DAS Z.

Foto

Corona Update 2.0

Oder was von der Musikindustrie übrig ist. Okay, wir hatten unseren Spaß Wir haben gesehen, wie bei Autokino-Konzerten mit der Lichthupe applaudiert wird und wie traurig ein Club aussieht, in dem man die Abstandsregeln einhält. Wir mussten sogar „Virtuelle Welttourneen“ über uns ergehen lassen. Aber das Maß ist jetzt voll.
Bei aller aufrichtigen Gehässigkeit empfinde selbst ich so etwas wie Mitleid, wenn ich miterleben muss, dass Musikschaffende und Künstler wirklich die aller-, aller-, allerletzten in der Nahrungskette sind, denen vom Gesetzgeber geholfen wird.
Gleichzeitig drängt sich aber die Frage auf, warum das so ist. In den letzten Monaten wurde sehr oft der Begriff „systemrelevant“ in den Mund genommen. Ist man sich bei Krankenhäusern und Edeka-Märkten noch einig, dass sie einen essentiellen Beitrag zum Fortbestand der Menschheit leisten, so muss man bei Clubs, Festivals und Heavy-Metal-Kreuzfahrten schon genauer hinsehen. Prinzipiell ginge es natürlich im Extremfall auch vollkommen ohne Live Konzerte und kulturelle Großveranstaltungen jeglicher Art, aber davon spricht ja keiner (mehr). So wie es aussieht, geht es aktuell um „weniger“ und um „anders“.
Bei „weniger“ bin ich voll dabei. Ich finde es schon seit Jahrzehnten unerträglich, wie viele Bands regelmäßig auf Tour kommen, um ihren unterdurchschnittlichen künstlerischen Müll fließbandartig und unermüdlich für das immer gleiche Publikum, das selbst schon gar nicht mehr weiß, warum es überhaupt noch hingeht, live zu reproduzieren. Das Gleiche gilt für den seit Jahren völlig überfrachteten Festivalsommer, der hirntot jedes Jahr aufs Neue von den selben Bands überschwemmt wird. Ganz zu schweigen von den tausenden „Dienstagabend-Konzerten“, zu denen außer dem Barkeeper der Location und dem Gründer des örtlichen Fanclubs niemand aufkreuzt. Dieser Konzert-Overkill lässt sich weder ökonomisch noch ökologisch mit gesundem Menschenverstand irgendwie rechtfertigen.
Bei „anders“ habe ich allerdings so meine Bedenken. Live-Konzerte sind ohne Wenn und Aber der wichtigste Bestandteil der Punk-, Hardcore- und Metal-Subkultur. Kein Album, kein Fanzine, kein Video und kein Bandshirt wird jemals das Gefühl reproduzieren können, das man hat, wenn man seine Lieblingssongs in einem vollgepackten Club bei übertriebener Lautstärke um die Ohren gebrettert bekommt. Ich will das nicht unnötig romantisieren, aber die zwei Mal im Jahr, die ich auf ein Konzert gehe, will ich genau so ein Erlebnis haben. Außer bei SLIPKNOT. Da waren ein bestuhlter Tribünenplatz, eine Tüte Popcorn und eine Johannisbeerschorle völlig in Ordnung.
Fazit: keins. Abwarten und BANE-Videos auf YouTube gucken.