees, die dieser impliziert.
Findest du? Also für mich nicht. Für mich hat der Titel vor allem eine autobiografische Bedeutung, und wenn der Begriff etwas impliziert, dann bin ich es, der dafür verantwortlich ist. Denn bevor ich diese beiden Worte kombiniert habe, um unsere Musik zu beschreiben, hatte sie noch nie jemand zusammen verwendet. Und wie gesagt, sie sind quasi die Überschrift meiner Autobiografie. Es war schon immer so, dass die Punks, mit denen ich rumgehangen bin, es komisch fanden, dass ich mich für Folklore- und Zigeunermusik begeistert habe. Die fanden das nicht wirklich cool.

Mittlerweile gibt es aber ja doch eine ganze Reihe von Bands, die Folklore mit Punk verbinden, allen voran DROPKICK MURPHYS und FLOGGING MOLLY, wobei die ja beide auf Irish Folk zurückgreifen.
Na ja, aber was die machen, ist ja eher mal „flavored music“, also die versehen Punkrock mit einem dezenten Beigeschmack. Das ist Kneipenrock mit Dudelsack und Akkordeon, und das ist was grundlegend anderes als das, was wir tun. Der Schlüssel zu GOGOL BORDELLO ist eigentlich Béla Bartók, ein ungarischer Komponist. Ich habe schon immer mit ethnischen Sounds und mittelalterlicher Musik experimentiert, mein Herz hängt an der Zigeunermusik. Gleichzeitig liebe ich aber auch Punk, Industrial und elektronische Musik, und ich wollte verhindern, dass meine Musik auch nur „flavored“ ist, nur das Übliche mit einem interessanten Beigeschmack. Nein, meine Musik muss echt sein, it must be IT! Also machte ich mich auf die Suche nach Musikern, die das, was ich machen will, auch spielen können, und nicht nur irgendwelche Punk-Kids, die eigentlich Bass spielen, sich aber jetzt auch ein bisschen am Akkordeon versuchen, so wie das eben bei DROPKICK MURPHYS und den anderen Bands dieser Sorte der Fall ist. Es waren Musiker einer älteren Generation, Zigeuner, die diese Musik schon ihr Leben lang spielten, und das macht den grundsätzlichen Unterschied meiner Band aus. Béla Bartók ist jedenfalls der Haupteinfluss, was mein Songwriting anbelangt. Als ich mir Gedanken zu meiner Band machte, überlegte ich, ob ich Folk-Musik nur zitieren oder ob ich mich allein auf die alten Meister beschränken sollte, aber beides stellte mich nicht zufrieden. Ich stellte dann fest, dass, wenn man sich lang genug mit etwas beschäftigt, man seine Vorbilder genau studiert, dann in der Lage ist etwas Eigenes in diesem Genre zu schaffen. So ging das auch Bartók: Der hat jahrelang Ideen, ja Musik gesammelt, bereiste das ganze Land, die Dörfer und Städte, und schrieb dann sein erstes Streichquartett. Und bei mir waren die Einflüsse eben Zigeunermusik, Jimi Hendrix und SONIC YOUTH.

Und wo und wann kam der Punk-Einfluss ins Spiel bei dir?
Da war ich 13, 14, das war also so 1985/86, und Punk gefiel mir sofort. Dabei hatte ich schon immer mehr Spaß an den etwas außergewöhnlicheren Bands, etwa DEVO, FOETUS oder BIRTHDAY PARTY, einfach Bands, die völlig außerhalb von dem waren, was man sonst so kannte. Natürlich hatte ich auch schon immer Spaß an DEAD KENNEDYS, Iggy Pop, THE CRAMPS und so weiter, und irgendwie war diese Musik das, was auf ganz natürliche Weise zu mir passte. Vielleicht hat das ja was damit zu tun, dass mein Vater auch Rockmusiker ist, wenn auch kein bekannter. Von klein auf hörte ich Jimi Hendrix, und das einzige Hendrix-Album in unserem Haus war die Liveplatte „Band Of Gypsys“. Keine Ahnung, wo er die her hatte, es hatte jedenfalls nichts mit der Herkunft meiner Familie zu tun. Das hat meinen Musikgeschmack früh geprägt, all die Feedbacks, der unglaubliche Lärm, der da einer Gitarre entlockt wird. Es sind diese verbogenen Noten, in denen der Wahnsinn wohnt ... Und so hat sich meine Begeisterung dafür immer weiter gesteigert. Meine Umgebung reagiert auf Punk eher verstört, die Leute aus der Roma-Gemeinde kamen nicht so richtig damit klar. Und schon deshalb ist „Gypsy Punk“ etwas, das nicht aus vorgefertigten Zutaten bestehen kann.

Nun bin ich kein Fachmann, was Zigeunermusik anbelangt, aber der Film „Underground“ und die Musik von Goran Bregovic haben es doch zu einiger Bekanntheit gebracht, weshalb mir als nahe liegender Vergleich auch nur das einfällt. Dein Kommentar?
Nun ... Ich denke, die einzige Ähnlichkeit besteht darin, dass wir beide mit dem Begriff „Zigeuner“ in Verbindung gebracht werden, aber ansonsten verbindet uns nichts. Denn Bregovic ist in allererster Linie ein Geschäftsmann, der es geschafft hat, eine Menge Leute abzuziehen, der sich auf seinen Namen die Urheberrechte für Musik gesichert hat, die ihm gar nicht gehört, die seit Ewigkeiten von den Menschen gespielt und gesungen wurde. Fuck him! Aber man muss ihm auch lassen, dass er ein guter Produzent ist, aber die Umsetzung seiner Einflüsse in seiner Musik ist völlig verdorben. Ich weiß, wovon ich rede, ich kenne genug Leute, die mit ihm gearbeitet haben. Und er und Emir Kusturica hatten deshalb auch Streit.

Es gibt mit THE WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY eine Band aus Brooklyn, die musikalisch meines Empfindens nach nicht weit von GOGOL BORDELLO entfernt ist. Kennst du die?
Wir haben schon mal zusammen Konzerte gespielt, doch als die das zweite Mal für uns die Vorband machten, waren meine ganzen Freunde doch ziemlich entsetzt, fragten mich, was diese langweilige Rockband denn da solle? Soviel dazu ... Für mich klingt das eher wie das, was sich ein paar US-Kids unter osteuropäischer Musik vorstellen. Aber ein Walzer-Rhythmus ist eben nicht alles. Ach, und ihre ganze Ästhetik, das kam mir alles so halbgar vor. Für ein Publikum, das sich nicht wirklich auskennt in der entsprechenden Musik, mag das ja ganz nett klingen, aber ich bevorzuge es, gute Musik zu hören.

Das war ein klares Statement.
Na ja, klar sind das Kollegen, und ich behaupte ja auch nicht, dass meine Band das einzig Wahre ist. Aber mir ist es eben auch wichtig, dass die Leute die Bands wahrnehmen, die echt sind, die wirklich wichtig sind in dieser Bewegung, etwa KULTUR SHOCK aus Seattle. Das ist auch authentische Immigrantenmusik. Oder nimm MANO NEGRA oder ASIAN DUB FOUNDATION, das ist für mich authentische Musik. Oder SKINDRED aus England, die sind auch cool. Wichtig ist mir bei solchen Crossover-Bands, dass die zumindest in einem der beiden Bereiche echt und authentisch sind. Und wenn eben jemand weder Gypsy noch Punk ist, was bleibt dann noch?

Wie politisch bist du, ist deine Band?
Das ist eine immer auftauchende Frage, und ironisch dazu, denn ich wollte mich immer möglichst weit von Politik fernhalten.

Was man aber nicht gerade bekräftigt, indem man seinem Album den Untertitel „Underdog World Strike“ gibt ...
Ich weiß, ich weiß. Das ist ja das verdammte Problem: Alles, was wir tun, ist letzten Endes doch wieder irgendwie politisch. Und selbst wenn ich einen Text über spätabendliche Vergnügungen schreibe, ist er dann doch wieder politisch. Es hat wohl auch was damit zu tun, dass in meiner Band Menschen versammelt sind, die in sehr politisierten Ländern aufgewachsen sind, etwa in Russland, Ukraine oder Israel. Und jetzt leben wir in New York, mit all den Spannungen, die es in so einer Stadt gibt. Das steckt also so in unseren Köpfen, dass wir davon nicht loskommen. Aber wir sind ganz sicher keine Demagogen, wir machen keine Parteipolitik, es kommt einfach aus unserem Alltagsleben, denn wir gehen mit offenen Augen durch die Welt und kommen viel herum. Und das unterscheidet uns vielleicht von denen, die über Globalisierung reden und doch kaum jemals vom heimischen Fernseher wegkommen.

Auch wenn ich sonst Fragen nach dem Bandnamen wenig spannend finde, so hätte ich euren doch gerne erklärt. Nikolai Wassiljewitsch Gogol war ein ukrainischer Schriftsteller, der von 1809 bis 1852 lebte. Und Bordello, das ist klar, aber in einem Land, in dem man nicht mal „Fuck“ im der Öffentlichkeit sagen darf, ziemlich offensiv.
Na ja, dass der Bandname besonders offensiv wäre, kann ich so nicht sagen. Meine erste Band hieß BUNCH OF FUCKING FAGS, dann kam FLYING FUCK, und da ist GOGOL BORDELLO doch schon eine etwas, äh, anspruchsvollere Weise, das Gleiche zum Ausdruck zu bringen. Der Name hat was mit meiner Wertschätzung von Gogol als Schriftsteller zu tun, speziell auch seine transnationale Haltung. Er war ein Weltbürger erster Güte. Er kam aus der Ukraine, schrieb auf Russisch, reiste viel, und schmuggelte viel – damals verbotene – ukrainische Kultur und Folklore mittels seiner Arbeiten in die Aufmerksamkeit seiner Leser. Und das hat eine ganze Menge mit dem zu tun, was ich mache: Möglichst viel aus der Goldmine der Zigeunermusik mit einer jungen Generation zu teilen, die nach dem Authentischen und Echten dürstet, nach etwas, das die lähmende Langeweile zerstört. Und Bordello, das hat was mit einem extremen Aspekt von Gogols Leben zu tun: Angeblich hatte er nie Sex mit einer Frau. Also was liegt näher, als ihn in ein Bordell zu schicken?

Hilft es in Sachen „getting laid“ in einer Band zu spielen?
Mag sein, dass manche das als günstige Gelegenheit ansehen, aber für mich war das nie die Motivation, in einer Band zu spielen.

Letztes Jahr bereits gab es von dir auch noch ein Side-Project namens J.U.F. „Jüdisch-Ukrainische Freundschaft“.
Ja, der Name ist zum einen eine Anspielung auf D.A.F., die wir sehr schätzen, und zum anderen hatten die Juden und die Ukrainer nicht immer ein gutes Verhältnis. Und da sitzen wir nun in New York City, Leute ukrainischer und jüdischer Herkunft und haben zusammen eine Band, und da erschien mir der Name absolut passend. Außerdem gefielen mir auch die deutschen Konnotationen des Namens, denn ich habe schon immer eine Sympathie verspürt für die jungen Deutschen, die die Bürde der Geschichte ihres Landes tragen müssen, wohin sie auch immer gehen. In gewisser Weise ist das mit den Ukrainern und den Juden ja nicht anders. Aber die heutige Jugend denkt ja in jeder Hinsicht progressiver, und ich möchte eine Einstellung unterstützen, die einerseits klar macht, dass man nicht vergisst, was geschehen ist, aber auch ein neues, leeres Blatt aufschlägt. Zumindest in kreativer Hinsicht und jenseits des ganzen politischen Chaos’.

Eugene, ich danke dir für dieses Interview.