DINA

Foto© by Markus Haner

Maskenball

Die Hamburger Band verbirgt ihre Gesichter hinter Masken. Warum das so ist und welche Themen sie auf ihrem selbstbetitelten Debüt anschneiden, erklärt uns ... DiNA.

Ihr als Bandmitglieder wollt anonym bleiben. Was ist hier der Hintergrund?

Ich bin DiNA, ein Teil der Band DiNA. Bei DiNA sind die Personen hinter den Masken nicht so wichtig wie das Projekt und der Grundgedanke selbst. Wir widmen uns in unseren Songs alltäglichen Themen, an denen wir uns reiben, unter denen wir zu leiden haben, die wir für unverrückbar halten und dennoch hoffen, dass wir sie ändern können. So gesehen ist jeder ein Stück weit DiNA.

Ich hab mir für das Interview den Song „Papier“ rausgepickt – magst du uns kurz erläutern, worum es in dem Stück geht?
„Papier“ ist ein gutes Beispiel für das oben Beschriebene, erzählt der Song doch die Geschichte einer Frau in der für sie kalten und unerbittlichen Welt des Patriarchats. Als weißes, unbeflecktes Blatt Papier geboren, wird sie im Verlauf ihres Lebens benutzt, gespielt, missbraucht und hält sich dennoch am Leben in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft und in der Erinnerung an die eigene urgegebene Unschuld.

Das Thema Gewalt gegen Frauen wird bis heute weiterhin tabuisiert – wie kann man deiner Meinung nach dagegen ankämpfen?
Wir denken, dass es ein enormes Maß an Energie braucht, ob in Form von öffentlichem Diskurs, Aufklärung an Schulen, Sozialisation unserer Kinder, oder Protesten, um diese tief verwurzelten und sich hartnäckig selbsterhaltenden Strukturen aufzubrechen. Eines sollte aber klar sein: Diese Prozesse brauchen eine Schonungslosigkeit in der Sprache. Das gilt zumindest für uns und unsere Texte. Wir reden gesellschaftlich schon viel zu lang um die eigentliche Sache herum und verlieren uns politisch in sinnlosen Stellvertreterdebatten, wenn es um die Rechte, Gleichstellung und damit einhergehend den Stopp von Gewalt an Frauen geht. Denn psychologisch ist es doch so: Nur Geringschätzung und eine Asymmetrie an Respekt erzeugt eine vermeintliche Rechtfertigungsebene, auf der solche untragbaren Dinge geschehen.

Auch in der Musikszene vergeht ja gefühlt kein Monat, in dem nicht wieder Vorwürfe gegen Musiker laut werden. Warum, denkst du, häuft sich das gerade hier so stark?
Das ist auf der einen Seite schrecklich zu beobachten und zu lesen, aber vielleicht ist es auch ein Teil eines selbstbewussteren Grundgefühls, dass man mit dem Erlebten an die Öffentlichkeit tritt und sagt: So geht es nicht! Das hier sind die Täter. Das sind ihre Gesichter. Dadurch wird das Ganze vielleicht für andere Menschen greifbarer. Sexualisierte Gewalt an Frauen wird nicht mehr oder weniger geworden sein. Den Scheiß gab es schon immer. Sichtbarkeit nimmt den Leugnern hoffentlich den Wind aus den Segeln.