GO SET

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Celtic Punk from Down Under

Gebrochene Knochen und gestohlene Ausrüstung, auf Böden schlafen, fünf D.I.Y.-Alben, und Millionen von Meilen in einem Tourbus ... Die australische Band THE GO SET ist Punkrock bis auf die Knochen. Sie wurden schon mit THE POGUES und THE CLASH verglichen und haben eine Vorliebe für politische Texte. Kurz vor der Veröffentlichung ihres fünften selbstbetitelten Studioalbums kehrte die Aussie-Band zum vierten Mal in ebenso vielen Jahren nach Deutschland zurück. Ich sprach mit Sänger und Songwriter Justin Keenan.

Ihr stammt aus Australien, wie ist die Musikszene da unten?


Das Leben in Australien ist fantastisch. Es ist ein wirklich schönes Land und wir können uns glücklich schätzen, dass wir eine Menge Luxus haben, wie Reichtum, Platz und eine Umwelt, die viele Länder nicht haben. Die Musikszene ist gesund, obwohl wir unsere Bevölkerungszahl relativ klein ist – ungefähr 20 Millionen. Es gibt Zeiten, in denen Rockmusik ganz groß ist, und Zeiten, in denen elektronische Musik wesentlich beliebter ist – es ist ein Zyklus. Es ist allerdings ein schwieriges Land, um auf Tour zu gehen. Die meisten Städte sind 800 bis 1.000 Kilometer voneinander entfernt, und wir haben kein Straßennetz, wie es das in Deutschland gibt, so kam es, dass wir bis zu zehn Stunden unterwegs waren, um von einer Stadt in die andere zu fahren. Heutzutage fliegen wir durchs Land, wenn wir zu Hause auf Tour gehen.

Erzähl mal etwas darüber, wie die Band entstanden ist.

Die Band wurde 2003 gegründet. Ich und Bassist Mark Moran sind beide mit Eltern aufgewachsen, die uns dazu gezwungen haben, irische Volksmusik zu hören. Seine Eltern und meine Großeltern sind irischer Abstammung und sie kommen aus der gleichen Gegend von Irland, dementsprechend haben wir viel gemeinsam. Als ich jünger war, habe ich es geliebt, mir Punkrock anzuhören, weil es das komplette Gegenteil von dem darstellte, was ich gezwungen wurde zu hören, als ich ein Kind war. Ich mochte einfach die Energie dahinter. Ironischerweise sind Punk- und Folkrock nicht unbedingt so unterschiedlich. Wenn man die Verzerrer wegnimmt, ist Folk extrem politisch und wütend. So, und da sind wir nun, eine Band, die Dudelsack und andere traditionelle Instrumente mit verzerrten Gitarren und Punk-Riffs verbindet. 2003 haben wir unser erstes Album „Sing A Song Of Revolution“ aufgenommen. Seitdem haben wir 2005 „The Hungry Mile“, 2007 „A Journey For A Nation“ und 2008 „Rising“ veröffentlicht, außerdem einige Compilations und ein Live-Album.

Ihr habt eine erstaunliche Arbeitsmoral, scheint ständig auf Tour zu sein. Wie haltet ihr das Gleichgewicht zwischen der Band und eurem Privatleben?

Manchmal ist es wirklich schwierig. Der Schlagzeuger in unserer Band hat gerade sein erstes Kind bekommen, und ich habe zwei kleine Jungen. Manchmal ist es besonders schwer für mich, weil ich die Jungs allein erziehe, allerdings unterstützt mich meine Familie sehr. Meine Kinder haben durch das Reisen einige tolle Erfahrungen gemacht, aber es ist ein ständiger Balanceakt, die Kinder und die Musik im Gleichgewicht zu halten. Es ist einfach wichtig für uns, lange Pausen zwischen den hektischen Phasen zu haben.

Du beschäftigst dich in deinen Texten viel mit Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen. Was zählst du zu den wichtigsten Themen in der heutigen Welt?

Offensichtlich ist die Umwelt ein riesiges Problem, und das schon viel länger, als die meisten Leute wissen. Ich bin außerdem der Meinung, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Manche Länder verschulden sich immer mehr und in vielen Fällen stehen wir mit einiger Wahrscheinlichkeit vor einer einer katastrophalen humanitären Krise. Dazu geführt haben eine wachsende Bevölkerung, ein nicht nachhaltiger Lebensstil und extremer Reichtum.

Dies ist eure vierte Europatour. Warum kommt ihr immer wieder zurück?

Abgesehen von dem fantastischen deutschen Bier? Wir lieben es, nach Europa zu kommen, weil es so viel Geschichte und Kultur hat, und es scheint einfacher möglich, auf Tour zu gehen. Die Städte sind wesentlich näher beieinander, als wir gewohnt sind, man kann fast jeden Abend der Woche eine Show spielen. Es scheint, als gäbe es da mehr Potenzial, bekannt zu werden.

Dies ist euer fünftes Studioalbum in acht Jahren, das ist eine ganz schöne Leistung. Du bist der Hauptsongwriter der Band, was gibt dir die Inspiration für deine Lieder?

Ich habe Musik schon immer gemocht als ein Weg, eine Geschichte zu erzählen, oder um eine Meinung zu äußern. Heutzutage gibt es so viel schreckliche Musik, die keine Seele hat. Ich fühle mich immer wieder dazu inspiriert, eine Geschichte zu erzählen, oder einen Standpunkt durch Lieder auszudrücken, weil ich die Idee mag, dass Musik in den Menschen Gefühle erzeugen kann – Glück, Trauer, Zorn. Ich mag es, diese Energie auf die Menschen zu übertragen. Es gibt so viele wichtige Themen heutzutage, und es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der es breiteren Zugang zum Weltgeschehen gab als heute durch das Internet.