GHOST INSIDE

Vinyl ist die Zukunft

THE GHOST INSIDE hatten es in den letzten Jahren nicht leicht. 2015 war die Metalcore-Band aus Los Angeles in ein Busunglück verwickelt und machte eine lange Pause, um sich von dem Unfall zu erholen. Die große Comeback-Show erfolgte dann 2019 in L.A. Wer damals nicht dabei war, kann das mit dem Album „Rise From The Ashes: Live At The Shrine“ jetzt endlich nachholen, das im Sommer bereits digital erschien und seit Januar auch physisch erhältlich ist. Wir sprachen darüber mit Bassist Jim, der nach einem vorübergehenden Rauswurf wieder Teil der Band ist, und er erklärt außerdem, welche Probleme es mit dem Release gab und wieso er auch weiterhin auf Vinyl setzt.

Wie war es für euch, sich das Ganze zwei Jahre nach dem Auftritt noch einmal anzuhören?
Das war aufregend! Es war sehr emotional, diesen Abend noch einmal zu erleben. Wir wollten das Erlebnis mit allen teilen, die es verpasst haben, und etwas ganz Besonderes machen für alle, die dabei waren.

Mir gefällt besonders der letzte Song, „Engine 45“, den das Publikum lautstark zu Ende bringt. Was war dein Highlight?
Der erste Song „Avalanche“ ist einfach verrückt. Man kann die Menge die ganze Zeit singen hören. Es ist auch toll, wenn man die Stellen erkennt, an denen Pyro gezündet wird, weil die ganze Menge „Whooooaaaa!“ ruft.

Den Live-Auftritt hattet ihr bereits 2019, im Sommer 2021 folgte der digitale Release – wieso habt ihr damit nicht bis jetzt gewartet, um alles gleichzeitig veröffentlichen zu können?
Wir wollten unbedingt, dass das Streaming-Event zum Jubiläum der Show stattfindet, und das war auch an einem Wochenende, an dem wir einen wirklich großen Headline-Gig hätten spielen sollen, der verschoben wurde. Es gibt im Moment so viele Probleme mit physischen Veröffentlichungen, dass wir nicht wissen konnten, wann sie endlich fertig sein würden.

Vor allem Vinyl-Releases verzögern sich mittlerweile stark. Welche Probleme entstehen dadurch, dass es diese langen Wartezeiten gibt?
Jeder muss einfach nur geduldig sein. Die meisten Leute hören ihre Musik ohnehin auf einem digitalen Gerät, die physische Kopie ist eher ein Sammlerstück. Es ist wirklich schwierig, ein oder zwei Jahre Marketing und Support für eine neue Veröffentlichung zu planen, wenn so viel Unsicherheit herrscht. Und es würde bedeuten, dass Bands ein Album aufnehmen und es erst zwei Jahre später veröffentlichen können. Wir entwickeln und verändern uns in dieser Zeit so sehr, dass Bands gar nicht mehr so eng mit ihrem neuen Material verbunden wären.

Setzt ihr in Zukunft überhaupt noch auf Vinyl oder legt ihr den Fokus lieber auf andere Formate? Wenn ja, welche?
Es ist einfach so cool, Vinyl in den Händen zu halten. Und die Bands machen immer mehr tolle Sachen mit der Verpackung, damit es sich lohnt zu warten. Was die physischen Formate angeht, ist Vinyl definitiv der Weg der Zukunft. Kassetten haben keine gute Audioqualität und die Abspielgeräte sind schwer zu finden, und CDs scheinen völlig verschwunden zu sein.

Was für Auswirkungen hat der späte physische Release auf die Chartplatzierung? Oder lasst ihr den Gedanken außen vor?
Ich werde aus den Charts sowieso nicht schlau. Es scheint, dass die Formel, die sie für die Zählung von Streaming nutzen, Alternative-Bands nicht gerecht wird. Viele Bands verkaufen so viele Tickets und T-Shirts wie nie zuvor, haben aber die niedrigsten Chartpositionen ihrer Karriere. Und je mehr wir das Monat für Monat sehen, desto mehr haben wir den Eindruck, dass diese Zahlen nicht mehr so viel bedeuten wie früher.

Für 2022 habt ihr ein paar vereinzelte Auftritte geplant, aber keine Tour. Habt ihr vor, wieder loszulegen, oder ist das für euch aktuell noch undenkbar?
Im Moment gefällt uns, was wir machen. Es ist einzigartig und macht Spaß und es scheint, dass unsere Fans es auch mögen. Es sieht nicht so aus, als ob in naher Zukunft eine richtige Tour ansteht, aber man könnte uns vielleicht bei ein paar Shows an einem Wochenende oder so erwischen. Wir haben auch darüber gesprochen, im Frühjahr ein paar neue Songs zu schreiben, also werden wir sehen, wie sich das entwickelt. Es wird definitiv in der Zukunft mehr von TGI geben!