Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Im folgenden geht es um das schwedische Streetpunk-Quartett DOWN AND AWAY, nicht um die amerikanische Christenrock-Formation gleichen Namens (die ein Internet-Gebet-Forum unterhält und letzten Sommer eine ausgiebige Tour durch zwei Dutzend kalifornische Presbyter-Kirchen und christliche Jugendlager absolviert hat). Der geneigte Punkrocker darf also beruhigt weiterlesen! DOWN AND AWAY – die echten – gründeten sich 1998 in der schwedischen Kleinstadt Askersund und haben in den letzten drei Jahren stolze fünf Veröffentlichungen rausgehauen, das aktuelle Album heißt „Set To Blow“.
Auch auf dieser Scheibe wird der Punkrock nicht neu erfunden, dafür gibt‘s aber wieder einen Arsch voll treibende 3 1/2-Akkorde-Nummern, die mit ihren rotzigen Call&Response-Chören und Ohrwurm-Refrains den idealen Soundtrack zum Biertrinken und Schwofen in der Rock‘n‘Roll-Kneipe liefern. Da wir uns von diversen gemeinsam bestrittenen Konzerten schon eine Weile kannten und immer ein prima Verhältnis hatten, dachte ich mir, dass irgendwann wohl ein Interview fällig wird. Mein Gesprächs-Partner war Schlagzeuger Martin, gerade mal 21. Der Rest des Line-Ups sieht so aus: Marcus (Guit./Voc.), David (Guit.) und The Face (Bass).
Was ist eure Definition von „Punk“, und wie sehen in diesem Zusammenhang eure Werte und Überzeugungen aus? [/b]
„Meiner Meinung nach ist Punk mehr eine Einstellung als eine Musikrichtung. Unsere ‚Punkrock-Überzeugungen‘ sehen ungefähr so aus: Möglichst viel Spaß haben und nette, interessante Leute kennen lernen. Durch die Musik haben wir viele Leute getroffen, die heute gute Freunde von uns sind. Und wenn die Welt so aussieht wie gerade, dann kann man gar nicht genug Freunde haben. Nichts ist besser, als Punkrock zu spielen, und über die schönen und traurigen Dinge zu singen. Wir sind keine explizit politische Band, aber anhand unserer Texte kann man wohl feststellen, wofür wir stehen.“
Welche Probleme beschäftigen euch als Band besonders, und was gibt euch Auftrieb?
„Wir haben kein spezielles Thema, wenn wir Texte schreiben. Häufig geht es aber darum, wie es ist, wenn man Freunde verliert oder die Gesellschaft einem in den Rücken fällt. Es geht auch um Jugendliche von heute, die oft verwirrt sind und nicht wissen, woran sie glauben sollen. Was gibt uns Auftrieb? Die Unterstützung, die wir von unseren Freunden erfahren. Nette Leute treffen. Viel Reisen. Und am allerwichtigsten: Unsere Liebe zur Musik.“
Was sind denn eure Lieblingsplatten, und mit welchen Bands würdet ihr mal gerne auftreten?
„Mir fallen jetzt keine speziellen Lieblingsplatten ein, aber es gibt eine ganze Reihe von Bands/Interpreten der unterschiedlichsten Stilrichtungen, die wir großartig finden und deren Sachen wir uns gerne anhören. Dazu gehören SOCIAL DISTORTION, AC/DC, RANCID, Johnny Cash, RAISED FIST, THE CLASH, THE RAMONES, DROPKICK MURPHY‘S ... Ich persönlich wollte immer schon mal mit RANCID spielen. Das sind meine absoluten Favoriten.“
Sollte die Punk/HC Szene nicht wieder ein bisschen intoleranter und radikaler werden – im positiven Sinn? Bands wie RANCID und DROPKICK MURPHY‘S machen zum Teil ja ganz nette Musik, aber vielleicht sollten wir doch mal den ganzen Mist aus unserem Plattenschrank verbannen und wieder anfangen, „echte“ Punk-Bands zu unterstützen ...
„Ich weiß nicht, wer entscheidet, was ‚echter‘ Punk ist und was nicht ... Ich unterstütze die Bands, von denen ich denke, dass sie mir etwas zu bieten haben. Die meisten Bands, die ich höre, sind nicht auf einem Major. Ich liebe den Independent-Gedanken. Das ist es, was ich unterstützen will. Wenn du mit einem Indie-Label in Kontakt kommst, weißt du, dass du es mit Leuten zu tun hast, die wissen, worum es geht. Die sich mit Herzblut für ihre Sachen einsetzen ...Was RANCID angeht, kann ich nicht ignorieren, dass die Band einen großen Einfluss auf mich hatte, und immer noch hat. Mir ist es egal, ob die heute mehr oder weniger Platten verkaufen. Sie machen immer noch unglaubliche Musik und schreiben Texte, die mich berühren.“
Ihr seid bei Rockstar Rec., einem sympathischen Label aus Aachen. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?
„Bevor wir einen Plattenvertrag hatten, ist Marcus gefragt worden, ob er vorübergehend bei VOICE OF A GENERATION einsteigen möchte. Die hatten damals keinen Sänger, und die Tour war nur noch wenige Wochen entfernt. David ist damals als Merchandiser mitgefahren und hat unsere Demo-CD an diverse Leute verteilt. Eines Abends kam jemand von Rockstar Rec. – ich glaube, es war Timo – zu ihm, da sie kurz vorher das Demo bekommen hatten. Der Kontakt zwischen David bzw. Markus und Rockstar blieb bestehen, auch als die Jungs zurück in Schweden waren, und nach einer Weile haben wir dann einen Deal gemacht.“
Was macht ihr so, um eure Brötchen zu finanzieren? Ich nehme mal an, DOWN AND AWAY ist eher ein Hobby ...
„Stimmt, DOWN AND AWAY bezahlt nicht die Rechungen und das Essen. David ist Wasser- und Heizungsinstallateur, wenn wir nicht unterwegs sind. Marcus geht gerade wieder zur Uni, keine Ahnung, was er genau studiert. Er wird auf jeden Fall schlau ... Wenn er nicht zur Uni geht, arbeitet er als Schweißer. The Face jobt hier und da, oft ist er auch arbeitslos. Ihm geht‘s aber gut, er macht viel Musik. Ich selber arbeite in einer Fabrik, die Plastikcontainer herstellt. Na? Working class oder wie oder was ...?“
doc flunder
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