COWBOY PROSTITUTES

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Wild and ugly cowboys doing anything for rock'n'roll like a whore

Kennt ihr das auch? Ihr sitzt beim gepflegten Small Talk über Rockmusik und Bands in irgendeiner verrauchten Location und lamentiert in bester Fachsimpelei mit eurem Gegenüber über Musik. Sobald man die Herkunft der Band anspricht und in dem Zusammenhang "Schweden" fällt, entspannen sich die gelangweilten Gesichtszüge eures Gesprächspartners deutlich, man erkennt plötzlich so etwas wie Aufmerksamkeit. Bei den COWBOY PROSTITUTES ist diese Variable zum Glück nicht so einfach anwendbar, denn Sänger Luca Isabelle stammt eigentlich aus Italien, spielte bei den englischen Glampunkern SONIC BOOM BOYS 1999 das Debütalbum "Generation 3 Time" ein und verließ England und die Band 2003, um zusammen mit Gitarrist Anders Wickström in Örebro, Schweden die COWBOY PROSTITUTES zu gründen.


"Jeder in der Band kommt aus Schweden, nur ich nicht. Obwohl ich seit über zwölf Jahren nicht mehr in Italien lebe, bin ich eigentlich Italiener. Wenn ich ab und an zurückreise, komm ich mir jedoch wie ein völlig Fremder vor. Und wenn ich sehe, von wem und wie das Land regiert wird, bestätigt mich mein Entschluss stets aufs Neue, das Land verlassen zu haben! Ich zog mit 19 Jahren nach England und dort verbrachte ich sechs wirklich tolle Jahre mit meiner Musik. Aber London ist auch eine einzige, große Lüge und wenn du dort aufwächst, merkst du mit der Zeit auch warum. Das Kapitel SONIC BOOM BOYS war dann abgeschlossen. Deshalb zog ich nach Schweden, um richtige Freunde und Musiker zu finden. Meine COWBOY PROSTITUTES-Bandkollegen lernte ich dann auf Clubs-Gigs und in Bars kennen, als sie sich andere Bands ansahen. 2005 bin ich dann aber noch einmal mit den SONIC BOOM BOYS in London aufgetreten, in Erinnerung an Geoff Starr, der kurz zuvor verstarb. Dieser Memorial Gig wurde mit allen drei verschiedenen Besetzungen der S.B.B. gespielt und einigen weiteren Gästen wie Charlie Harper/U.K. SUBS. Ich werde Geoff niemals vergessen. Klar, wir hatten auch unsere Differenzen, speziell während der verrückten Touren durch Holland, Belgien oder Deutschland. Aber wir hingen trotzdem immer zusammen rum. Die SONIC BOOM BOYS waren eine großartige Band und Geoff Starr für mich einer der wichtigsten Menschen während meiner Zeit in London. Sowohl Geoff als auch Jeff Storm haben mir eine Menge beigebracht. Eben in der Art, die ein hinter den Ohren noch feuchter Teenager, der sich selber immer in die Scheiße reitet, braucht, um zu der Person zu werden, die er heute ist. Es gibt eine Menge Unterschiede zwischen S.B.B. und meiner aktuellen Band COWBOY PROSTITUTES. Musikalisch und auch vom Auftreten/Outfit her natürlich. Aber am wichtigsten ist eben: Es waren komplett andere Zeiten im Vergleich zu heute! Ich meine, wir haben mit den S.B.B. genau die Art von Musik damals gespielt, die jetzt erst so richtig populär wurde. In den späten 90ern konntest du dich glücklich schätzen , wenn sich sich Leute zu deinen Konzerten verirrten, weil du nicht so ausgesehen hast wie OASIS."

Und jetzt ist eben die Zeit der COWBOY PROSTITUTES und der Wahlheimat Schweden. Auf dem italienischen Label Nicotine Records und im deutschsprachigen Raum via Sunny Bastards erscheint nun das neue Album "Swingin' At The Fences" und spätestens mit diesem von der heimischen Rock-Legende Dan Swanö produzierten, neuen Album passt der Stempel "Swedish Sleaze" sowieso nicht mehr. Seinen Standpunkt zur schwedischen Rockszene macht Luca dabei mehr als deutlich: "It still smells like fake, manufactured music which is not that different (in my eyes) to all that MTV shit."

Die Songs auf "Swingin' At The Fences" im Stil von großen Vorbildern wie GUNS N' ROSES, L.A. GUNS, MÖTLEY CRÜE, oder MOTÖRHEAD ergeben mit weiteren Versatzstücken aus Punk, Metal und Schweinerock sowieso ein international zündendes Format und klingen gewiss nicht nach blutigen Anfängern: "Die Jahre in London mit den SONIC BOOM BOYS waren ein riesiger Spaß für mich. Es war eine großartige Band. Auch die anderen COWBOY PROSTITUTES spielten früher in zahlreichen Bands, aber diese Liste würde wohl zu lang werden. Lass es uns auf den gemeinsamen Nenner bringen, dass wir alle in der Vergangenheit mit Rockmusik so einige Erfahrungen gemacht haben. Wir alle haben unsere persönlichen Idole und versuchen auch immer Teile davon in unsere Musik mit einfließen zu lassen. Ich persönlich wurde Ende der 80er als Teenager total in den Bann gezogen von der Musik von GUNS N' ROSES. Während dieser Zeit in London hab ich wegen meiner langen Haare und Cowboystiefel auch genug auf die Fresse dafür bekommen von den Punks. Am Ende aber musste ich ihre Musik einfach mögen und übernahm mit der Zeit einiges vom Punk auch in mein Songwriting."

Luca betont dabei, dass die Band nicht auf bestimmte Subkulturen fixiert ist: "Ich hab so viele Typen getroffen, die die Szenen gewechselt haben, wie andere Leute ihre Socken, dass ich einen Scheiß darauf gebe. Jeder, der eine Antenne für gute Rockmusik hat, wird unsere Musik lieben. Natürlich bis auf unsere Feinde, die wir aber gerne damit anpissen! Ich hab in verschiedenen Szenen viele Freunde, aber auch Feinde. Und mit Feinden meine ich all diejenigen unverbesserlich feigen Bastarde, die mich lieber tot sehen würden, weil ich sage, was ich denke!"

Der Name COWBOY PROSTITUTES hat daher auch eine Bedeutung für die Jungs: "Es erinnert uns stets daran, dass man sich selber nicht zu ernst nehmen sollte. Letztendlich müssen wir irgendwie doch alle das tun, was uns auferlegt wird, wie eine Hure eben. Ob wir das wollen oder dagegen ankämpfen oder eben versuchen, als Außenseiter zu leben."

Auf die alternative Musiklandschaft angesprochen, reagiert Luca auch mit gemischten Gefühlen: "Die Musikszene ist gewaltig, aber ein Großteil davon ist ohne Sinn und Plan. Es gibt so viele Bands um einen rum, die nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen sollen. Es dauert eine Weile, die Guten zwischen all dem Dreck da draußen zu erkennen. Meine Favoriten derzeit sind eindeutig die ACCIDENTS. Sie leben den Rock'n'Roll und verwirklichen genau das, was sie singen, und das respektiere ich sehr!"

Mit D. Vacuum von THE ACCIDENTS spielten die COWBOY PROSTITUTES auch den Song "Pirate town" vom aktuellen Longplayer ein. Eines der vielen Highlights des Albums, was theoretisch wohl auch ohne weiteres in den sonst verhassten Mainstream-Charts auftauchen könnte. Wäre das ein Ziel für die Band? "Viel wichtiger für uns ist das Ergebnis und dass wir es genau so umsetzen, wie wir es uns vorstellen. Für uns fühlt sich "Swingin' At The Fences" eigentlich wie unser erstes, richtiges Release an, obwohl wir 2005 ja schon ein Debütalbum eingespielt haben, was aber nur übers Internet erhältlich ist. Nicotine Records nahmen uns auf, weil sie unsere Musik und Band wohl sehr mochten und aus dem Grund taten das wohl auch Sunny Bastards. Momentan sind wir nah dran, ein US-Label zu bekommen und in Kanada gibt's auch schon einen Vertrieb."

Und so sind die Cowboy-Huren wohl auch international bestens vorbereitet: "Auf den Punkt gebracht, würde ich unser neues Album so beschreiben: It was made with sweat. It was made with blood. It was made for real Rockers! Ich erzähle in meinen Songs eben gerne Geschichten aus dem täglichen Leben, die so passieren. Ich bin kein Apostel und maloche in einer Company mit wirklich abgefahrenen Leuten aus allen Teilen der Welt. Was da passiert, welch rauhe Sprache dort manchmal gesprochen wird ... das ist meine größte Inspiration."

Chris Sönne