GAMEFACE

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Nach einer Dekade wieder zurück

GAMEFACE wurden 1990 in Orange County, Kalifornien gegründet. Die Emo-Pop-Punk-Formation veröffentlichte zunächst Platten auf Dr. Strange Records, darunter auch die grandiose zweite LP „Three To Get Ready“ von 1995, die erschien, als die Band einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste, da ihr Drummer Bob Binkley 1994 verstarb. In der Folgezeit erschienen „Every Last Time“ (1999) und „Always On“ (2000) auf dem altehrwürdigen Hardcore-Label Revelation Records. Während der Arbeit an ihrer vorerst letzten Platte, „Four To Go“, kriselte es im Bandgefüge und so hatte Sänger und Gitarrist Jeff Caudill bereits große Schwierigkeiten, seine Band überhaupt noch am Leben zu halten. Jeff schrieb das Album fast im Alleingang, es wurde aufgenommen, erschien 2003 und schon kurze Zeit später verschwanden GAMEFACE zur Verärgerung ihres damaligen Labels Doghouse Records von der Bildfläche. In den zehn Jahren, die seit der Auflösung vergingen, machte Jeff unter anderem solo weiter, bekam Nachwuchs und startete vor ein paar Jahren das schöne Projekt YOUR FAVORITE TRAINWRECK mit einem alten Freund, dem Ex-FARSIDE-Sänger Popeye Vogelsang. Zu Ehren des 25-jährigen Bestehens von Revelation spielten GAMEFACE bei den „Revelation Records Anniversary“-Shows Anfang 2012 überraschend wieder ein paar Konzerte. Der Band schien es großen Spaß zu machen, es wurden neue Songs geschrieben und so wurde im Herbst 2013 die Veröffentlichung der Single „Come On Down“ bekannt. In Kürze wird ihre erste LP seit zehn Jahren auf Equal Vision erscheinen.

Jeff, wann habt ihr euch dazu entschlossen, GAMEFACE wieder zu beleben? Gab es einen Punkt, an dem du gemerkt hast, dass die Zeit reif ist, oder gab es Zweifel?


Ja, ich bin mir sicher, dass wir alle Zweifel dabei hatten. Die letzten paar Jahre haben uns allen die Zeit gegeben, um wirklich zu verstehen, warum wir die Band 2003 aufgelöst hatten, und es brauchte zehn Jahre, um zu diesem Punkt zu gelangen. Die Band bedeutet uns einfach wirklich eine Menge und es ist ein Geschenk, sie wieder in unserem Leben zu haben. Die Shows auf dem Revelation Records Anniversary waren wohl einer der Katalysatoren für die Reunion. Eigentlich war unser Ziel nur, diese paar Shows zu spielen und vielleicht noch ein paar andere. Ich dachte nicht, dass wir noch einmal neue Songs schreiben würden. Aber als wir einmal angefangen hatten, machte es einfach viel Spaß und Sinn, die Sache wieder neu beginnen zu lassen.

Ihr habt ja mit einigen alten Freunden von euch gearbeitet, wie Popeye von FARSIDE oder Evan Jacobs, der den Film „Orange County Hardcore Scenester“ gemacht hat. Ingo von DONOTS und Mike von DAMNATION A.D. haben auch Gastauftritte auf der Platte.

Ich dachte mir, wenn wir jetzt schon die tolle Gelegenheit haben, eine neue Platte zu machen, sollten wir das mit ein paar unserer alten Freunde feiern. Also habe ich einige meiner Lieblingssänger und Leute, die uns seit unserer Bandgründung 1990 begleitet haben, eingeladen, damit sie mit uns an den Songs arbeiten oder uns ihre Stimme dafür leihen. Ich habe mir die Teile für die Jungs ausgesucht und sie haben alle exzellent abgeliefert.

Ich habe die Platte noch nicht gehört. Wie nah dran am ursprünglichen GAMEFACE-Sound seid ihr? Habt ihr versucht, irgendwelche Sachen zu vermeiden?

Wir haben nicht bewusst versucht, unseren Sound upzudaten oder einfach zu kopieren, was wir in der Vergangenheit gemacht hatten. Ich weiß, dass GAMEFACE für einen bestimmten Sound stehen, der sich aber über die 13 Jahre, in denen wir Platten gemacht hatten, auch sehr weiterentwickelt hat. Wobei manche Platten dabei etwas rauher ausgefallen sind und manche klingen ziemlich glatt poliert. Ich glaube, das neue Album kann man musikalisch gleich neben unsere 1999er Platte „Every Last Time“ einsortieren, und sie trägt im Herzen das Gefühl unseres zweiten Albums von 1995, „Three To Get Ready“. Es fühlt sich wirklich nach der Platte an, die wir immer machen wollten.

Was war in den Neunzigern der Anreiz, bei GAMEFACE zu spielen, und welchen Stellenwert hat die Band heute für dich beziehungsweise das Musizieren an sich? Gibt es etwas, wovon du dir immer wünschtest, das würden die Leute in GAMEFACE sehen?

Ich kann nicht kontrollieren, was Menschen über unsere Musik und unsere Band denken. Ich habe sowohl vor als auch nach GAMEFACE in Bands gespielt und eine Menge Songs geschrieben – Songs, die mir eine Menge bedeuten, und Material, auf das ich sehr stolz bin. Es gibt aber etwas an GAMEFACE, das sehr speziell ist – vielleicht nicht einmal notwendigerweise besser – und das die Band von meinen anderen abhebt. Dieses Gefühl habe ich in der Zwischenzeit sehr vermisst. Leute, die unsere Band und unsere Geschichte sehr gut kennen, können vielleicht verstehen, was ich damit meine. Es hat etwas mit der Zeit und dem Ort zu tun, an dem diese Band angefangen hat, und damit, was wir alle miteinander durchgemacht haben. Wir waren jung und wir wussten nicht, was wir da tun oder wo wir mit dieser Band mal landen. Aber wir haben das alles zusammen geschafft und fühlten uns durch diese Songs verbunden.

Was macht dein anderes Projekt YOUR FAVORITE TRAINWRECK, das du mit Popeye von FARSIDE hast?

Das macht mir auch immer noch sehr viel Spaß. Es war schon immer mein Wunsch, mal ein Album mit Popeye zu machen. Er ist ein guter Freund und ein unglaublich talentierter Songschreiber. Die Platte ist meiner Meinung nach großartig geworden. Ich hoffe, dass wir in der Zukunft noch mehr mit dieser Band machen werden, aber momentan liegt der Fokus allein auf GAMEFACE.

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Immer wenn ich euren Song „Robots“ von der Platte „Always On“ höre, stelle ich mir die Situation vor, in der du den Text damals geschrieben hast. Kannst du dich noch daran erinnern?

Oh, ja! Der Song war eine Reaktion darauf, dass man auf Konzerten plötzlich nicht mehr tanzte, sondern nur noch cool rumstand. Ich weiß aber auch, dass wir uns diesen Schuh eigentlich alle anziehen müssen. Ich kann auch nicht ständig total abgehen auf Konzerten, auch bei meinen Lieblingsbands, größtenteils auch weil ich schon älter bin. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Damals jedoch war es einfach hart für eine Band, die von Show zu Show tingelt, sich den Arsch abspielt und mit Herzblut dabei ist, mit einem Publikum konfrontiert zu sein, das fast apathisch mit den Händen in den Hosentaschen dasteht. Also haben wir einen Song darüber geschrieben.

Bereust du irgendwas bezüglich GAMEFACE?

Es würde mir nicht gut tun, irgend etwas zu bereuen.