Das Trio GLOO aus Littlehampton will uns mit seinem zackigen Punkrock wieder zum Spaß zurückführen. „A Pathetic Youth“ kommt in einer halben Stunde schnell zum Ziel und klingt ansteckend und effektiv. Es geht um Selbstbestimmung, die Nichtigkeit des eigenen Seins und den Versuch, einfach bei dem zu bleiben, mit dem man sich wohl fühlt.
Alles begann vor fünf Jahren mit einem beschissenen Fender-Splitter-Pedal, das Drummer Mark für Sänger und Gitarrist Tom besorgte, damit er gleichzeitig technisch Bass und Gitarre spielen konnte. Jedes Set wurde dadurch zu einem reinen Stepptanz, alleine bedingt durch den Versuch, die richtigen Pedale zu treten. Die Suche nach einem Bassisten ging los und ziemlich schnell wurde „das fehlende langhaarige Puzzleteil“ Simon gefunden. Aus Coolnessgründen wurde dann aus dem ursprünglichen Bandnamen GLOOM rasch das M gestrichen. Ihr Debüt „A Pathetic Youth“ wurde bereits vor zwei Jahren aufgenommen und jetzt neu über Hassle Records veröffentlicht, unter anderem auf rotem Vinyl. Damit erfüllte sich die Band einen lang gehegten Wunsch, wie uns Mark von GLOO lachend berichtet: „Als wir dort unterschrieben haben, sprach das Label ganz beiläufig davon, dass es für sie normal ist, auch auf Vinyl zu veröffentlichen. Tom und Simon haben sich vor Aufregung beinahe in die Hosen gemacht, da sie beide fanatische Sammler von Schallplatten, CDs und Kassetten sind. Ich besitze tatsächlich nur unser eigenes Album und habe es eingerahmt an die Wand gehängt.“
Mit ihrem Albumtitel „A Pathetic Youth“ drängt sich die Frage auf nach ihrem eigenen Heranwachsen und der Beurteilung der heutigen Jugend: „Unsere Jugend in Littlehampton war alles andere als armselig! Von der Verfolgung durch Polizeihubschrauber, weil wir nationales Erbe in Brand gesteckt hatten, bis hin zum Rausschmiss aus dem coolen Skate-Spot an der Südküste. Dafür sind wir ja verhältnismäßig weit gekommen“, lacht Mark. „Ich habe das Gefühl, dass die Jugend von heute richtigen Blödsinn zu hören bekommt, wenn sie genau die gleiche Scheiße macht, die ältere Generationen auch gemacht hätten. Es wird so viel Wert darauf gelegt, dass Kinder mehr nach draußen gehen. Aber, die gleichen Leute, die das fordern, kaufen ihnen so einen Scheiß wie iPads! Ich fand es als Kind aufregend, auf etwas warten zu müssen. Mit zwölf sah ich BIFFY CLYRO als Vorband von JIMMY EAT WORLD und es hat mich komplett umgehauen. Aber ohne sofortigen Zugriff auf Instagram musste ich eben warten, bis ich im Kerrang! Magazine etwas über sie lesen konnte.“
Mit ihrem eigenen ungezwungenen Sound schubsen GLOO den Spaß wieder etwas mehr ins Rampenlicht, und zwar vollkommen bewusst, wie Mark uns verrät: „In letzter Zeit muss man sehr ernst sein, um als richtig und achtenswert zu gelten. Das entspricht aber einfach nicht unserem Charakter. Ich habe nicht mit zehn Jahren angefangen, Schlagzeug zu spielen, damit ich auf der Bühne über meiner Snaredrum vor den Leuten weinend zusammenbreche. Es geht darum, Spaß zu haben! Wir genießen jeden Schritt des Bandprozesses, vom Schreiben über das Demo bis zur Aufnahme. Einige der Tracks haben natürlich auch eine ernstere Botschaft. Aber wir möchten, dass es eher spaßig als traurig ist. Es gilt einfach nicht als trendig, Spaß an der Musik zu haben. Die Wahrheit ist aber doch, dass wir gerade jetzt in einer Zeit leben, in der man genau das hervorheben sollte.“
Der Song „Force you“ streift eben dieses Thema, denn es geht darum, sich nichts befehlen zu lassen. Aber wer ist schon wirklich frei? „Wir sind alle weit davon entfernt, absolut frei zu sein. Aber genau deshalb kann unser Sänger Tom das Lied mit der gleichen Absicht singen, mit der er es geschrieben hat. Es geht eher um die Selbstkontrolle, denn es wäre unmöglich vollkommen frei zu sein. Es ist eine Anspielung darauf aufzupassen, dass man sich die größtmögliche Freiheit bewahrt.“ Auch „Act your age“ spielt auf die vielen imaginären Zeigefinger der Gesellschaft an: „Es klingt schon albern, wenn man mit Anfang dreißig erzählt, dass man Schlagzeuger in einer Rockband ist. Das Erwachsenste in meinem Leben ist wohl die Tatsache, dass ich meinen Abwasch regelmäßig geregelt kriege. Und selbst hier ertappe ich mich dabei, dass ich lieber aus dem Küchenfenster starre, statt meinen Abwasch zügig zu erledigen.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Wolfram Hanke
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