FORKUPINES

Foto

Get out of Braunschweig

Die FORKUPINES aus Braunschweig gibt es bereits seit 2011 und die Band kann in ihrer Biografie immerhin auf zwei EPs sowie auf über 150 Konzerte zurückblicken. Das soeben auf Midsummer Records erschienene Debütalbum „Here, Away From“ sollte der Band nun endlich zu einem größeren Bekanntheitsgrad im ganzen Land verhelfen, denn verdient hätten es die jungen Herren, die insbesondere live immer zu überzeugen wissen. Feiner Post-Hardcore mit Einflüssen von Pop-Punk und Emo(tionen) an den richtigen Stellen, machen das Album der FORKUPINES zu einer besonderen Perle. Zum Interview traf ich mich mit Gitarrist und Sänger Skotty und Bassist Jens in einer charmanten Punkrock-Kneipe in der Braunschweiger Innenstadt.

Die Basics bitte zuerst. Wie habt ihr euch kennen gelernt und seid auf die Idee gekommen, eine Band zu gründen?

Skotty: Bei meinen ersten musikalischen Gehversuchen habe ich immer Bass gespielt und als die Bands in die Brüche gingen, hatte ich immer schon so im Hinterkopf, dass ich gern mal in einer Band Gitarre spielen würde. Dafür brauchte ich natürlich noch andere Leute und der einzige Typ, den ich kannte, der Bass spielte, war eben Jens. Und als ich ihn fragte, ob er Lust hätte mitzumachen, war die Sache sofort beschlossen. Wir hatten am Anfang auch noch einen anderen Drummer, einen zweiten Gitarristen und einen Sänger, der dann aber relativ schnell wieder ausgestiegen ist. Damals waren wir so 16 oder 17 und haben zunächst relativ viele Coverversionen gespielt, um überhaupt so ein Gefühl für die Band zu entwickeln, und als wir dann nur noch zu dritt waren, wollten wir der Band auch einen neuen Namen geben und ich hatte für die FORKUPINES dann schon einige Songideen auf Lager.

War zu euren Anfangstagen schon erkennbar, wohin die Reise musikalisch gehen würde?

Jens: Wirklich nur sehr grob.

Skotty: Wir haben zu Beginn sehr viel ausprobiert, und der erste Song, den wir zusammen geschrieben haben, war im Grunde echter Ska, mit so einem typischen Gitarren-Offbeat in der Strophe und durchlaufender Bassdrum. Mit dem Sound auf den EPs und insbesondere jetzt auf dem Album hatte das noch nicht viel zu tun. Als unser Drummer dann ausstieg und Christian in die Band kam, hat sich der Sound auch noch mal geändert und zu dem verfestigt, was er heute ist.

Was passierte in der Band, als euch euer Sänger plötzlich verlassen hat?

Skotty: In der ersten Phase hatte wohl jeder für sich eigene Vorstellungen, wie wir jetzt weitermachen sollten, und ich war dann irgendwann an dem Punkt, wo ich mir sicher war, dass ich eine Drei-Mann-Band einfach geiler finde und es gern mal in dieser Dynamik probieren würde. Unser Drummer war damals allerdings ganz anderer Meinung und fand diese Idee überhaupt nicht gut. Der wollte unbedingt wieder einen Sänger und nach Möglichkeit auch einen zweiten Gitarristen. Ich habe allerdings meinen Dickschädel durchgesetzt und wir haben zu dritt weitergemacht.

Jens: Wir haben auch nicht wirklich viel Zeit zum Überlegen gehabt. Der Sänger war nun mal weg, aber wir hatten so viele neue Ideen und es musste ja irgendwie weitergehen. Wir haben nicht groß überlegt, und als Skotty anfing zu singen und es sich nicht komplett scheiße anhörte, haben wir eben so weitergemacht.

Habt ihr eure beiden EPs komplett in Eigenregie aufgenommen?

Jens: Die ersten Demoaufnahmen haben wir direkt im Übungsraum aufgenommen. Der Typ, der uns den Raum vermietet hat, hatte auch etwas Ahnung von Tontechnik und Bock darauf, jungen Leuten einen Gefallen zu tun. Der wollte nichts Großes veranstalten, aber hat schnell gemerkt, dass wir richtig für die Musik brannten, und wollte gern unser Demo aufnehmen. Für unser Selbstbewusstsein als Band war das jedenfalls richtig gut.

Skotty: Unsere erste EP haben wir dann in Langelsheim bei Goslar in einem richtigen Studio aufgenommen. Da war Christian als Drummer schon dabei und wir waren uns alle einig, dass wir mit der Band auch mal auf Reisen gehen und außerhalb von Braunschweig in Städten spielen wollten, wo vorher noch keiner von uns gewesen war. Also haben wir die ersten vier Songs, die wir mit neuem Drummer ausgearbeitet hatten, aufgenommen, damit wir dem Publikum bei unseren Wochenendtouren auch mal eigene Songs anbieten konnten. Die zweite EP haben wir dann wieder zu großen Teilen selbst aufgenommen, wobei uns ein Bekannter von Jens, der sich mit Tontechnik auskannte, sehr unterstützt hat.

Haben euch die EPs geholfen, aus Braunschweig rauszukommen?

Jens: Das war mehr aus der Not geboren, weil in Braunschweig nicht mehr so viel geht. Wenn man die drei einschlägigen Jugendzentren durch hat, stößt man schnell an Grenzen und zu oft am selben Ort aufzutreten, bringt einen auch nicht weiter. Also haben wir einfach bei Clubs in anderen Städten der Region angefragt und erstaunlicherweise waren die Shows da ähnlich gut besucht wie bei uns zu Hause. So sind wir dadurch viel herumgekommen und das Feedback war eigentlich immer gut.

Skotty: Für eine kleine Band wie uns hat das Booking auch immer viel mit Vitamin B zu tun und als ich parallel zur Band angefangen hatte, im B58 zu arbeiten, haben wir natürlich viele Leute kennen gelernt, die uns als Band auch weiterhelfen konnten. Das lief zum Glück immer auf freundschaftlicher Basis und artete nie so aus, dass Leute einen nur spielen ließen, wenn ihre eigene Band auch bei uns spielen durfte. Für uns ging es ja eher darum, für tourende Bands eine Auftrittsmöglichkeit in Braunschweig zu schaffen. Der Anfang war natürlich mit viel Arbeit am PC und herumtelefonieren verbunden, weil wir einfach irgendwelche Clubs angerufen haben und uns als Band vorgestellt haben. Wir waren immer bescheiden und haben gleich zu Beginn klargestellt, dass wir nicht viel brauchen und mit einer Kiste Bier schon zufrieden sind und notfalls auch im Auto übernachten würden. Unsere Prämisse war immer, wir nehmen alles mit, was geht, um einfach nur rauszukommen.

Jens: Unsere niedrigen Ansprüche haben uns als Band sicherlich viel geholfen. Viele Bands lösen sich nach zwei Jahren wieder auf, weil sie in ihrer Entwicklung stagnieren und sich dann wundern, warum keine Leute zu ihren Gigs kommen. Die hoffen immer auf den großen Durchbruch und sind frustriert, wenn der ausbleibt. Wir haben zur Not auch mal im Zelt übernachtet, was wir zum Glück aber nur einmal machen mussten. Unterm Strich zahlt man eben manchmal drauf und mal bleibt etwas Geld über, aber es bleiben viele schöne Erinnerungen, wie zum Beispiel an den Gig, wo irgendwo in Holzminden aus dem Nichts sechzig Leute vor uns standen und uns nach zwei Stunden Anreise einen wahnsinnig schönen Abend bescherten.

Heute seid ihr keine Schülerband mehr. Ist es schwieriger auf Tour zu gehen, wenn man berufstätig ist?

Skotty: Ja, auf alle Fälle. Jens und ich sind gerade in der Ausbildung und da müssen wir die Sachen schon ganz anders koordinieren. Deswegen sind einzelne Wochenenden schon schwieriger geworden, weil wir am Freitag arbeiten müssen oder auch am Sonnabend schon mal ein Dienst besetzt werden muss. Daher mussten wir auch die Tour zum Album komplett so legen, dass wir in den Herbstferien unterwegs sein können, damit wir von der Berufsschule befreit sind. Generell ist es jetzt unter der Woche sowieso eine höhere zeitliche Belastung, weil man einen Job hat, bei dem man regelmäßig sein muss. Das führt dazu, dass wir nicht mehr jedes Wochenende mit der Band irgendwohin fahren, sondern versuchen, die Auftritte mehr zu konzentrieren, so wie jetzt die Release-Tour. Danach werden wir uns auf ganz bestimmte Auftritte beschränken und gezielt nach Orten suchen, an denen wir noch nicht gespielt haben.

Ihr habt mit „Crows“ und „By the sea“ auch gleich zwei Clips zum Album am Start. Wie wichtig ist euch das Medium Video?

Skotty: Generell war es uns wichtig, den Leuten in Zeiten immer weiter wachsender Social-Media Geschichten zusätzlich zum Album auch Videos anbieten zu können. Man bringt als Band ein Album raus und das interessiert dann vielleicht ein paar Leute, aber über den visuellen Aspekt hat man eben die Möglichkeit, vielen Leuten den Einstieg in die Musik zu erleichtern. Die Videos waren also für uns und unser Label ganz klar Mittel zum Zweck, um unsere Musik mehr Menschen zugänglich zu machen.