Die Hannoveraner DOWNFALL OF GAIA waren wegen der Labelwahl für ihr zweites Album „Suffocating In The Swarm Of Cranes“ für viele Leute die Überraschung der Stunde, denn auf einem Label wie Metal Blade hätte man sie mit ihrem Mix aus düsterem Hardcore, apokalyptischer Crust- und D-Beat-Raserei sowie Black Metal sicher nicht erwartet. Die Rechnung ging aber auf und die Band genießt zusehends mehr Aufmerksamkeit. Wir erkundigten uns bei den beiden Sängern und Gitarristen Dominik und Peter nach dem Stand der Dinge.
Wie habt ihr es geschafft, dass Metal Blade Records euch unter Vertrag nehmen? Schließlich hätte euch so ziemlich jeder, der mit eurer Art von Musik vertraut ist, wohl eher bei Southern Lord, Neurot, Ipecac, Pelagic oder Alerta Antifascista vermutet.
Dominik: Das kam ziemlich überraschend zustande. Wir waren kurz davor, unser neues Album aufzunehmen, und alle Details waren längst geklärt. Einige Wochen vor dem Studiotermin haben Metal Blade mit uns Verbindung aufgenommen und uns eine Zusammenarbeit angeboten. Auf der einen Seite hat uns das natürlich schon geehrt, jeder von uns kennt das Label von klein auf. Auf der anderen Seite gab es da auch erst mal eine Menge Fragen unsererseits. Wir haben also nicht direkt unterschrieben und waren anfangs auch ein wenig unsicher, ob Metal Blade die richtige Heimat für unsere Musik wäre. Glücklicherweise hatten wir direkt von Anfang an einen guten Austausch mit Metal Blade und alle Unklarheiten konnten schnell beseitigt werden. Daraufhin gab es für uns eigentlich keine Zweifel mehr daran, diesen Schritt zu gehen. Wir können uns momentan nicht beschweren und fühlen uns bei Metal Blade sehr gut aufgehoben.
Erhofft ihr euch davon auch, eine größere Hörerschaft zu erreichen? Oder gibt es vielleicht sogar Befürchtungen, bei einem derartigen, eher im traditionelleren Metal-Bereich beheimateten Label mit vielen großen Bands schnell durchs Sieb zu fallen?
Peter: Eine größere Hörerschaft werden wir dadurch auf jeden Fall ansprechen. Die Plattform ist einfach wesentlich größer als bei unseren bisherigen Labels Alerta Antifascista, Moment of Collapse und Shove Records. Nicht durch das Sieb zu fallen, ist natürlich nicht ganz so einfach, gerade bei so einem Label mit derartig vielen großen und einflussreichen Bands. Wir haben allerdings eine treue Hörerschaft und sehen den Wechsel als Chance, mehr Menschen mit unserer Musik begeistern zu können.
War da die Abkehr vom Crust-Geballer früherer Tage und die Zuwendung hin zu epischem Black Metal Mittel zum Zweck – wie böse Zungen sicher jetzt gerne behaupten möchten – oder hat sich das zufällig entwickelt?
Dominik: Ich würde sagen, das Ganze war ein relativ natürlicher Prozess, der über die Jahre stattgefunden hat. Wir haben uns einfach musikalisch weiterentwickelt und ebenso steigt der Anspruch an uns selbst von Platte zu Platte. Mit den Jahren fanden auch immer mehr Einflüsse den Weg in unsere Musik. Keiner von uns mag es, wenn sich jedes Release gleich anhört. Ich finde es immer wichtig, bei der eigenen Band eine Art von Entwicklung zu spüren und zu hören. Natürlich gibt es gewisse Elemente, die du bestimmt auch bei uns immer wieder hören wirst. Trotzdem ist man irgendwie gewillt, das Gerüst komplexer zu gestalten als zuvor. Darüber hinaus wollen wir uns auch auf kein bestimmtes Genre festlegen und machen einfach das, was sich für uns richtig anfühlt.
Ihr lebt alle weit verteilt, von Hamburg über Hannover bis Berlin. Wie macht man das da mit den Proben – moderne Kommunikationsmittel nutzen oder doch „alte Schule“?
Peter: Diesbezüglich sind wir eher „oldschool“ geblieben. Dominik und ich bereiten neue Songs vor und dann treffen wir uns zu viert in Hannover in unserem Proberaum und vervollständigen dort die Ideen zu fertigen Songs.
DOWNFALL OF GAIA nehmen kein Blatt vor den Mund und sprechen Missstände offen an, verpacken einige ernste Inhalte jedoch auch in Metaphern. Gehörte das von Anfang an zum Konzept hinter der Band?
Dominik: Ich denke, das hat sich aus unserer Sozialisation heraus ergeben. Wir sind alle mit Punk, Metal und so weiter aufgewachsen, mit subkulturellen Alternativen zum Mainstream. Dadurch hat man schon immer mehr hinterfragt, Dinge aus einem anderen Blickwinkel gesehen und sich für etwas einzusetzen versucht. Von daher war es wohl selbstverständlich für uns, dies mit in unsere Musik einfließen zu lassen. Geplant hat das niemand. Aber jeder, der auch nur ansatzweise mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht ja, dass alles vor die Hunde geht. Das Verwenden von Metaphern bietet uns einen viel größeren Spielraum und ermöglicht mehr Aussage in weniger Worten. Ein Text sollte lebendig wirken und nicht nur ein paar abgedruckte Worte auf einem Blatt Papier darstellen. Ebenso erlauben Metaphern dem Hörer einen recht großen Interpretationsspielraum und der Song kann so auf eigene Art und Weise erarbeitet und ausgelegt werden. Ich selber bevorzuge metaphorische Texte, auch wenn es definitiv Bands gibt, deren Texte auch ohne großartige Metaphern spitze sind. Zu denen können wir uns aber wohl nicht zählen.
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