DAS ENDE

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... ist nah

DAS ENDE werden sich auflösen. Warum also dieses Interview? Weil DAS ENDE eine der interessantesten neuen deutschsprachigen Bands sind oder waren. Drei Süddeutsche und zwei Norddeutsche trafen sich 2010 in Hamburg und entwickelten ihre Version von Noiserock zwischen WU-TANG CLAN und THE JESUS LIZARD. Dank mehrerer Konzerte mit MESSER konnte ein Kontakt zu This Charming Man-Records hergestellt werden. Im November 2012 produzierte das Quartett in den Hamburger Docks-Kellerstudios innerhalb von zwei Tagen zehn Songs, die als nervöser, fiebriger, noisiger „Geländepunk“ beschrieben wurden. Anfang März 2013 erschien nun „Der Teufel ist ein Silberfisch“ und einen Monat nach Veröffentlichung sitzen mir Bassist Stefan und Schlagzeuger Danny in Hamburg gegenüber.

Ihr verweigert euch in euren Kompositionen dem gängigen Punkrock-Mainstream. Eure Musik kommt etwas vertrackt daher und ihr sprecht ja selbst auch von „Geländepunk“.

Stefan: Unser Gitarrist Tobi kam irgendwann mit diesem Begriff an. Dieser Anspruch, anders klingen zu wollen, war aber schon immer da.

Danny: Wir waren uns jedenfalls sofort einig, dass es Punk sein muss, weil wir letztendlich ja auch gar nichts anderes können. Die uns unterstellte „Vertracktheit“ kommt daher, dass jeder einzelne Musiker eine größere Vision von dem hat, was Musik sein kann: Wir wollten in dieser, für uns neuen Band einfach auch für uns neue Musik spielen und nicht die gängigen Punkrock-Muster kopieren. Ich frickele dann natürlich auch gerne am Schlagzeugspiel rum, um diese ausgelutschten Muster zu vermeiden. Die meisten Ideen kommen aber von Tobi und Stefan, die tauschen per Dropbox kleine Gitarre-Bass-Soundfiles aus, die wir dann im Proberaum komplettieren und bei Bedarf verändern. Tobi hat da immer neue wirre Melodien und vertrackte Rhythmen drauf und Stefan spielt den Bass ja ziemlich viel in den höheren Lagen. Und es ist dann auch ein riesiger Unterschied zwischen der Instrumentalversion und dem, was dann daraus wird, wenn Hehnle seinen Gesang draufsetzt. Erst dann wird es eigentlich zu deutschem Punk.

Habt ihr also einen musikalischen Grundkonsens an Einflüssen?

Stefan: Hehnle und ich hatten schon so eine jugendliche Iro-Phase, wo wir auch viel Deutschpunk gehört haben, aber mit Anfang zwanzig kamen dann Jens Rachut mit seinen Bands oder BOXHAMSTERS und EA80, so anspruchsvollerer Punk, der einen schon beeinflusst hat, weil er einfach nicht so plakativ war. Dann kam aber später mit Ende zwanzig noch viel Alternative, Indie, Noise, und Underground-Zeug dazu. Tobi hört zum Beispiel viel amerikanischen Noise-Punk und so’n Kram.

Euer Hauptmotiv für die Veröffentlichung eurer aktuellen LP „Der Teufel ist ein Silberfisch“ war, dass ihr unbedingt eure eigene Platte in der privaten Vinyl-Sammlung haben wolltet. Ziel erreicht?

Stefan: Auf jeden Fall haben wir das Ziel erreicht. Aber wir sind uns auch fast einig, dass wir zusammen, aber unter anderem Namen weiterhin neue und experimentelle Musik machen wollen. Wir wollen schon mit DAS ENDE dieses Jahr noch ein paar Konzerte spielen, wer da Bock drauf hat, soll sich also melden.

Die Variante ist mir bisher nicht so geläufig. Normalerweise gibt man der nächsten Platte einfach einen anderen Namen, aber ihr ändert direkt den Bandnamen!?

Danny: Wir setzen uns eben kleine Ziele und wollen uns eine gewisse Leichtigkeit erhalten, zumal uns klar ist, dass man damit sowieso niemals Geld verdienen kann. Wir haben da in This Charming Man Records einen super Partner gefunden, der einfach diesen Mut hat, eine Band wie uns zu fördern. Aber jetzt noch eine DAS ENDE-LP dranzuhängen, würde uns nicht so viel Spaß machen.

Stefan: Wir mögen es halt, wenn es klein bleibt. Und soweit ich weiß, hat Chris von TCM nur noch dreißig limitierte Exemplare auf Lager, von daher wurde sein Mut, so was zu veröffentlichen, schon irgendwie belohnt, auch wenn damit natürlich trotzdem kein Geld zu verdienen ist. Aber noch kriegt man die Platte überall.

Danny: Dadurch dass wir aber bei so wenigen Konzerten schon mit so vielen guten anderen Bands gespielt haben, MESSER zum Beispiel, ist es natürlich ein super interessanter Zustand für uns, und man kommt dann auch auf gute neue Ideen, weil das ganze Umfeld so einen innovativen Underground-Charakter hat.

Welche Pläne schmiedet ihr denn noch bis Ende des Jahres?

Danny: Wir planen eine Tour für Herbst und wollen 2013 noch mindestens eine EP veröffentlichen. Unser Proberaum liegt im Studiokomplex von Kristian Kühl, der hat zum Beispiel Marcus Wiebusch und CAPTAIN PLANET aufgenommen, und da können wir quasi jederzeit mal zwischendurch was aufnehmen.