Chuck Robertson kennt man als Frontmann der MAD CADDIES, die derzeit aber recht inaktiv sind, was wiederum etwas damit zu tun haben könnte, dass Chuck mehr mit ELLWOOD beschäftigt ist. „Lost In Transition“ heißt deren Album, soeben auf Fat Wreck erschienen.
Chuck, es ist offensichtlich, aber trotzdem: Warum gibt es ein neues Album mit einer neuen Band anstelle eines neuen MAD CADDIES-Albums?
Das ist genau das, was alle wissen wollen, und doch liegt es eigentlich auf der Hand. Die MAD CADDIES gibt es nun seit 15 Jahren und wie bei so vielen Langzeitbeziehungen brauchten auch wir eine kleine Pause. Wir verstehen uns immer noch gut, aber brauchten einfach neue Herausforderungen. Daher waren unsere eigenen Projekte erforderlich, um für etwas Abwechslung zu sorgen, um sich als Künstler weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die MAD CADDIES gibt es aber weiterhin und werden in naher Zukunft wieder ein Album aufnehmen.
Wer spielt alles mit dir bei ELLWOOD?
Im Wesentlichen bestehen ELLWOOD aus dem momentanen MAD CADDIES-Line-up abzüglich Bläser und Sascha, was eine lange Geschichte ist, aber letztendlich ist das Graham Palmer am Bass, unser Gründungsmitglied Todd Rosenberg am Schlagzeug und Dustin Lanker am Keyboard.
Was sind die Unterschiede gegenüber den MAD CADDIES, wo schimmert dein typisches Singwriting durch?
Der Unterschied ist, dass ELLWOOD die abgeklärtere Seite meines Songwritings widerspiegelt. Die Caddies haben immer viele verschiedene Stile unter einen Hut gebracht. Mit diesem Projekt konnte ich meinem Bewusstseinsstrom auf einfache und ehrliche Art und Weise folgen, ohne dass es dem Hörer zu viel abverlangt, jedoch weiterhin von Herzen kommt.
Die MAD CADDIES haben sich mittlerweile in der Szene etabliert, startet ihr mit ELLWOOD also wieder bei Null?
Aber ja, auf jeden Fall. Wir haben keine Erwartungen an diese Band, die erwähnenswert wären, haha. Aber im Ernst, es fühlt sich mal wieder gut an, wenn niemand weiß, wer du bist. Es ist eine sehr erfrischende und überwältigende Erfahrung. An der Westküste, hier in den Staaten, haben wir für einige Bands eröffnet und die Shows waren großartig. Wenn wir loslegen, weiß niemand etwas über die Band und reagiert eher verhalten, aber am Ende des Sets konnten wir schon wieder eine gewisse Verbindung zum Publikum herstellen. Und dann habe ich wieder das Gefühl, dass sich das alles lohnt.
Was gefällt dir daran, Konzerte zu spielen, die in einem – wie ich vermute – kleineren Rahmen stattfinden?
Ich habe es in etwa eben schon angedeutet und sage nun dasselbe: Mal wieder ein „Niemand“ zu sein, fühlt sich gut an. Es ist super, ohne jegliche Erwartungen von Außen auf die Bühne zu gehen, eine Band zu sein, die Musik macht, um Spaß zu haben und sich künstlerisch zu entfalten. Keinen Druck zu spüren ist fantastisch. Ich genieße die einfache Freiheit, etwas Neues und Anderes auszuprobieren.
Es sind Jahre seit „State of mind“ vergangen, dieser Song war euer großer Hit. Inwieweit hat er geholfen, Leute auf euch aufmerksam zu machen, die sich eigentlich gar nicht für eure Musik interessieren?
Wow, danke, Mann! Ich wusste nicht, dass die MAD CADDIES jemals einen Hit hatten ... Nun gut, das war das, was wir in erster Linie mit „Keep It Going“ erreichen wollten. Wir wollten eine abwechslungsreiche und tanzbarere Platte machen, die das Interesse von einer größeren Masse weckt, die sich hoffentlich wiederum dadurch mit unserer übrigen Musik beschäftigt. Ich denke, dass es der Band wirklich geholfen hat in diesem Hinblick. Wir sind wirklich total zufrieden damit, wo wir momentan in unserer Karriere als Musiker stehen. Wir fühlen uns nun bereit, ein weiteres Album zu schreiben, nun mit einer Ahnung dessen, was unsere Fans von uns hören wollen. Ich glaube, wir haben ein ziemliche genaue Vorstellung davon, wie der neue MAD CADDIES-Sound klingen soll!
Zum Schluss: Welches sind deine fünf liebsten Reggae/Ska/Rocksteady-Bands für die Ewigkeit, und warum?
1. SKATALITES: Der ursprüngliche Oldschool Jamaica Sound, so smooth and relaxing.
2. LET’S GO BOWLING: Meine erste kalifornische Ska-Band, die ich als Kind kannte, und sie behauptet sich noch heute. Fresno Traditional Ska Roots!
3. THE SPECIALS: Das ist eine Band, die die Zeit überstehen und weiterhin zig Generationen beeinflussen wird. Sie beschäftigen sich mit all den wichtigen Themen unserer Zeit mittels wirklich guter Musik.
4. SUBLIME: Genug gesagt ...
5. Ernest Ranglan: Ein großartiger Ska-Reggae-Jazz-Gitarrist, der heute noch spielt. Unbedingt antesten, falls du es noch nicht getan hast!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Lars Weigelt