CROWN

Foto© by Daniel Johansson

Unbequem

Mit ihrem neuesten Streich „Crown Of Thorns“ schließen die Schweden musikalisch nicht direkt an die beiden Vorgängeralben an. Vielmehr fächern sie ihren Sound etwas auf und präsentieren sich divers. Wie es trotzdem zu einem stringenten Album gekommen ist, erklären uns Sänger Johan und Gitarrist Marko.

Marko, wann hast du angefangen, Musik für das Album zu schreiben?
Marko:
Ich meine, ich weiß, dass ich eine Art Phase durchmache, wenn ich die Musik für ein Album fertiggestellt habe. Ich fühle mich sehr, sehr leer und ausgelaugt. Ich habe dann immer das Gefühl, dass ich nie wieder einen Song schreiben kann. Ich habe nichts mehr zu bieten. Aber dann schleicht es sich an und ich habe ein Riff und bin wieder dabei. Ich schreibe ein paar Songs und beginne, Ideen zu bekommen. Das habe ich mittlerweile gelernt, so dass ich nicht mehr frustriert bin, wenn ich das Gefühl habe, dass ich der Death-Metal-Szene nichts mehr zu bieten habe, haha!
Johan: Ich glaube, wir haben Ende 2023 angefangen, mit den neuen Songs herumzuspielen. Du hattest da ein paar Songs. Aber wir haben erst im Frühjahr dieses Jahres angefangen, ernsthaft zu proben. Ich glaube, so zwei, drei Monate, bevor wir ins Studio gingen. Marko hatte etwa fünfzehn, zwanzig Songs und wir haben sie auf zehn Songs für das reguläre Album beziehungsweise dreizehn Songs für das Bonusalbum gekürzt. Wir hatten also eine Menge Tracks zur Auswahl, was eine gute Sache ist.
Marko: Es ist immer ein bisschen so, wenn man neu anfängt. Ich meine, viele der Ideen, die ich bekomme, sind musikalisch völlig durcheinander. Ich nehme einfach alle möglichen Sachen auf, die mir einfallen, und schicke sie den Jungs. Entweder flippen sie aus oder sie finden es cool. Das Material ist irgendwo zwischen Death Metal und reinem Metal.
Johan: Marko hat auch vor etwa zehn Songs gesagt, dass er keine schnellen Stücke mehr in sich hat. Dann kamen auf einmal in nur ein, zwei Monaten fünf, sechs neue Songs, und das waren die schnellsten auf dem Album.
Marko: Ich weiß, ich rede nur Scheiße, haha! Man weiß nie, manchmal wacht man mit einer beschissenen Idee auf und wird inspiriert, aber ja, ich erinnere mich an die Denkweise. Und ja, ich dachte, ich werde das für den Rest der Songs so durchziehen, aber dann haben die Blastbeats mich überrumpelt, haha!

Das neue Album ist meiner Meinung nach super abwechslungsreich. Trotzdem klingt alles noch nach THE CROWN. Das gelingt vielen Bands nicht so gut. Sie verlieren bei so einer Auffächerung des Sounds oft ihre Wurzeln aus den Augen. Was habt ihr anders gemacht, als ihr an das Material herangegangen seid? War es die Auswahl der Songs selbst?
Johan:
Ich würde sagen, dass wir nur noch mit Marko gearbeitet haben, ist einer der Gründe, warum das neue Album so klingt, wie es klingt. Denn Marko ist der Hauptsongwriter auf diesem Album. Ich denke, man kann den rote Faden des Albums im Vergleich zu den anderen sehr viel präziser hören.
Marko: Ich war es bisher gewohnt, mit Magnus zusammen zu schreiben. Magnus hat seinen Stil, und ich habe meinen, und wir haben beides irgendwie miteinander vermischt. Wir haben auf diese Weise zehn Alben geschrieben, und das war normalerweise die Art von Konzept. Aber jetzt, nachdem Magnus raus war, erinnere ich mich, dass ich ziemlich viel darüber nachgedacht habe, wie die Herangehensweise sein sollte. Es gibt ziemlich viele Dinge, die wir geändert haben. In einer frühen Phase habe ich die Band dazu gedrängt, dass wir ein bisschen rückwärts arbeiten, dass wir das ganz anders angehen müssen. Ich schlug zum Beispiel vor, dass wir zuerst das Coverartwork machen sollten, um dieses inspirierende Niveau zu erreichen. Dann können wir uns das ansehen und darüber nachdenken, welche Songs es verdienen, unter dieser Art von Artwork zu erscheinen. Denn in der Vergangenheit kam das Artwork immer erst sehr, sehr spät, und wir überlegten, was wir für die zehn Songs, an denen wir gearbeitet haben, verwenden könnten. Jetzt lief eher andersherum.

Ich finde es wirklich interessant, dass ihr das neue Album ganz frisch angegangen seid und nicht versucht habt, die beiden vorherigen Platten wieder aufzuwärmen. Vor allem da ihr meiner Meinung nach mit diesen beiden Alben euren bisherigen Höhepunkt erreicht habt.
Marko:
Ich meine, wir hätten „Cobra Speed Venom“ und „Royal Destroyer“ auf einer neuen Platte kombinieren und eine Trilogie daraus machen können. Ich glaube, vor fünf Jahren war das sogar eine Idee. Ich stimme dir zu, dass wir damit unseren verdammten Höhepunkt erreicht haben, und das war wirklich sehr inspirierend. Auch das Feedback, das wir von den Leuten bekommen haben. Wir kennen viele Bands, die vor zwanzig Jahren ihren Höhepunkt erreicht haben. Die spielen nun ihren Stiefel runter. Aber wir haben es tatsächlich geschafft, mit „Cobra“ und „Royal“ richtig, richtig gute Alben zu schreiben. Der Druck war da, denn ich wollte weiterhin da oben bleiben. Gleichzeitig wollte ich mich aber auch nicht wiederholen. Ich verlasse wirklich gerne meine Komfortzone, wenn es um den kreativen Teil geht. Bequemlichkeit ist einfach. Es ist so lustig, denn wie du schon sagtest, fühlt es sich so an, als hätten wir unseren Höhepunkt zwei Mal erreicht. Das erste Mal war nach „Deathrace King“ und „Possessed 13“ und dann kam die ganze Dunkelheit und alles fiel auseinander. Aber dann kamen wir langsam wieder zurück und das Revival war eher wie „Cobra Speed Venom“. Es fühlte sich wirklich gut an und jetzt haben wir es von dort aus aufgebaut. Und es macht Spaß, wieder Death Metal zu spielen. Wir fühlen uns sehr stark dabei. Ich meine, wir werden nicht jünger, aber es macht uns immer noch Spaß. Also hoffen wir, dass es den Leuten auch Spaß macht, damit wir damit unterwegs sein können. Ich meine, wir waren vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, als wir die Band gegründet haben. Unsere Einstellung ist aber immer die Gleiche geblieben. Wir sind immer noch daran interessiert, das beste Album der Welt zu machen, das ist immer das Ziel. Ich denke, das ist eine gute Triebfeder, um etwas wirklich Gutes aus dir, aus der Band, herauszuholen.