Morgenstund hat Gold im Mund

Aber wenn man am Vorabend noch lange gearbeitet hat, kann sich der Morgen auch schon mal etwas zäh gestalten. So geschehen bei Gitarrist Kevin in Las Vegas.

Inwiefern hat Corona euch betroffen?
Ich glaube, ich kann da für mich und meine Band sprechen, auch wenn es zwei verschiedene Dinge sind. Die Band verdient natürlich Geld durchs Touren, das fällt ja gerade flach. Aber was den kreativen Aspekt angeht, ist alles okay. Wir waren von Dezember 2019 bis März 2020 im Studio und haben „Chemical Warfare“ aufgenommen, das neue Album. Und dann kam die Pandemie und hat uns schon ziemlich eingepfercht. Unser Drummer konnte nicht mehr kommen, weshalb wir teilweise einen Ersatzdrummer auf dem Album haben. Das wäre nicht passiert ohne die Pandemie. Also hat sie schon durchaus ein paar Facetten ins Album gebracht, die es sonst so nicht gegeben hätte. Und das ist ja auch eigentlich ganz cool. Und wir haben es auch gemanaget gekriegt, drei Musikvideos aufzunehmen – und einen Weihnachtssong!

Wie war das, einen Weihnachtssong aufzunehmen? Das ist ja schon was völlig anderes als das normale Tagesgeschäft.
Ich habe tatsächlich schon so einige Weihnachtslieder gemacht, haha. Weihnachtsmusik mit Gitarrengeshredde ist cool. Craig und ich haben schon mal ein Weihnachtslied zusammen eingespielt, aus dem Soundtrack von „The Nightmare Before Christmas“.

Wenn wir Corona biologische Kriegsführung nennen würden, was wäre dann eine chemische Kriegsführung?
Der Titelsong „Chemical warfare“ hat ein bisschen mit Drogenmissbrauch zu tun. Es geht um den Zustand, wenn du von einer chemischen Substanz abhängig wirst, die dann sozusagen einen Krieg in deinem Inneren auslöst. Du kommst nicht wirklich davon los. Das ist sehr problematisch. Man kann das aber auch mit COVID-19 in Verbindung bringen. Durch die Situation hat man sozusagen Chemie in seinem Hirn und seiner Wahrnehmung, was einen auch alles beeinflusst.

Aber wenn du sagst, ihr habt das Album kurz vor Corona fertiggestellt, dann hattet ihr auf jeden Fall Glück im Unglück.
Ja, und wir wussten auch nicht, dass das ganze Konzept der Platte dann relativ gut in die kommende Situation passen würde.

Das Artwork ist auch sehr gelungen. Kannst du uns da mehr drüber berichten?
Die Gasmaske passt schon auch gut in den Pandemie-Style. Lass mich noch mal einen Blick drauf werfen ... Ja, wir haben hier das Biohazard-Symbol, auch sehr passend. No future. Das Artwork hat auch diese Punk-Attitüde. Auch in der Krise kann man Kunst machen oder sich an der Kunst festhalten. Die Gasmaske symbolisiert auch ganz gut, dass man sich schützen muss vor dem, was da draußen so vor sich geht. Beschütze dich selbst und deinen Geist. Nicht mit Alkohol oder so. Die Gasmaske kann dich richtig beschützen. Auf eine positive Weise.